Alling:Die Kandidatin und der Österreicher

Neujahrsempfang Alling

Wie sich die Niedrigzinspolitik auf jedermann auswirkt, erklärt Katrin Mair beim Neujahrsempfang in Alling.

(Foto: Günther Reger)

Katrin Mair hat als CSU-Funktionsträgerin schon viele Neujahrsempfänge besucht. Nun hat sie in Alling erstmals die Festrede dort gehalten. Die Parteikollegen loben sie dafür. Doch eigentlicher Star des Abends ist plötzlich ein ganz anderer

Von Heike A. Batzer, Alling

Es ist eine Premiere. Neujahrsempfänge hat Katrin Mair zwar schon zur Genüge besucht - auch jenen in Alling -, die Festrede dort hat sie allerdings noch nie gehalten. Ein bisschen aufgeregt sei sie schon, gesteht sie, doch die Gastgeber machen es ihr leicht. Als "junge, dynamische, erfolgreiche Frau" kündigt Hans Schröder, Ortsvorsitzender der Allinger CSU, die Referentin an und als "hervorragende Kandidatin für die Bundestagswahl". Katrin Mair sitzt noch in der ersten Reihe, steht auf und verneigt sich vor den etwa 70 Gästen, die zum Neujahrsempfang 2017 ins Allinger Bürgerhaus gekommen sind.

Seht her, hier bin ich! Mair hat Großes vor in diesem Jahr, sie will in den Bundestag einziehen, als Nachfolgerin der im Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau hoch geschätzten Gerda Hasselfeldt. Die gilt nach 30 Jahren im Politikbetrieb als Institution, dagegen nimmt sich Mairs Erfahrung trotz diverser Ämter in der CSU und der Tätigkeit als Kreisrätin noch bescheiden aus. Doch selbstbewusst und sympathisch geht die 35-Jährige ihre Aufgabe an. "Ich hoffe, dass ich Ihre Erwartungen erfüllen kann", sagt sie zu Beginn, "und dass Sie mir ein gewogenes Publikum sind". Der überschaubare Rahmen eines CSU-Abends in Alling sei doch dafür geeignet, meint später am Buffet Allings ehemaliger Bürgermeister Eberhard Boerboom. Sie habe ihre Sache gut gemacht und "das Thema gut heruntergezogen", würdigt sein kürzlich in Eichenau abgetretener Kollege Hubert Jung den Auftritt.

Die studierte Biochemikerin, die als Pressesprecherin bei einer Großbank arbeitet, referiert über die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die "einige Gewinner" hinterlasse und "viele Verlierer, nämlich die meisten von uns allen, die Sparer". Die seien in Zeiten von Niedrigzinsen "die Dummen", sagt Mair, denn auch die Altersvorsorge sei "auf normale Zinsen ausgelegt". Wenn dann auch noch die Inflation steige wie zurzeit, bedeute das für die Menschen "reale Verluste". Die Politik müsse deshalb die Vermögensbildung "stützen und schützen", fordert Mair, die Bildung von Wohneigentum fördern, zum Beispiel über ein Baukindergeld. "Die Politik sollte den Menschen eine gewisse Sicherheit geben." Mair spricht sich auch für eine "Steuerreform jetzt" aus: "Ich finde es wichtig, den Leistungsträgern der Gesellschaft etwas zurückzugeben." Das Thema Gerechtigkeit ist ihr immer schon besonderes Anliegen gewesen. Es habe sie auch dazu bewogen, politisch mitgestalten zu wollen.

Es gibt Applaus für die Rednerin. Gabriele Dietrich, wie Mair stellvertretende Vorsitzende im CSU-Kreisverband, reckt zustimmend den Daumen in die Höhe. "Es hat gar nicht weh getan", wird Katrin Mair hinterher am Buffet über ihren ersten Auftritt sagen und lachen. "Sie ist die richtige Kandidatin", lobt Allings Bürgermeister Frederik Röder, der mit Mair im Kreistag sitzt. "Sie ist eine Frau, die im Leben steht und die Lust auf Politikgestaltung hat. Und: Sie hat uns Fakten aufgezeigt."

An diesem Mittwochabend aber ist einer unter den Gästen, der ihr beinahe noch die Schau stiehlt. Josef Niggas, Bürgermeister von Allings Partnergemeinde Lannach in der Steiermark, war mit vier Kollegen aus seinem Gemeinderat spontan zum Überraschungsbesuch nach Alling aufgebrochen. Dort ein kurzes Grußwort sprechen zu dürfen, scheint ihm eine Herzensangelegenheit zu sein. Launig erzählt er, wie der Wirt, bei dem das Quintett für eine Nacht untergekommen ist, "dicht gehalten" habe. Den Bus, mit dem die Lannacher als solche zu erkennen gewesen wären, haben sie eigens hinter einem Wohnwagen "versteckt", danach noch "zwei Bier getrunken und ein wenig geschlafen, damit wir abends ein schöneres Gesicht haben". Die Allinger amüsieren sich prächtig über den Entertainer von der ÖVP und seinen österreichischen Schmäh. Binnen weniger Sekunden gelingt es ihm, die ihm bislang unbekannte Katrin Mair zur Duz-Freundin zu machen. Er dürfe der CSU "herzlich gratulieren" zu solch einer Kandidatin. "Zu Ihnen!", sagt er, direkt an Mair gewandt, und: "Ich sag', zu Dir". Dann geht er auf sie zu und herzt sie. Dann wird auch noch Frederik Röder persönlich und tut öffentlich kund, dass in zwei Wochen "aus Katrin Mair Katrin Staffler wird". Ist in Ordnung, sagt sie hinterher, das mit der Hochzeit habe er schon ausplaudern dürfen.

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