Süddeutsche Zeitung

Alling/Germering:Balanceakt

Marisa Wiethölter und Elena Engelhardt vom TSV Unterpfaffenhofen-Germering haben sich an die bayerische Spitze geturnt. Beider Lieblingsgerät ist ausgerechnet der Schwebebalken

Von Karl-Wilhelm Götte und Christine Setzwein, Alling/Germering

Der TSV Unterpfafffenhofen-Germering war schon immer eine Turnhochburg im Landkreis. Marisa Wiethölter gewann im vergangenen Jahr bei den bayerischen Meisterschaften in der U15 die Titel am Sprung, Balken und am Boden. Doch im November 2018 war eine ziemlich komplizierte Operation am rechten Ellenbogen nötig geworden, die sie dann vier Monate außer Gefecht setzte. "Da war der Gedanke da, vielleicht mit dem Turnen aufzuhören", erzählt Marisa Wiethölter. Doch zu sehr hat das Turnen ihr Leben geprägt. Schon mit sechs Jahren gehörte sie zu den besten ganz kleinen Turnerinnen und wurde oberbayerische Meisterin. Ihr Talent war schon damals unverkennbar.

Seit drei Monaten trainiert die 15-jährige Gymnasiastin, die in die zehnte Klasse des Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasiums geht, wieder viermal pro Woche. "Ich bin noch nicht wieder ganz auf dem vorherigen Niveau, aber das kommt schon wieder", sagt sie zuversichtlich. Das G8 mit Nachmittagsunterricht führt zu häufig kaum lösbaren organisatorischen Problemen. Pünktlich um 17 Uhr beginnt das tägliche Training in München. Der schmale, nur 13 Zentimeter breite Schwebebalken ist Wiethölters Lieblingsgerät. Sie sagt: "Auf dem Balken fühle ich mich sicher." Spreizsalto, freies Rad oder Salto rückwärts dort sind für sie kein Problem. Die meisten Übungsteile klappen nach Verletzungspause schon wieder. "Sie ist sehr zielstrebig und ehrgeizig", bestätigt Trainerin Claudia Grote, die die Allingerin seit elf Jahren betreut. "Schon als Kind wollte sie immer nur turnen, und man musste sie quasi aus der Halle schmeißen", so Grote.

Auch ihre Vereinskollegin Elena Engelhardt, mehrfache bayerische Meisterin, gilt als herausragendes Talent. Die 15-Jährige Gymnasiastin gehört dem TSV Unterpfaffenhofen-Germering an und wohnt in Gilching im Kreis Starnberg. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Bretten gegen starke Konkurrenz landete sie allerdings nur auf Platz zehn im Mehrkampf. Bei den Finalwettkämpfen an den Einzelgeräten konnte sie nur zuschauen.

Bei der Sportlerehrung des Landkreises Starnberg wurde sie jeweils in der Altersklasse 14 für die ersten Plätze bei den bayerischen Meisterschaften im Mehrkampf und an den Einzelgeräten Stufenbarren, Schwebebalken und Boden geehrt. Auch sie mag ausgerechnet den Balken am liebsten, weil Sprünge, Salti und Doppelschrauben auch "viel Mut erfordern". Aber auch am Boden fühlt sie sich wohl. Akrobatik gepaart mit Musik und Tanz, Kraft und Eleganz, das ist es, was ihr gefällt. Dafür nimmt sie einmal in der Woche Ballettunterricht.

Auch von Verletzungen blieb sie nicht verschont: zwei gebrochene Knie, gebrochener Mittelfuß, angebrochener großer Zeh. Zudem verzichtet sie zugunsten des Sports schon mal auf den Familienurlaub. Für Treffen mit Freunden ist sie oft zu müde, fürs Shoppen bleiben meist nur die Ferien. Trotzdem ist ihr Freundschaft wichtig. Besonders gefällt der Neuntklässlerin das Training mit den Bundesliga-Mädchen beim TSV Unterhaching, wo sie "ideale Bedingungen" vorfinden.

Das Turnen war Elena Engelhardt quasi in die Wiege gelegt. Ihre Eltern, Karen und Uli Engelhardt, lernten sich beim Turnen in Germering kennen. Mama Karen hat eine Zeit lang Leistungssport betrieben und nimmt nun an Seniorenmeisterschaften teil.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2019
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