Süddeutsche Zeitung

Adventskalender:Gegenseitige Besuche

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Katholische und evangelische Christen öffnen ihre Haustüren

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Am Freitag wird das erste Türchen vom Adventskalender geöffnet und ein Stückchen Schokolade kommt zum Vorschein. Die Germeringer Kirchen bieten zum wiederholten Mal eine Variante an, die über die Schokolade hinausgeht und evangelische und katholische Christen zusammenbringt. Bis 24. Dezember, täglich von 16 bis 18 Uhr, öffnen Gastgeber Türen von Häusern und Wohnungen. "Eingeladen sind alle", schreiben die Organisatoren des "Ökumenischen Adventskalenders" um Jürgen Wrede. Beteiligt an dieser Aktion sind in Germering die Jesus-Christus-Kirche, die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche und die drei Gemeinden der katholischen Stadtkirche.

"Eingeladen sind alle, die sich Zeit nehmen zum Erzählen, Zuhören, Nachdenken und Verweilen bei Tee, Glühwein und Gebäck", schreiben die Organisatoren. Ehepaare, Familien und Einzelpersonen sind als Gastgeber aufgeführt. Am 18. Dezember lädt der Helferkreis der Kleiderkammer in die Jesus-Christus-Kirche ein. Zwei Tage später bittet Pastor Scheitacker in der Hartstraße 50 zum Adventskaffee. "Wir wollen uns auf Weihnachten einstimmen", sagt Jürgen Wrede, der bei sich zu Hause am 1. Dezember den Auftakt macht. "Es gibt keine speziellen Botschaften", erklärt der ehemalige SPD-Stadtrat, der sich für Energiewende und Klimaschutz engagiert. "Wir überlassen alles dem Zufall."

Erfahrungsgemäß bringen einige Gäste auch eine Weihnachtsgeschichte "oder eine andere lustige Geschichte" mit, so Wrede. Ihm kommt es auf den Gedankenaustausch mit anderen Menschen an. Auch die Anzahl der Gäste sei unwichtig. Er erinnert sich gut daran, dass sein Wohnzimmer mit 15 Besuchern so voll gewesen war, dass die Stühle kaum reichten. "Aber meine Frau und ich hatten auch schon mit zwei Gästen einen inhaltsreichen und schönen Nachmittag." Die diesjährigen Gastgeber sind sozusagen Stammgastgeber, die sich auf ganz Germering verteilen. Wrede bedauert, dass ein Kindergarten nicht mehr auf der Gastgeberliste erscheint: "Das ist weggefallen, weil es im Kindergarten nicht mehr in die Tagesplanung passte." Im Vordergrund soll im Sinne der Ökumene wie immer der Austausch unter evangelischen und katholischen Christen stehen. Das gelingt nicht immer, weil die Konfessionen auch gerne unter sich bleiben.

"Es geht aber darum, dass man sich näher kommt", sagt Wrede. "Privat und nicht in der Kirche." Er freue sich jedes Jahr auf diese Begegnung. Ihn als Protestant interessiere es zu verstehen, was bei den Katholiken los ist. Vier Adventstage konnten diesmal nicht mit Gastgebern besetzt werden. Der 5. Dezember fällt aufgrund einer Erkrankung bei den dafür vorgesehenen Gastgebern leider aus. "Die letzte Tür am 24. Dezember ist mehrmals vorhanden", heißt es auf der Ankündigung, "es sind die Türen der Kirchen, wenn sie dort eintreten, dann ist Weihnachten."

"Ökumenischer Adventskalender in Germering; Gastgeber: Ehepaar Wrede, 1.12., Geierstraße 5, Ehepaar Schäfer, 2.12., Am Bietricher Holz 17, Frau Blasberg, 3.12., Am Lochholz 5, Ehepaar Gutekunst 4.12., Spitzstraße 11a; jeweils von 16 bis 18 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 01.12.2017
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