Alling:Aufwind für die Windkraft

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Kommunalpolitiker hoffen, dass eine neue Staatsregierung ohne Horst Seehofer die Wende bringen könnte

Von Manfred Amann, Alling

Im Gemeinderat von Alling herrscht Einigkeit darüber, dass es nicht sinnvoll ist, die vor sechs Jahren auf Initiative der Landkreisverwaltung in Angriff genommene interkommunale Planung für Standorte von Windrädern weiterzuverfolgen. Das Gremium hat daher die diesbezüglich gefassten Beschlüsse wieder aufgehoben, sodass die gemeinsame Suche nach geeigneten Flächen für Windkraftanlagen eingestellt werden kann. Die Allinger Ortspolitiker wollen aber dennoch am Thema "dran bleiben", denn "die Zeiten könnten sich ändern", wie Hans Friedl anführte.

Der Fraktionssprecher der Freien Wähler, der auch den Kreisverband leitet, hält es für wahrscheinlich, dass sich in Bayern bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr die politische Landschaft verändern und in der Folge eine Landesregierung in neuer Zusammensetzung kommen könnte. In der Diskussion wurde selbst von CSU-Ratsmitgliedern nicht ausgeschlossen, dass Horst Seehofer in der Partei bald nicht mehr die Richtung vorgeben könnte. Dabei fiel unter anderem die Anmerkung: "Selbst Bischöfe begehren mal gegen den Papst auf". Beides könnte dazu führen, dass der Windkraft wieder mehr Gewicht für die Energiewende zuerkannt wird und dass die vom Ministerpräsidenten "übergestülpte 10-H-Regelung" zumindest aufgeweicht wird oder ganz neue Regeln aufgestellt werden. Diese Vorgabe schreibt vor, dass Windräder zur nächstgelegenen Wohnbebauung mindestens einen zehnfachen Abstand ihrer Höhe haben sollen. Auf Allinger Gemeindegrund wäre, solange dieser Vorgabe gilt, kein Platz für eine Windkraftanlage denkbar.

Der CSU-Gemeinderat und Vizebürgermeister Hans Schröder riet zu "Gelassenheit". Der Landkreis sei mit der gemeinsamen Planung "auf einem guten Weg" gewesen. Alling habe mitgemacht, um für die Energiewende etwas zu bewegen, dann sei dies "von Horst" aber gestoppt worden. Man sollte also in Ruhe abwarten, was die Politik Neues auf dem Sektor bringt. Nachdem die gemeinsame Suche nach Standortmöglichkeiten nun aufgegeben werde, hätten die Gemeinden aber die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Planungshoheit selbst oder in Abstimmung mit den Nachbarn geeignete, eventuell grenzübergreifende Areale zu prüfen, auch wenn der Abstand zur Wohnbebauung geringer als 10H sein sollte, erklärte Bürgermeister Röder.

"Wir sollten uns daher weiterhin Gedanken machen, wo eventuell auch ohne Einhaltung der 10-H-Regel Windräder Platz hätten" befand Friedl und schlug eine Besichtigung des Mammendorfer Windrades vor. Die interkommunale Suche nach Standorten vor dem Inkrafttreten der 10-H-Regelung hatte ergeben, dass Windräder im Grenzgebiet zu Gilching im Nachbarlandkreis Starnberg aufgestellt werden könnten. Standorte in einem großen Umkreis um das auf der Ludwigshöhe bei Fürstenfeldbruck angesiedelte Geophysikalische Institut der Ludwig-Maximilians-Universität scheiden aus, weil die Rotorbewegungen von Windrädern die Erdbebenmessungen stören. Das betrifft das ganze Gemeindegebiet.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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