Angelika Niebler in Maisach:Routinierte Rednerin

Maisach: FESTZELT Angelika Niebler, MdEP spricht

"Bayern, das Paradies auf Erden und die Welt außen rum": Die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler (re.) weiß, was die Zuhörer im Maisacher Festzelt gerne hören.

(Foto: Johannes Simon)

Die CSU-Europaabgeordnete spannt bei ihrem Auftritt im Maisacher Festzelt thematisch einen weiten Bogen: von der Videoüberwachung am örtlichen Bahnhof bis zum Brexit

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Von der gewünschten Videoüberwachung an den drei Maisacher S-Bahnhöfen bis zum Brexit und der Zukunft der Europäischen Union hat Angelika Niebler am Montagabend im Festzelt in Maisach thematisch den Bogen gespannt. Wie man an den Redebeiträgen der CSU-Europaabgeordneten und des Maisacher Bürgermeisters Hans Seidl in Verbindung mit den Reaktionen der rund 200 Zuhörer feststellen konnte, bewegt das Thema Sicherheit derzeit viele Menschen. Und auch der Umgang mit den Flüchtlingen im weiteren Sinne wurde mehrfach angesprochen.

Die wenigen Schausteller des Maisacher Volksfestes sind am Montagabend längst abgereist. Nach dem sonnigen Wochenende mit hohen Temperaturen und niedrigen Besucherzahlen tröpfelt es nun beständig aus den grauen Wolken. Der Festplatz wirkt trist und fast verlassen, wären da nicht noch die vor dem Festzelt parkenden Autos. Auch ein Streifenwagen ist dabei. Doch weitere Maßnahmen zur Sicherheit von Angelika Niebler gibt es keine, zumindest keine sichtbaren.

Am Eingang begrüßen drei Funktionäre die Gäste. Auf der Bühne spielt die Blaskapelle Maisach; zum Einmarsch der Gastrednerin wire traditionell die Bayernhymne aufgespielt. In der vorderen Hälfte des Festzeltes haben sich die etwa 200 Zuhörer verteilt. Darunter sind natürlich viele CSU-Mitglieder. Ganz vorne sitzt die Prominenz, vom Bürgermeister über Landrat Thomas Karmasin, die frühere Kreisvorsitzende der Frauen Union, Gabriele Off-Nesselhauf, bis hin zu zwei der insgesamt vier potenziellen Kandidaten für die Bundestagswahl im nächsten Jahr, nämlich Katrin Mair aus Türkenfeld und dem Landtagsabgeordneten Anton Kreitmair aus dem Landkreis Dachau.

Vor der Gastrednerin, die im Kreis Ebersberg aufgewachsen ist und an diesem Abend direkt vom Flughafen nach Maisach ins Festzelt kam, tritt der Bürgermeister ans Rednerpult, auch das eine lang bewährte Tradition. Seidl verweist auf die lange Phase des Friedens, die Europa durch die Union nun schon erlebe. "Und trotzdem ist Europa unbeliebt wie nie." Als er davon spricht, dass die Sicherheit im Lande nicht leiden dürfe, gibt es spontanen Applaus. Und seine direkte Bitte an Niebler, sich auf höherer Eben für eine Videoüberwachung der S-Bahnhöfe einzusetzen, schafft eine fast nahtlose Überleitung zu Niebler. "Als Landesvorsitzende der Frauen Union ist mir das ein Herzensanliegen", erwidert sie und verspricht, dem Innenminister den Wunsch vorzutragen.

"Bayern, das Paradies auf Erden und die Welt außen rum", leitet die erfahrene EU-Politikerin dann von den lokalen auf die globalen Probleme über. Wobei auch auf dieser Ebene für sie gilt: "Das Thema Sicherheit hat oberste Priorität, nicht nur in diesem Jahr, sondern in jedem Jahr." Als sie dann aber von den jüngsten Anschlägen spricht, in Würzburg und Ansbach, der Normandie, Nizza und in Brüssel, wird ihre Stimme rau. Wer genau hinhört merkt, dass es nicht nur Worthülsen sind, als sie sagt: "Das hat mich auch betroffen, weil meine Mitarbeiter da vor Ort waren."

Niebler fordert Kontrollen bei der Ein- und Ausreise nach Europa, "sonst können wir die Sicherheit nicht garantieren". Sie lobt Landkreise und Gemeinden für die großartige Leistung, so viele Flüchtlinge aufzunehmen. Auch habe sich schon einiges verbessert, Ausweisungen seien nun schneller möglich und vom Balkan sei in diesem Jahr kaum noch ein Asylbewerber gekommen, lobt sie die Arbeit der Großen Koalition. Gelegentlich kritisiert sie in ihrer knapp einstündigen Rede die SPD, stellt sie immer wieder als wankelmütig hin. Die Sozialdemokraten seien zunächst kategorisch gegen eine Obergrenze gewesen, und nun doch dafür. Ähnlich verhalte sie sich bei den nun wohl gescheiterten Freihandelsabkommen TTIP und Ceta.

Applaus gibt es, als Niebler über Integration und Werte spricht. "Bei den vielen Menschen, die zu uns kommen, sind Debatten entstanden, wer muss sich wem anpassen, da frage ich mich schon", sagt sie im Zusammenhang mit der Diskussion über ein Burka-Verbot. Dafür, bekennt sie, hege sie persönlich "viel Sympathie".

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