Arbeitsmarkt:Genügend Gesellen

Die Friseur-Innung im Landkreis ist momentan zufrieden mit der Zahl der Fachkräfte. Für die Zukunft suchen die Geschäftsinhaber aber auch in Spanien nach Auszubildenden

Von Anna Landefeld-Haamann, Maisach

Dem Friseurhandwerk im Landkreis geht es gut, allen bundesweiten Trends zum Trotz. So ist der Fachkräftemangel kaum zu spüren. Nach den Worten von Obermeister Josef Wieser besteht kein Grund, in das allgemeine Klagelied der Friseure einzustimmen. Rund 14 Gesellen pro Jahrgang benötigt die Innung, damit im Landkreis alle freiwerdenden Stellen besetzt werden können. Meist gibt es genügend Ausgebildete, dennoch will sich die Friseur-Innung auch in Spanien um Nachwuchs für die Branche umsehen.

Vor etwa 20 Jahren, zu Beginn seiner Amtszeit als damals jüngster Obermeister Bayerns, hätten jedes Jahr zwischen 15 und 20 Friseure ihre Ausbildung abgeschlossen, sagte Wieser in der Jahresversammlung der Brucker Friseur-Innung. Heuer beendeten zwar nur neun Gesellen ihre Ausbildungszeit, jedoch befinden sich gerade 14 im ersten Teil der Gesellenprüfung und sogar 18 im zweiten. Da viele ausgelernte Friseure nach München gehen, legt Wieser Wert darauf, bereits in der Berufsschule eine Bindung zu den Auszubildenden herzustellen. "Ich gehe oft in die Klassen und berate dort die Schüler bei beruflichen Fragen", berichtete Wieser. Immer wieder treffe er einige bekannte Gesichter später in der Innung wieder. Deren Mitgliederzahl ist in den vergangenen 20 Jahren von 62 auf 74 Mitglieder gewachsen.

Was die Zahl der Auszubildenden angeht, meldete jedoch der scheidende Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer Bedenken an. Er machte darauf aufmerksam, dass von den 26 000 Lehrstellen im Landkreis knapp 4700 unbesetzt seien. So hätten sich heuer erstmals mehr junge Leute für eine akademische statt für eine duale Ausbildung entschieden. Deshalb müsse um jeden potenziellen Lehrling geworben werden. Um diese zu gewinnen, stellen die Brucker Friseure Informationsstände auf Berufs- und Ausbildungsmessen auf.

Arbeitsmarkt: Als Friseur-Obermeister wiedergewählt: Josef Wieser.

Als Friseur-Obermeister wiedergewählt: Josef Wieser.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Für das kommende Jahr suchen sie ihre Auszubildenden auch jenseits der Landkreisgrenzen in der spanischen Provinzhauptstadt Granada, wo die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch ist. Zwar war kein Mitglied der Innung bei der Werbeaktion Anfang November in Spanien dabei. Dennoch hat die Delegation aus Unternehmern und Wirtschaftsförderern für die Friseure mitgesucht. Die Anforderungen an die spanischen Bewerber sind ähnlich wie an die deutschen: Interesse an Trends und Mode, gute Umgangsformen, ein gepflegtes Äußeres und Volljährigkeit. Sie erhalten vor Ort und in Bruck jeweils 200 Stunden Deutschunterricht an einer Sprachschule. "Wir sind ganz zuversichtlich, dort junge, motivierte Leute zu finden", sagte Wieser.

Die Mitarbeiter der bayerischen Innungsfriseure werden, so hieß es, seit 20 Jahren nach Tarif entlohnt, dem höchsten in Deutschland. Ein Auszubildender im ersten Lehrjahr erhält demnach 450 Euro, im dritten sogar 700. Damit sei das Lehrlingsgehalt vergleichbar mit dem der Mechatroniker, sagte Wieser. Ein Mitarbeiter im ersten Gesellenjahr verdient mindestens 1410,72 Euro, was bei einer 39-Stunden-Woche einem Stundenlohn von rund neun Euro entspricht. Allerdings erwirtschaften fast 40 Prozent aller Friseurbetriebe in Bayern weniger als 17 500 Euro pro Jahr, sind steuerlich also Kleinunternehmer. Für solche Betriebe - wenn sie denn überhaupt Mitarbeiter haben - bedeute es wohl das Aus, wenn am 1. August 2015 ein verbindlicher Mindestlohn in Kraft tritt, sagte Wieser. Er selbst ist Befürworter von Tariflöhnen und steht dem Mindestlohn kritisch gegenüber. "Gehalt ist immer Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer", sagte der Obermeister und warnte, die Wirtschaft dürfe nicht zum "Spielball der Politik" werden und sich von Wahlversprechen abhängig machen.

Bei den Vorstandswahlen wurde Wieser in seinem Amt bestätigt. Neue Stellvertreterin ist die Puchheimer Friseurmeisterin Andrea Macha. Thomas Mühlbauer stellte sich nicht mehr zur Wahl.

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