Süddeutsche Zeitung

Alling:Auslauf ohne Kontrolle

In Alling gibt es Unmut über Hundehalter, die ihre Tiere auf Feldern und im Wald nicht anleinen. Eine Gemeinderätin macht sich Sorgen um das Wild.

Von Manfred Amann, Alling

Manchen Hundehaltern scheint es völlig egal zu sein, was ihre Tiere beim Gassigehen so treiben, wichtig ist ihnen offensichtlich nur, dass die Vierbeiner ihren nötigen Auslauf bekommen. Wie Gemeinderätin Simone Stenzer von der Allinger Bürgervereinigung erbost berichtete, werden auf dem Parkplatz der Beach-Halle oberhalb des Dorfes häufig Autos abgestellt, um Hunden in freier Natur Bewegung zu ermöglichen. Die Autos kämen meist nicht aus dem Ort, sondern sogar aus anderen Landkreisen, häufig seien Starnberger Kennzeichen zu sehen.

Ein häufig beobachtetes Procedere bei der Ankunft beschreibt Stenzer wie folgt: "Aussteigen, Kofferraum auf, zwei Dobermänner springen raus und laufen los. Dann wird in aller Ruhe der kleine Zwergpinscher an der Leine die Straße entlanggeführt." Manchmal dauere es nicht lange bis der oder die Hunde einem Tier nachjagten oder über Felder und Wiesen hinweg und in den nahen Wald hinein stöberten. "Kontrolle über diese Hunde hat da niemand mehr", weiß Stenzer aus Beobachtungen, "denn die Tiere kehrten meist trotz Pfiffe oder Rufe nicht zu Frauchen oder Herrchen zurück. "Ich mache mir Sorgen um die Wildtiere. Auch wenn selten welche gerissen werden, die aufgeschreckten Tiere kommen durch die Hetze enorm in Stress."

Gar nicht dran denken will Stenzer, wenn ein freilaufender Hund einen Spaziergänger, Radfahrer, Jogger oder gar ein Kind anfallen sollte, die in der schönen Landschaft sehr oft unterwegs sind. Bürgermeister Stefan Joachimsthaler (CSU) wies darauf hin, dass im Mitteilungsblatt der Gemeinde regelmäßig appelliert werde, Hunde an die Leine zu nehmen. Außerdem machten an vielen Stellen Schilder auf die Problematik aufmerksam.

Auswärtige Autokennzeichen

Jagdpächter Alexander Schaupp kennt das Problem, auch dass die Örtlichkeit von Auswärtigen gerne für den Hundeauslauf angefahren werde. Da häufig Starnberger Kennzeichen, vermutlich Gilchinger, zu sehen seien, regt Schaupp an, dass Joachimsthaler "von Bürgermeister zu Bürgermeister" seinen Amtskollegen in Gilching bittet, die Problematik bei Bürgerversammlungen oder im Mitteilungsblatt anzusprechen. Gegen den Hundetourismus sei grundsätzlich nichts einzuwenden, nur sollten sich alle Hundebesitzer ihrer Verantwortung bewusst sein und stets im Blick haben, dass auch noch so brave Hunde ihrem Jagdtrieb folgen könnten, findet Schaupp. Leider könne man manche Hundebesitzer dutzende Male aufklären und trotzdem ändere sich nichts, für sie sei ihr Hund offensichtlich gleichberechtigt mit den Wildtieren.

Über wildernde Hunde sei ihm seit dem gerissenen Reh vor etwa drei Jahren nichts bekannt geworden, und entsprechende Spuren habe er auch nicht entdeckt. Eine Anleinpflicht könne mit entsprechender Begründung nur innerorts angeordnet werden, für den Außerbereich müsse man auf den gesunden Menschenverstand bauen, denn auch Anzeigen blieben mangels nötiger Beweise meist ergebnislos, sagt Schaupp.

Sollte er einen Hund beim Wildern erwischen, sei er offiziell berechtigt, ihn abzuschießen. "Das ist aber mehr Theorie als sinnvolles Handeln." Wenn er auf einen Hund schieße, sei das verfolgte Reh gerettet und fliehe unversehens ins Unauffindbare. Daher wäre es äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, die Wilderei nachzuweisen, sagt der Jagdpächter, der sich wünscht, nie in eine solche Situation zu geraten.

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