Sichtbare Folge des Klimawandels:In Alling bleibt der Starzelbach verschwunden

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Das ausgetrocknete Bett des Starzelbaches in Alling: Wenn es jetzt regnet oder Schnee wegtaut, dann saugt vor allem das umliegende Moos das Wasser quasi wie einen Schwamm auf. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

Ein Experte erklärt dem Gemeinderat, warum das Gewässer in dem Ort trockengefallen ist, während es in Eichenau wieder dahinplätschert.

Von Manfred Amann, Alling

Dass der Starzelbach überlaufen und Überschwemmungen verursachen kann, ist in der Erfahrung von Anliegern in Alling und Eichenau bestens verhaftet. Umso nachdenklicher macht es, dass der Bach seit geraumer Zeit nur noch ganz wenig oder - wie derzeit in Alling - gar kein Wasser führt, während er in Eichenau, zwar auf niedrigem Wasserstand, munter dahinplätschert.

Das Wasserwirtschaftsamt München hat dafür eine Erklärung, die nicht überrascht: Demnach ist der Klimawandel grundsätzlich schuld daran, dass der Bach nur noch begrenzt seine Aufgabe wahrnehmen kann, das in seinem Einzugsbereich zulaufende Wasser bei Olching in die Amper zu bringen. Die unterschiedliche Wasserführung in den beiden Nachbarkommunen hängt von in den jeweiligen Einzugsbereichen zufließenden Gräben ab. Und eines konnte Wasserfachmann Florian Klein im Allinger Gemeinderat auch verbindlich erklären: "Die Wasserversorgung für Alling und für den Amperverband wird auch durch länger ausbleibende Wassersammlungen im Starzelbach nicht beeinträchtigt".

"Warum führt der Starzelbach in Alling kein Wasser?" hatte Gemeinderätin Ingrid Schilling ( Bürgerschaft Alling) bei der Gemeinde angefragt und um Klärung gebeten, ob der Amperverband im Wasserschutzgebiet Bohrungen vorgenommen habe oder verstärkt Wasser fördere. Außerdem bat sie um Erläuterung, ob sich Maßnahmen zur Wiedervernässung im Allinger Moos (Wildmoos) entsprechend ausgewirkt haben könnten. "Obwohl sich seit Wochen die Niederschlagssituation wieder normalisiert hat, ist der Starzelbach seit Monaten in Alling trockengefallen", argumentierte Schilling. Alle umliegenden Gewässer führten Wasser, lediglich der Starzelbach von der Quelle bis nach Eichenau nicht.

Der Niederschlag ist deutlich zurückgegangen

Mit Bezug auf regelmäßige Messungen erklärte dazu Klein, dass es "keine außergewöhnlichen Bodenspeicherwerte" gibt, "die die wenigen Abflüsse in den Starzel- sowie in den Ascher- und in den Gröbenbach erklären. Man könne aber feststellen, dass der Niederschlag deutlich zurückgegangen sei. 2021 seien zum Beispiel an der Messtelle bei Neugilching noch 1049 Liter pro Quadratmeter registriert worden, im Vorjahr nur 875. Dieser Wert liege auch um rund hundert Liter unter der durchschnittlichen Regenmenge.

Auch andere Messtellen bestätigten den Rückgang. "Wir hatten 2022 eine lange und trockene Hitzeperiode und wenn es regnete dann oft stark, so dass das Wasser eher abfloss als zu versickern", erinnerte Klein. Das Ausbleiben von Regen aber auch die Austrocknung der Böden im Einzugsbereich des Starzelbaches habe letztlich dazu geführt, dass der Grundwasserstand um etwa zwei Meter gesunken sei. Zur jetzigen Situation führte Klein zudem aus: "Wenn es jetzt regnet oder Schnee wegtaut, dann saugt vor allem das Allinger Moss das Wasser quasi wie ein Schwamm auf und es gelangt kaum etwas ins Grundwasser." Die Folge davon sei, dass sich der Grundwasserstand kaum erholen könne.

Dass der Starzelbach in Eichenau wieder Wasser führt, hängt offensichtlich damit zusammen, dass der Boden im Umfeld weniger Regen aufnimmt und daher die Zuflüsse Wasser einleiten können. (Foto: Carmen Voxbrunner/Carmen Voxbrunner)

Dass der Starzelbach in Eichenau wieder Wasser führt, hängt offensichtlich davon ab, dass der Boden im Umfeld weniger Regen aufnimmt und daher die Zuflüsse Wasser einleiten können. Laut Klein steuert der Grundwassersspiegel im Vergleich zu den Jahresmessungen seit 1978 einem historischem Tiefstand zu, der zwar keine Auswirkungen auf die Wasserversorgung haben wird, aber dem Ökosystem Starzelbach mit Lebensräumen für Fische, Kleingetier und Insekten massiv schaden könne.

Auf entsprechende Anfrage von Thomas Muderlak (CSU) führte der Wasserexperte aus, dass die Grundwasserüberdeckung so groß sei, dass für die Allinger Flachbrunnen "keine Gefahr" bestehe. Man habe zudem die berechtigte Hoffnung, dass es trotz Klimawandel wieder zu anhaltendem Normalregenzeiten kommen werde und versickerndes Regenwasser die unterirdischen Vorräte wieder auffülle.

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