Adventszeit:Zehn Meter Kuchen und Torten

Andreas Lichtblau

Das Verzieren der Torten bildet für Andreas Lichtblau den krönenden Abschluss an seinem Backwerk. Der junge Konditormeister arbeitet in der Bäckerei von Brigitte Schmitt am Germeringer Bahnhof.

(Foto: Günther Reger)

Der Germeringer Konditormeister Andreas Lichtblau ist gerade in der Vorweihnachtszeit ein viel beschäftigter Mann. Besonders Stollen sind eine aufwendige Angelegenheit

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Konditormeister Andreas Lichtblau hat gerade eine Hochzeitstorte fertig verziert. Pistaziencreme- und Trüffeltorte hat er zweistöckig aufeinander geschichtet. Obendrauf sitzt das Brautpaar aus buntem Zuckerguss noch entspannt auf einer Bank. Seit seiner Ausbildung arbeitet Lichtblau in der Bäckerei und Konditorei von Brigitte Schmitt am Germeringer Bahnhofsplatz. "Das hat am 16. September 2006 begonnen", sagt Lichtblau und erinnert sich genau an seinen ersten Tag in der Backstube. Seitdem sind zwölf Jahre vergangen, 2017 hat der Allinger seine Prüfung als Konditormeister mit Bravour absolviert. Mit der Durchschnittsnote von 1,9 gehört Lichtblau zum erlauchten Kreis der Einserabsolventen.

"Schmitts Tortenparadies zum Verwöhnen" prangt ein großes Schild hinter der langen Theke. Brigitte Schmitts Bäckerei und Konditorei ist noch einer der seltenen Betriebe in Germering, die noch selber backen und diverse Leckereien herstellen. "Seit 33 Jahren bin ich in Germering", erzählt Schmitt, "seit nunmehr 17 Jahren hier am Bahnhofsplatz." Gerade vor Weihnachten ist viel Betrieb im Laden und im schmucken Café. Durch die offene Tür hinter dem Tresen sieht man einige Menschen in der Backstube herumwuseln. Zwei Meister und drei Auszubildende beschäftigt Schmitt. Konditormeister Lichtblau ist an fast allen Produkten beteiligt, die in der großen Thekenauslage verkaufsbereit liegen. "Das sind zehn Meter Kuchen und Torten", sagt er stolz. "Wir haben die größte Auswahl in Germering und wahrscheinlich im ganzen Landkreis." Lichtblau selbst isst, wie er etwas zögerlich zugibt, gerne mal eine Sachertorte oder eine Schwarzwälder Kirschtorte.

Doch auch jede Menge verführerische Pralinen liegen bereit. "Da sind Eierlikörtrüffel-, Rumtrüffel- und Amarettopralinen dabei, insgesamt verkaufen wir 20 verschiedene Pralinen", zählt Lichtblau durch. Jede Menge selbst gemachtes Weihnachtsgebäck wartet ebenso auf Käufer wie die Elisen-Lebkuchen und große Schoko-Muffins. Im Advent und zu Weihnachten sind natürlich die vielen Stollenvarianten der Renner. Mandel-, Nuss-, Rosinen- und Mohnstollen werden im Café Schmitt angeboten. "Das Stollenmachen ist sehr aufwendig", gibt Lichtblau zu verstehen. "Der Vorteig hat eine Stehzeit von drei Stunden, solange muss er reifen." Dann kommen die Zutaten hinzu. Das Stollenrezept ist natürlich ein Geheimnis. "Das ist alteingesessen", sagt der Konditor. In der Backstube steht ein riesiger Ofen, der in sieben Etagen befüllt werden kann. In einem ebenso großen Kühlschrank werden auch die bestellten Torten frisch gehalten.

Andreas Lichtblau hat seine Berufswahl nie bereut. "Die Arbeit ist abwechslungsreich und kreativ", bekennt er und "immer wieder anders". Sind die Kundenwünsche auch noch so ausgefallen, Lichtblau kann jeden zufriedenstellen: "Ich finde eine Lösung." Morgens um fünf Uhr beginnt die Arbeit für ihn. Samstags sogar noch eine halbe Stunde früher. Wenn er nachmittags nach Hause kommt, ist er schon müde, aber nicht immer macht er ein Schläfchen. Doch manchmal nickt er auch auf dem Sofa ein. Er kann es schon verstehen, dass junge Menschen nicht so früh aufstehen wollen, um zur Arbeit zu gehen. Doch, dass kaum jemand noch Bäcker oder Konditor werden will, das versteht er nicht. "Die studieren lieber alle", vermutet er und zuckt mit den Schultern.

Auf einem Tisch liegen zwei verzierte große Lebkuchenherzen. "Diamantene Hochzeit" ist auf einem Herz zu lesen. Das bedeutet, dass das Herz-Ehepaar 60 Jahre verheiratet ist. Ein solches Jubiläum ist noch für Andreas Lichtblau natürlich noch weit weg. Doch eine gravierende Veränderung in seinem Privatleben kommt bald. "Die Hochzeit steht an", sagt der Konditormeister. Noch nicht im kommenden Jahr, 2020 wird es so weit sein. Der Germeringer ist sich sicher: "Unsere Torte muss aber jemand anderes machen, sonst bringt das Unglück." Die wird wohl ziemlich groß ausfallen, weil voraussichtlich etwa hundert Gäste versorgt werden müssen. Lichtblau schätzt dann auch, dass seine Hochzeitstorte fünf Stockwerke haben wird, damit auch jeder seiner Gäste am Ende ein Stück abbekommt.

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