Süddeutsche Zeitung

Allinger Kindergarten-Bau:Der halbe Sportplatz geht verloren

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Vor dem Bürgerentscheid am kommenden Sonntag veranschaulichen die Initiatoren die Dimension des Neubauprojekts.

Von Manfred Amann, Alling

Vor dem Bürgerentscheid am Sonntag, 22. Mai, bei dem darüber abgestimmt wird, ob der Bolz- und Schulsportplatz in Alling erhalten oder etwa zur Hälfte mit einem großen Kinderhaus für sechs Gruppen bebaut werden soll, werben Befürworter und Gegner um die Gunst der Stimmberechtigten. Während die Fürsprecher der Planung zu "Stammtischrunden" einluden, haben die Gegner nun mit einer Aktion vor Ort für Aufmerksamkeit gesorgt. In Gesprächen sei erkennbar geworden, dass wenig bekannt ist, welche Dimension das geplante Kinderhaus haben werde, sagt Robert Schröder. "Es ist vergleichbar so, als wenn die Theresienwiese in München zur Hälfte bebaut werden würde", so der Mitinitiator des Bürgerbegehrens. Und dies alles nur, weil die Gemeinde es versäumt habe, beizeiten Grund für ein Kinderhaus zu sichern.

Um aufzuzeigen, wie groß der Bau werden soll, hatten die Gegner die Fläche abgesteckt, die vom Sportplatz weggenommen werden soll. Dass damit die gewohnten Möglichkeiten für Schulsport, Pausenbetrieb, Fußballtraining sowie für Kultur- und Freizeitbetrieb massiv eingeschränkt würden, sei dabei gut erkennbar gewesen. Peter Schreiner hat auch darauf hingewiesen, dass mit der Einführung der offenen Ganztagsschule im Jahr 2025 der ganze Sportplatz gebraucht werde und nicht nur der halbe. Der Mitinitiator des Bürgerbegehrens hat außerdem betont, dass der mit dem Kita-Bau massiv verkleinerte Fußballplatz gedreht werden und daher an der Parsbergstraße ein weiterer Ballfangzaun errichtet werden müsste. Es würde ein "Käfigbetrieb" entstehen.

Die Mauern der geplanten Kita werden sich gemäß der Demonstration entlang der Antonistraße etwa 50 Meter und entlang der Parsbergstraße 42 Meter hinziehen, so dass der Bau laut Robert Schröder "wie ein Klotz" wirken und den Platz dominieren werde. Als "erschreckend hoch" hätten Besucher die Höhe des geplanten Kinderhauses empfunden, die mit Ballons demonstriert worden sei, erzählt Schröder. "Ein Gebäude mit über zehn Meter Wandhöhe an den höchsten Stellen würde das Ortsbild massiv stören, denn es würde drei Mal so hoch sein wie der jetzige Kindergarten nebenan, der wegen seiner eigenwilligen Dachform "Eistüte" genannt wird.

Baureferent Andi Lang hatte laut Bericht den Besuchern erklärt, dass er das geplante Gebäude für "zu groß und zu teuer" hält und es "auf dem falschen Platz" geplant worden sei. Zudem habe er ausgeführt, dass für einen "Großbetrieb", in dem bis zu 150 Kinder betreut werden, die samt Begleitung jeden Tag zweimal durch den gleichen Zugang sollen, Probleme vorprogrammiert seien.

Außerdem sei seiner Ansicht nach damit zu rechnen, kaum Personal zu finden, denn diese würden kleineren Einrichtungen den Vorzug geben. Eine Mutter hatte laut Robert Schröder auf die "immense Lärmentwicklung" in einem Großbetrieb hingewiesen, die einer ordentliche Betreuung und Förderung der Kinder zuwiderlaufe. Außerdem habe sie sich mit Verweis auf die während der Coronapandemie gemachten Erfahrungen besorgt gezeigt, dass sich die Massenansammlung von Kindern negativ auf das Infektionsgeschehen auswirken könnte.

Anna Borawski-Utz habe zudem darauf aufmerksam gemacht, dass es in "Kita-Großbetrieben" schwer sein würde, mit allen Kindern Veranstaltungen wie den St. Martinsumzug durchzuführen. "Bei 150 Kindern sei davon ausgehen, dass es schon beim Pausenbetrieb erhebliche Einschränkungen geben wird", hat die Referentin für Kindergarten- und Schule vorgebracht.

In kleineren Einrichtungen könne ihrer Meinung nach eher eine familiäre Atmosphäre geschaffen werden, die eine bessere und individuellere Betreuung ermögliche. Hans Schröder erörterte laut Bericht die aktuelle Kindergarten- und Hortsituation und stellte Alternativen vor. Zum Beispiel könnte man den 50 Jahre alten Bestandsbau (Eistüte) komplett abreißen und dort kostengünstiger einen bedarfsgerechten Neubau erstellen.

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