Alltag in der Kreisklinik:Heilung für Schaltkreise und Platinen

Robert Baumüller leitet die medizintechnische Abteilung der Kreisklinik. Dort kümmert er sich vom Fieberthermometer bis hin zum Kernspinthomografen um alles, was den anderen Mitarbeitern kaputt geht

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Man merke einfach oft, dass die Kollegen keine Techniker seien, erklärt Robert Baumüller. "Bei einer Schadensmeldung können wir gleich ganz gut differenzieren, ob das Gerät wirklich kaputt ist, oder ob einfach nur der Netzstecker nicht angeschlossen ist oder die Batterien leer sind." Baumüller ist Leiter der Medizintechnik des Klinikums Fürstenfeldbruck und damit Herr über 3500 Geräte, von Fieberthermometer bis hin zum Kernspinthomografen - dem teuersten Gerät der Kreisklinik mit einem Anschaffungspreis von 800 000 Euro, plus etwa 50 000 Euro für den Umbau des Raumes.

Die Werkstatt von Baumüller und seinen beiden Mitarbeitern befindet sich da, wo man sie vermutet: im Keller der Klinik, dort wo unter anderem Wäscherei und Personalkantine untergebracht sind. Sie ist vollgestellt mit Messgeräten, Werkzeugen, Regalen voller Schubkästen mit Kleinteilen, Aktenschränken und mitten drin einem Aquarium, in dem ein paar Fische ganz entspannt ihre Bahnen ziehen. Ein digitaler Bilderrahmen rundet die Technikzentrale ab. In den Aktenschränken lagern die Garantie-, Service und Lieferscheine und die Bedienungshandbücher aller Geräte. Das schreibt das Gesetz vor. "Wir hoffen, dass wir irgendwann ganz vom Papier wegkommen, momentan fahren wir da noch zweigleisig", sagt Robert Baumüller. Denn alle Unterlagen werden auch eingescannt und sind somit digital verfügbar. 95 Prozent, sagt er, laufen bereits über den Computer. So wird er etwa über das Intranet benachrichtigt, wenn irgendwo ein Gerät kaputt ist.

10 bis 15 Anfragen täglich laden über dieses System in der Medizintechnik. Als erstes schaut sich dann ein Mitarbeiter das Problem vor Ort an und entscheidet, ob man das Gerät gleich an seinem Platz oder in der Werkstatt selbst reparieren kann oder ob man einen externen Dienstleister hinzuziehen muss. "Das meiste kriegen wir aber selbst hin", so Baumüller. Bei größeren und wichtigen Geräten werde sowieso ein Wartungsvertrag abgeschlossen. Insgesamt sei die Preisspanne bei Reparaturen sehr hoch, auch deshalb versuche man möglichst viel selbst abzudecken. Gerade hat er ein Endoskop für 30 000 Euro auf dem Tisch liegen, das er selbst nicht reparieren kann. Der Auftrag geht deswegen an einen spezialisierten Betrieb im Nachbarlandkreis, mit dem man regelmäßig zusammenarbeitet. Auch ein kaputtes Ultraschallgerät steht in der Werkstatt. "Da ist das Netzteil kaputt. Das mussten wir für 4500 Euro nachbestellen", erklärt Baumüller. Wenn möglich bestellt er Ersatzteile auch gerne mal im Internet, weil sie dort günstiger zu bekommen sind, als beim Hersteller. Problematisch sei das vor allem bei neueren Geräten. Dort hätten die Hersteller quasi ein Monopol. Bei allem Überlegen, wie man die Kosten möglichst gering halten könne, stehe die Qualität aber immer an oberster Stelle.

Aber Geld ist nicht der einzige Faktor, den er im Blick haben muss. Genauso wichtig ist die Zeit. "Es gibt Apparate, etwa Infusionstische, von denen haben wir so viele, da macht es nichts, wenn die Reparatur ein paar Tage dauert. Dann gibt es auch Geräte, die am besten sofort wieder funktionieren müssen." Und dann gibt es noch die persönlichen Empfindlichkeiten. "Wir hatten mal einen kaputten Bildschirm, da hätte das Ersatzteil etwa 150 Euro im Internet gekostet, aber weil der Besitzer nicht eine Woche auf nur einem Bildschirm arbeiten wollte, mussten wir einen ganz neuen Monitor bestellen, für viel Geld", sagt Baummüller. Da sei er einfach auf den guten Willen der Ärzte angewiesen.

Die Reparaturen sind der eine Teil der Arbeit der Techniker. Der andere sind Routineüberprüfungen und Schulungen. "Quasi wie der Tüv", so Baumüller. Nach jeder Wartung wird ein Prüfungsprotokoll nach Herstellerangaben ausgefüllt und das Gerät mit einer Prüfungsplakette versehen. Bei jeder Neuanschaffung werden die Mitarbeiter vom Hersteller geschult, natürlich auch die Techniker, die dann ein Zertifikat für die selbstständige Prüfung und Reparatur erhalten.

Baumüller ist auf jeden Fall zufrieden mit seinem Arbeitsplatz im Keller der Kreisklinik: "Wir haben ein sehr gutes Equipment und können vor allem relativ autark arbeiten."

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