Kultur:Kunst für die Menschen

Kultur: Eine Gravur in dem Marmorbrunnen erinnert künftig an den 2018 verstorbenen Künstler Andreas Sobeck.

Eine Gravur in dem Marmorbrunnen erinnert künftig an den 2018 verstorbenen Künstler Andreas Sobeck.

(Foto: Lukas Barth)

Andreas Sobeck hat das Denkmal für die NS-Opfer in München gestaltet und im Fürstenfeldbrucker Stadtpark steht ein Brunnen, den er vor 30 Jahren geschaffen hat. Zu diesem Anlass erinnert nun der Kulturverein an den Künstler.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es gehöre quasi zur künstlerischen DNA des vor vier Jahren verstorbenen Künstlers Andreas Sobeck, erzählt der an diesem Abend extra angereiste Florian Jung, Kreisheimatpfleger von Deggendorf, dass er seine Werke nie signiert hat. "Er wollte nicht, dass jemand die Deutungshoheit über ihn hat", so Jung. Anlässlich des 30. Jubiläum eines von Sobeck geschaffenen Brunnen im Fürstenfeldbrucker Stadtpark hat der Kulturverein Fürstenfeld seinem ehemaligen Mitglied nun mit einer kleinen Veranstaltung gedacht. Und sich eine besondere Ehrung überlegt: Auf dem bisher ganz im Sobeckschen Sinne unsignierten Brunnen findet sich künftig eine Gravur mit dem Namen des Künstlers.

Etwa 30 Besucher waren gekommen, um sich an den Künstler, der mehrere Jahre im Landkreis gelebt und gearbeitet hat, zu erinnern, darunter auch der auf Kulturveranstaltungen sonst selten zu entdeckende Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Erich Raff, Sobecks Sohn Johannes und die Künstlerin Hilde Seyboth, mit der Sobeck eine Zeit lang verheiratet war. Einen Großteil seines Lebens aber hat der 1942 in Breslau geborene Bildhauer in Deggendorf verbracht. Deswegen war es auch der dortige Kreisheimatpfleger, der die Laudatio auf Sobeck halten durfte. In seinem Vortrag erinnerte er auch an dessen wohl bekanntestes Werk: Das 1985 enthüllte Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus in der Münchner Innenstadt. Die Wirkung Sobecks reicht aber weit über die Region hinaus. Bis heute finden sich von ihm gestaltete Brunnen und Plätze vom unterfränkischen Aschaffenburg bis ins niederbayerische Passau.

Die Liebe und das Talent zur Kunst sind Sobeck dabei in die Wiege gelegt worden. So habe seine Schwester berichtet, dass er schon in jüngsten Jahren alles vollgemalt habe, erzählt Laudator Jung, der auch frühere Zeichnungen vom beeindruckender Qualität zeigt. Schnell habe er als Wunderkind gegolten, seine erste Ausstellung hat er als 19-Jähriger in Straubing. Während des Studiums der Bildhauerei, Kunstpädagogik und Politikwissenschaft lebt er mit seiner Schwester in einem Gartenhaus in Gräfelfing, ohne Strom- und Wasseranschluss. Die Möglichkeit, Kunst schaffen zu können, sei ihm immer wichtiger gewesen als das Geld. Das sei soweit gegangen, dass Auftraggeber ihn immer wieder hätten dazu drängen müssen, doch bitte Rechnungen zu stellen. Zudem war Sobeck ein hochpolitischer Mensch, bereits als Gymnasiast hatte er einen Briefwechsel mit der späteren RAF-Gründerin Ulrike Meinhof, die damals noch als Redakteurin für die linke Zeitschrift "Konkret" arbeitete, in der er einige Beiträge veröffentlicht hat. Kunst müsse immer für die Menschen da sein, war eine von Sobecks Überzeugungen.

Den großen Brunnen im Fürstenfeldbrucker Stadtpark haben 1992 die Stadtwerke anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens in Auftrag gegeben. Er besteht aus zwei großen Säulen aus rotem und weißen Marmor, die nach oben hin abgeflacht sind. Auf ihnen liegt ein Metallbogen, aus dessen Enden das Wasser fließt. Zwischen den Säulen verläuft ein Weg. Um den Brunnen herum ist ein kleiner Platz mit Bänken gestaltet. Ein weiteres Sobeck-Werk, das die Fürstenfeldbrucker kennen könnten, ist die Kuppel des Volksbank-Gebäudes.

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