Süddeutsche Zeitung

Althegnenberg:Finale im Feuerwehrstreit

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Am Sonntag dürfen die Bürger von Althegnenberg und Hörbach entscheiden, ob sie ein neues, gemeinsames Gerätehaus bauen oder an zwei getrennten Gebäuden festhalten wollen

Von Manfred Amann, Althegnenberg

An diesem Sonntag entscheiden die Bürger der Gemeinde Althegnenberg, ob ein neues gemeinsames Feuerwehrgerätehaus mit Räumlichkeiten für Schulungen und Aufenthalt für die Feuerwehren in Hörbach und in Althegnenberg gebaut werden soll, oder es ihnen lieber wäre, dass beide Ortsteile wie bisher ein eigenes Feuerwehrhaus haben. Weil die ursprünglich für den 26. April angesetzte Bürgerbefragung wegen der Corona-Pandemie auf den 19. Juli verschoben wurde, war der seit langem schwelende "Feuerwehrstreit" zuletzt noch einmal kräftig aufgeflammt. Beide Seiten versuchten, möglichst viele Bürger für ihre Einstellung zu gewinnen. Auch die Gemeindeverwaltung wandte sich schließlich mit einer Wurfsendung an die Wahlberechtigten und warb für das Ratsbegehren, das der Gemeinderat dem Bürgerentscheid entgegensetzt.

"Die Informationsflut, bei der jede Partei mit einer Fülle von Argumenten ihre Einstellung als die einzig richtige präsentierte, hat eher für Verwirrung gesorgt", glaubt Bürgermeister Rainer Spicker (Bürgerinitiative). Wichtig wäre deshalb, dass möglichst viele der 1600 Wahlberechtigten ihr Votum abgeben. Die Initiative für ein gemeinsames Feuerwehrhaus, die von Anton Kistler, Regina Schlegtendal und Altbürgermeister Reiner Dunkel gegründet wurde, ist der Ansicht, dass ein neues, größeres Feuerwehrhaus am Ortsrand von Althegnenberg Richtung Hörbach, in dem beide Wehren unterkommen und trotzdem selbständig bleiben können, kostengünstiger zu erstellen und zu betreiben ist, als zwei Feuerwehrhäuser fit für die Zukunft zu machen und zu erhalten. Während das Gerätehaus in Althegnenberg saniert und ertüchtigt werden müsste, ist der Neubau des Gerätehauses in Hörbach bereits beschlossene Sache. Diese mit sieben gegen sechs Stimmen denkbar knappe Entscheidung war letztlich der Auslöser für das mit über 500 Unterschriften beantragte Bürgerbegehren.

Aber auch der Protest, dass für den Neubau eine das Ortsbild prägende Grünfläche im Zentrum von Hörbach geopfert werden soll, motivierte zum Widerstand. Die Gegner befürchten, dass sie in einem gemeinsamen Haus nach und nach ihre Eigenständigkeit verlieren und dass der Zusammenhalt in Hörbach darunter leiden werde. Zudem wird argumentiert, dass vom ins Auge gefassten Standort für das gemeinsame Feuerwehrgebäude aus die vorgeschriebene Zehn-Minuten-Frist - vom Alarm bis zu Einsatzorten in den Randbereichen der Gemeinde - nicht oder nur ganz knapp eingehalten werden könne. In einer Gemeinderatssitzung hatte Kreisbrandrat Hubert Stefan davor gewarnt.

Die Frage beim Bürgerentscheid lautet: "Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Althegnenberg ein gemeinsames Feuerwehrhaus für die Feuerwehren aus Althegnenberg und Hörbach erstellt?". Im Ratsbegehren wird gefragt: "Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Althegnenberg den Brandschutz in der Gemeinde durch Investitionen in zwei eigenständige Feuerwehrgerätehäuser in den Gemeindeteilen Althegnenberg und Hörbach sicherstellt?". Da es möglich ist, dass beide Fragen die erforderliche Anzahl von Ja-Stimmen bekommen, ist ein drittes Kreuzchen notwendig. Damit entscheiden die Wähler, welches Ergebnis in diesem Fall gelten soll.

"Ich erhoffe mir ein eindeutiges Ergebnis und dass nach der Abstimmung die mittlerweile tiefen Gräben schnell wieder zugeschüttet werden, ganz egal wie es ausgeht", so Bürgermeister Spicker. Es sei eine demokratische Entscheidung durch die Bürger gewünscht worden, das Ergebnis sollte dann ebenso demokratisch akzeptiert werden. Wichtig ist dem Gemeindechef auch, dass die etwa 70 aktiven Feuerwehrleute weiterhin ihre ehrenamtliche Tätigkeit für die Gemeinschaft ausüben und "nicht hinschmeißen, weil ihnen das Ergebnis des Bürgerentscheids nicht passt." Die Wahllokale in der alten Schule in Hörbach und im Sportzentrum von Althegnenberg sind von acht bis 18 Uhr geöffnet. Das Ergebnis wird laut Bürgermeister Spicker dann um 21 Uhr im Althegnenberger Sportzentrum öffentlich gemacht.

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Quelle:
SZ vom 18.07.2020
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