Alling:Kampf gegen den demografischen Wandel

Ein moderates Wachstum, das den Charakter des Ortes erhält, ist das Ziel der Gemeinde Alling. Gleichzeitig möchte der Bürgermeister junge Familien anlocken und halten - etwa mit günstigem Bauland und einem Haus der Vereine

Von Florian J. Haamann, Alling

Bürgermeister Frederik Röders (CSU) Wunschprojekt ist ein "Haus der Vereine". Ein Zentrum für alle Vereine der Gemeinde, deren Räume momentan noch kreuz und quer verteilt sind, dazu soll es einen Jugendtreff im Haus geben. Deshalb möchte Röder in spätestens zwei Jahren auch einen Mitarbeiter haben, der sich um die Arbeit mit Jugendlichen kümmert. Im Haus der Vereine könnte er dann Angebote organisieren und gestalten. "Das ist alles aber noch in meinem Kopf, vor der Umsetzung muss es erst einmal im Gemeinderat reifen. 2015 denken, 2016 umsetzen, das wäre ein guter Weg", sagt Röder. Ein Projekt für Generationen nennt er die Idee. Ziel ist es, die Gemeinde für junge Menschen attraktiv zu machen. "Das wäre wichtig, um einen Ausgleich der Altersstruktur zu schaffen.

Ganz akut sei das Problem der Überalterung im Ortsteil Holzhausen. "Dort hat sich seit Generationen nichts mehr getan", sagt Röder. Mit Wohnraum, der günstiger ist als im Hauptort, etwa möchte er junge Leute dorthin locken. Dazu komme, dass die älteren Menschen immer aktiv werden und länger in ihren Wohnungen bleiben. "Wo früher drei bis vier Menschen gelebt haben, sind es heute oft nur ein bis zwei", sagt Röder. Auch deswegen müsse man neuen Wohnraum schaffen. Konkret sieht der Flächennutzungsplan ein etwa zwölf Hektar großes Neubaugebiet nördlich des Allinger Ortszentrums vor. "Wenn wir das ausweisen, wäre dort Platz für bis zu 300 neue Einwohner. Damit hätten wir dann für etwa zehn Jahre Sicherheit". Aktuell hat Alling etwa 3800 Einwohner. "Wenn wir in 20 Jahren bei 4000 Einwohnern sind, dann haben wir alles richtig gemacht, ohne das wir den Charakter des Ortes verändern mussten" so Röder.

Gebremst wird er seit Jahren immer wieder von Gemeinderat Hans Friedl (FW). Er mahnt zu moderatem Wachstum, fürchtet, dass der Bürgermeister zu schnelles Wachstum möchte. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren für ein langsames Wachstum eingesetzt und ich bin mir sicher, ohne unsere Vorschläge wäre Alling längst explodiert." Vor zehn Jahren, so Friedl, habe man einen neuen Flächennutzungsplan ausschreiben wollen, der 800 bis 1000 neue Einwohner bedeutet hätte. "Ich denke, dass Herr Röder es wahrscheinlich bald wieder probieren wird, diesmal mit einer Salamitaktik. Solange es nicht mehr als 50 bis 80 Einwohner pro Jahr werden, hätte ich da aber nichts dagegen."

Aber auch Röder spricht von behutsamem Wachstum. Man dürfe die Infrastruktur nicht überlasten. Zwei Krippen, zwei Kindergärten, einen Hort und eine Grundschule hat Alling momentan. "Es war wichtig die Einrichtungen auszulasten, das ist uns gelungen. Jetzt dürfen sie aber nicht überlastet werden. Diese Balance zu halten ist schwierig", so Röder, "ein Ziel muss es sein, die Grundschule zweizügig zu halten, denn einzügige Schulen werden schnell geschlossen".

Alling: Ein moderates Wachstum, das den Charakter des Ortes erhält, ist das Ziel der Gemeinde Alling.

Ein moderates Wachstum, das den Charakter des Ortes erhält, ist das Ziel der Gemeinde Alling.

(Foto: SZ Grafik)

Eine Aufgabe der kommenden Jahre ist die Weiterentwicklung des Gewerbes. Zuletzt wurde 2008 das Gewerbegebiet Richtung Gilching erweitert. "Damit haben wir eine Menge Arbeitsplätze geschaffen und ein hohes Gewerbesteueraufkommen generiert", so Röder. Man habe sich dabei stark um mittelständische Betriebe bemüht, um nicht von der Lage einer einzelnen Branche abhängig zu sein. "Jetzt müssen uns in den nächsten ein bis zwei Jahren aktiv Gedanken darüber machen, wo wir zusätzlich Gewerbe ansiedeln können", sagt Röder. Die Nachfrage sei wegen der guten Infrastruktur hoch. Durch die B2 und die Gilchinger Autobahn sei man in einer halben Stunde am Flughafen. 2015 kommt eine neue Buslinie zwischen Fürstenfeldbruck und Gilching, die auch in Alling Halt macht - ideal für Pendler. Eine mögliche Fläche sieht Röder beim großen Wertstoff, etwa zwei bis drei Hektar wären dort auszuweisen. Hans Friedl mahnt auch hier: "Man muss sich gut überlegen, wo man Gewerbe ansiedelt. Nicht gut finde ich, immer wieder stückchenweise Flächen auszuweisen. Wir dürfen da nichts übers Knie brechen."

Wichtig wäre es für ihn, einen Nahversorger oder einen Supermarkt im Ort anzusiedeln. Außerdem hält er es für dringend notwendig, die Trinkwasserleitungen zu sanieren. "Wir haben hier ja einen Rohrbruch nach dem anderen. Das sollte zusammen mit dem neuen Abwassersystem erledigt werden." Die Entwässerung der Straßen ist ein Thema, das Politik und Bürger in Alling noch eine Weile beschäftigen wird. Die Gemeinde will alle Straßen komplett sanieren, die Anwohner, die 50 Prozent der Kosten tragen müssen, wehren sich. Mindestens zehn Jahre, sagt Röder, werde es dauern.

Unbedingt angehen will Röder in der aktuellen Legislaturperiode eine Entschärfung der Kreuzung Griesstraße mit der Staatsstraße. "Dort passiert zwar relativ wenig, aber es sind immer etwa fünf Unfälle im Jahr." Wie genau eine Umgestaltung aussehen könnte, weiß Röder nicht. "Das Problem ist, dass die Grundstücke dort nicht der Stadt gehören und dass dort auch gleich der Starzelbach fließt." Ansonsten gebe es mit Blick auf den Verkehr kaum Gestaltungspotenzial. Eine realistische Möglichkeit für eine Umgehung etwa sehe er nicht. Deswegen gehe es darum, die Straßen so zu gestalten, dass sie einen innerörtlichen Charakter hätten.

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