Alling:Herbeigesehnte Wiedereröffnung

Lesezeit: 2 min

Volle Theke, viele Kunden: Die Metzgerei Braumiller in Biburg verkauft wieder Fleisch- und Wurstwaren, die auf dem Hof selbst hergestellt werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Langjährige Kunden haben den Braumillers Mut gemacht, in Biburg wieder Fleisch und Wurst anzubieten. Am ersten Einkaufstag kommen viele von ihnen, es bildet sich eine Schlange vor dem Hofladen

Von Verena Niepel, Alling

Die Kunden stehen Schlange vor dem Laden der Metzgerei Braumiller in Biburg. Am Freitag hat die Familie ihren Hofladen wieder eröffnet. 15 Menschen zwängen sich in den Thekenraum. Das Angebot an Fleisch und Wurst ist noch begrenzt, weil es noch dauern wird, bis das komplette Sortiment hergestellt wird. Da wird schon einmal ein neckischer Spruch losgelassen: "Du kannst mir doch nicht alles wegkaufen. Pass auf, wir regeln das so, wer von uns schon länger hier einkauft, bekommt den Rest. Ich bin schon seit zwanzig Jahren hier", witzelt ein Kunde. Die Stimmung ist ausgelassen, und das, obwohl der Schock tief saß, als die Braumillers Ende Juni den Laden schlossen.

Im Rahmen des eigenen Qualitätsmanagements hatte die Hofmetzgerei eine Bakterien-Verunreinigung einiger Wurstwaren festgestellt und vorschriftsgemäß dem Landratsamt gemeldet. Gefunden wurden Listerien. Die sind laut dem Informationsschreiben des Betriebs an die Kunden "unbestritten überall gegenwärtig". Besonders wohl fühlten sie sich allerdings im Kühlen und Feuchten. "Wir haben uns natürlich viel mit dem Thema auseinandergesetzt und wir sind heilfroh, dass niemand sich bei uns gemeldet hat, der betroffen ist", erzählt Christine Braumiller.

Fast zwei Monate ist der Laden als Vorsichtsmaßnahme geschlossen gewesen. Zum Leid der Kunden. "Das war wie ein Schlag, ich hab mich gefragt, was ist da los? Ich kaufe nicht gerne im Supermarkt mein Fleisch ein, das ist geschmacklich viel schlechter", erzählt Max Bschlagngaul aus Olching, der bereits seit 15 Jahren bei den Braumillers einkauft und auch heute mit einem großen Korb voll Fleisch und Wurst nach Hause geht.

Weil sie von der Stammkundschaft viel Zuspruch erhalten hätten, entschieden sich die Braumillers, den Verkauf wieder aufzunehmen. Um einen weiteren Listerienbefall zu vermeiden, holte sich die Metzgerei Hilfe durch eine Expertin des bayerischen Fleischerverbands. Die ging die ganze Produktionsreihe mit den Angestellten durch, um die "undichte" Stelle ausfindig zu machen. Bis heute ist nicht klar, wie die Bakterien in den Betrieb gekommen sind, doch als Vorsorgemaßnahme wurde eine Hygieneschleuse eingebaut. Jeder Mitarbeiter muss diese passieren, bevor er hinter die Theke tritt. Außerdem gibt es keinen Sandkasten mehr vor der Tür und Eltern werden gebeten, erst nach dem Einkauf mit den Kindern die Hoftiere zu besuchen, da auf diese Weise Listerien in den Verkaufsraum gelangen könnten. Weil die Nähe der Tiere zum Laden ebenfalls eine Quelle für einen Bakterienbefall sein kann, wurden die Charolais-Rinder in den Offenstall hinter dem Hof umgesiedelt.

Den Kunden, die vor dem Laden warten, spricht Christine Braumiller großen Dank für deren Geduld und Vertrauen aus. Die meisten von ihnen konnten die Wiedereröffnung aber sowieso kaum erwarten: "Gott sei Dank", ruft einer, als er sich hinten an die Schlange stellt, um zwanzig Minuten später frische Rinderleber und Weißwürste zu kaufen. Viele Kunden haben sogar Kaufaufträge bekommen. "Ich soll Beinscheiben für meine Tochter holen, weil die im Supermarkt so zäh sind", erzählt Rosa Kahnert aus Olching. Daraufhin holt eine andere Kundin eine ellenlange Einkaufsliste heraus. Sieht so aus, als müsste die Produktion das nachholen, was in den letzten zwei Monaten nicht hergestellt worden ist. "Hier geht es zu wie an Weihnachten" findet auch Renate Liedl aus Gilching, die sich in die Reihe der Stammkunden einordnet. Der Durchschnittskunde kauft seine Fleischwaren bereits seit 15 Jahren bei den Braumillers ein. Damals eröffnete die Metzgerei gerade, doch auch schon davor konnte man Fleischpakete auf dem Hof abholen.

Ausnahmsweise hilft die große Tochter, eine angehende Metzgerin, an diesem stressigen Tag mit. Sie arbeitet ansonsten in einem anderen Betrieb. Deshalb ist der Laden künftig nur am Freitag und Samstag geöffnet.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: