Afrikanische Schweinepest:Schweinerei

Jesenwang wehrt sich vorerst gegen eine geplante Verwahrstelle für infizierte Wildschweine

Von Manfred Amann, Jesenwang

Die afrikanische Schweinepest (ASP) ist weiter auf dem Vormarsch Richtung Westeuropa. Aktueller Beleg für eine "sprunghafte Ausbreitung" der für den Menschen ungefährlichen Seuche sind in Belgien tot aufgefundene Wildschweine, bei denen eine ASP-Infektion nachgewiesen werden konnte. Da das tödliche Virus auch in Deutschland und Bayern eingeschleppt und damit zur Gefahr für Hausschweine werden könnte, sollen von den Veterinärämtern in den Landkreisen sogenannte Verwahrstellen eingerichtet werden, in denen Kadaver kurzfristig quarantäneartig bis zur Abholung durch die Tierbeseitigungsanstalt aufbewahrt werden können.

Eine solche Verwahrstelle soll auf dem Gelände des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) in der Kieslandschaft östlich von Jesenwang entstehen. Davon sind aber weder die Gemeinderäte noch Landwirte und Jäger begeistert. Vor allem aber sind sie verärgert und erbost, dass die Verwahrstellen "klammheimlich" eingerichtet werden. Statt wie erwartet dem Bauantrag zuzustimmen, wurde nach längerer Beratung in der Sitzung am Mittwoch beschlossen, erst umfassende Informationen einzufordern, da weder Jäger noch Kommunalpolitiker über das Konzept sowie über die Hintergründe in Kenntnis gesetzt worden seien. Da bei der Feststellung einer ASP-Infektion sowohl Jagdpächter und Waldbesitzer als auch die Halter von Hausschweinen mit gravierenden Maßnahmen zu rechnen hätten, müssten die möglicherweise Betroffenen mit in die Planung eingebunden werden, so ein Mitglied der Jagdgenossenschaft.

Wie in der Sitzung angeführt wurde, gibt es in der Gegend, zum Beispiel in Malching, Mammendorf und Hattenhofen Schweinehalter, "deren Bestände sogar gekeult werden müssten", sollte ein infiziertes Wildschwein nach Jesenwang gebracht werden. Daher sei der Standort abzulehnen. Außerdem würden die Fundorte toter Wildschweine längere Zeit großräumig gesperrt. "Dass die Planung von Verwahrstellen überhaupt öffentlich geworden ist, hängt damit zusammen, dass der AWB-Standort im Außenbereich von Jesenwang liegt", erklärte Bürgermeister Fraunhofer. Über solche Anträge müsse der Gemeinderat entscheiden. Bei der Kreisgruppe im Bayerischen Jagdverband lagen bis dahin noch keine offiziellen Informationen vor. "Von uns geht die Einrichtung von Verwahrstellen nicht aus", sagte Sprecher Michael Pöllmann. Man wisse aber, dass Vorkehrungen getroffen werden sollen. Möglicherweise wolle das Landratsamt mit seinem bedeckten Vorgehen vermeiden, dass unnötig Ängste geschürt werden.

Wie von der Kreisbehörde zu erfahren war, hat das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft einen Rahmenplan zur ASP-Ausbreitungsverhinderung erlassen, der nun Zug um Zug von den Veterinärämtern umgesetzt werden soll. Erst wenn klar sei, wo überall Verwahrstellen eingerichtet seien, wolle man die Jäger informieren und auch entsprechend einweisen. Da man bei tot aufgefundenen Wildschweinen nicht ausschließen könne, dass sie der Seuche zum Opfer gefallen sind, sollen die Kadaver möglichst schnell und am besten ohne direkte Berührungen in die nächste Verwahrstelle gebracht, dort untersucht werden, um dann beseitigt zu werden. Es seien auch noch andere Standorte im Gespräch, sagte Pressesprecherin Luitgard Reigl. Bei der Standortsuche werde darauf geachtet, "dass möglichst keine Hausschweinhalter in der Nähe sind". Man befinde sich aber noch am Anfang der Planung. Das Hauptverbreitungsgebiet der ASP sind afrikanische Länder südlich der Sahara. Von dort wurde das Virus nach Georgien eingeschleppt und konnte bis nach Polen, Tschechien, Bulgarien und Rumänien und nun überraschend nach Belgien vordringen. "An der Situation hat sich aber trotzdem nichts geändert", glaubt Jäger Pöllmann.

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