ADFC-Vergleich:Wenig Freundlichkeit für Fahrräder

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In einem bundesweiten Vergleich des ADFC schneiden die Städte im Landkreis schlecht ab. Die Radler beklagen sich über viele Widrigkeiten

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Am Freitag vor Fasching bekamen die Schüler ihre Zwischenzeugnisse, eine Woche später gab der ADFC mit den Ergebnissen des "Fahrradklima-Tests" seine Zensuren für das Jahr 2014 bekannt: Germering ist die fahrradfreundlichste Stadt im Landkreis. Größter Aufsteiger ist Fürstenfeldbruck, der Verlierer heißt Puchheim. In Olching beteiligten sich erstmals genügend Radler an der zu Grunde liegenden Befragung. Dadurch ist die Stadt nun auch Teil des Testberichts. Wirklich gut schnitt keine der vier Kommunen aus dem Landkreis ab. Für Germering sprang die Note 3,5 heraus, die anderen Städte liegen mit jeweils 3,8 knapp dahinter. Der deutschlandweite Notendurchschnitt der Städte mit weniger als 50 000 Einwohnern liegt bei 3,6.

"Ich bin zufrieden", freut sich Brucks Radverkehrsbeauftragte Josefa Dahme. Beim letzten Test 2012 hatte die Kreisstadt noch mit der Note 4,14 abgeschnitten. Nun gehört sie zu den erfolgreichsten Aufholern. "Das Schöne ist, dass registriert wird, dass die Fahrradwege gereinigt werden und dass wir Werbung fürs Radfahren machen", erklärt sie. Gute Noten bekam Fürstenfeldbruck auch dafür, dass alle Altersklassen mit dem Fahrrad unterwegs sind. Bei dieser Frage konnten auch die drei anderen Kommunen punkten. Ähnlich sieht es bei den Schwächen aus. Fehlende öffentliche Fahrräder, die Führung der Radwege an Baustellen , die Möglichkeiten zur Mitnahme von Fahrrädern in Bussen und Bahnen und unvorteilhafte Ampelschaltungen wurden bemängelt. "Die Schwächen, die wir haben, haben auch andere", stellt Dahme fest. "Das sind Dinge, an denen wir in Zukunft arbeiten können." Jedoch nicht an allen: Auf die Ampeln an Staatsstraßen oder auf den öffentlichen Nahverkehr haben die Städte nur bedingt Einfluss.

"Es gibt leider Bereiche, in denen wir gar nichts machen können", bedauert auch Katharina Dietel, die im Umweltamt der Stadt Puchheim arbeitet. Dazu gehöre etwa die Lochhauser Straße, die für Radler eine Katastrophe sei, an der man aber keine baulichen Veränderungen vornehmen könne. Dass sich die Puchheimer Note von 3,47 auf 3,8 verschlechtert hat, findet Dietel "sehr schade". Tatenlos sei der Stadt seit der letzten Abfrage nicht gewesen. "Wir haben etwas gemacht", betont Dietel und erwähnt die neue Querungshilfe an der Staatsstraße FFB 11, den Abstellplatz am Bahnhof und die Beschilderungen, die in Zusammenarbeit mit dem ADFC aufgestellt worden waren. Dass Puchheim sich dennoch so deutlich verschlechtert habe wie wenige andere Kommunen in Deutschland, könne auch an den gestiegenen Ansprüchen der Radler liegen, glaubt Dietel.

Die beste Note der Landkreiskommunen erhielt Germering. Zufrieden ist Thomas Wieser dennoch nicht. Das Ergebnis sei realistisch, glaubt der Fahrradbeauftragte der Stadt Germering, der selbst viel mit dem Rad unterwegs ist. Die Bewertung der Bürger hat sich im Vergleich zu 2012 kaum verändert. "Ich war letztes Mal auch nicht wirklich zufrieden", räumt Wieser ein. Er stört sich vor allem an etwas anderem: "Ich bin enttäuscht, dass sich so wenige beteiligt haben". Waren es beim letzten Test noch 146 Teilnehmer, antworteten dieses Mal lediglich 99 Germeringer. "Dabei haben wir aktiv für die Teilnahme geworben."

Wieser findet den Test wichtig, er erhofft sich Rückmeldungen und Anregungen, auch wenn viele Probleme zu komplex seien, um rasch gelöst werden zu können. Der Vergleich mit anderen Kommunen ist dem Fahrradbeauftragten nicht wichtig. "Darauf braucht man sich nichts einbilden, viel hängt ja auch von der Erwartungshaltung ab." Mit der Geschwindigkeit, der guten Erreichbarkeit des Zentrums und der Tatsache, dass alle auf dem Fahrrad unterwegs seien, hoben die Germeringer ähnliches hervor wie die Bürger der anderen Kommunen. Schlecht bewertet wurden häufige Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern und dass nur wenige Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für Radler geöffnet seien. Genau dafür holte sich die Stadt Olching gute Noten ab. Die Olchinger indes störten sich stark daran, wie häufig Fahrräder gestohlen würden.

Dass sich die Noten der Landkreiskommunen in Schulnoten gesprochen lediglich zwischen "befriedigend" und "ausreichend" bewegen, darf laut ADFC nicht überbewertet werden. "Allein die Tatsache, dass die Mindestteilnehmerzahl überschritten wurde, zeigt im Vergleich zu den wahrscheinlich wirklichen Schlusslichtern ein Grundinteresse am Radverkehr aus", heißt es in einer Erklärung des Projektleiters Thomas Böhmer. Die Ergebnisse des "Fahrradklima-Test" stammen aus Antworten, die Bürger auf insgesamt 27 Fragen gaben. Bewertet wurde nach Schulnoten, mindestens 50 Personen mussten sich beteiligen, damit ihre Kommune in die Rangliste aufgenommen wird. Die größte Beteiligung verzeichnete Fürstenfeldbruck (129), Neuling Olching folgte mit 100 Teilnehmern. In Puchheim beantworteten 65 Radler die Fragen.

© SZ vom 26.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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