Adelshofen:Schule für Hobbygärtner

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Im Kreislehrgarten in Adelshofen lernen die Kreisräte die Struktur der Gartenbauvereine kennen und dürfen sich unter anderem an den prächtigen Äpfeln erfreuen. (Foto: Günther Reger)

Der Kreislehrgarten in Adelshofen bildet Mitglieder der Gartenbauvereine aus, doch die werden immer weniger. Nun könnten auch nicht-organisierte Gartler zum Zuge kommen

Von Ariane Lindenbach, Adelshofen

Der Kreislehrgarten in Adelshofen ist so etwas wie die Ausbildungsstätte für die 7200 Mitglieder der Gartenbauvereine im Landkreis. Derzeit hat er zwei Probleme: Er ist zu wenig bekannt und einige Gartenbauvereine haben immense Nachwuchssorgen. Das zumindest ist die Einschätzung von Andreas Knoll. Der Kreisvorsitzende der noch 29 Gartenbauvereine berichtete unlängst den Kreisräten der Ausschussgemeinschaft von FDP, ÖDP und UBV über Funktion und Status des 1999 offiziell eingeweihten, gut 7300 Quadratmeter großen Gartens im westlichen Landkreis. Er ist der Nachfolger des zwischen 1918 und 1957 bestehenden Bezirksgartens und wurde dazu errichtet, die Mitglieder der Gartenbauvereine fachlich zu schulen. Der Garten mit vielen Obstbäumen, Bienenstöcken und einer Mosterei ist immer für die Allgemeinheit zugänglich - auch für Nicht-Gärtner.

Noch sind alle 29 Gartenbauvereine im Landkreis Fürstenfeldbruck im Kreisverband organisiert. Doch für das nächste Jahr, referierte Knoll vor dem Dutzend Kommunalpolitikern, "hat sich Germering abgemeldet". Mangels eines Nachfolgers habe der Vorsitzende der "Blumen- und Gartenfreunde Germering" nun den Austritt aus dem Dachverband mitgeteilt, berichtete dessen Chef.

Im Schatten eines Apfelbaums stehend, nannte er aber auch Beispiele aus dem Landkreis, wo es mit der Nachwuchsförderung ganz gut klappe. "Puch ist wieder am Leben, da habe ich lange hingearbeitet." Dort habe sich inzwischen eine Kindergruppe etabliert, der Nachwuchs sei somit gesichert. Auch in Emmering gibt es ähnliche Erfolge. In anderen Orten, wo man sich nicht bemüht, die Jungen für die Tätigkeit in einem Gartenbauverein zubegeistern, schaut es Knoll zufolge schwieriger aus.

In seinem Wohnort Landsberied arbeitet der Kreisvorsitzende eng mit den Kindergärten zusammen, die Erzieherinnen sind Beisitzerinnen im örtlichen Gartenbauverein. Durch den Kontakt kommen auch Kooperationen zustande. So berichtet Knoll den Kreisräten von Ausflügen in den Kreisgarten, wo die Kinder das erste Mal in ihrem Leben selbst gebackenes Brot (aus dem jüngst errichteten Backofen) mit Butter vom Bauern und Honig aus der garteneigenen Imkerei gegessen haben. "Das kannten die ja gar nicht", doch danach hätten sie kein anderes Brot mehr essen wollen, schließt er seine Anekdote zur Nachwuchsgewinnung.

Ohne Kinder, die sich fürs Gärtnern und für die Vereinsarbeit interessieren und die sich irgendwann selbst in einem Verein engagieren, wäre dem Kreislehrgarten in ferner Zukunft die Existenzgrundlage entzogen. Denn wenn der Kreisverband nicht mehr genügend Mitglieder hätte, wäre es auch nicht mehr gerechtfertigt, dass der Landkreis den Kreislehrgarten mit Fördermitteln bezuschusst. Oder dass die Gemeinde Adelshofen das Grundstück für einen jährlichen Pachtzins von 1000 D-Mark abgibt. Darüber hinaus kooperieren die beiden im Landratsamt ansässigen Kreisfachberater, Michaela Schleicher und Horst Stegmann, eng mit den Aktiven vom Kreislehrgarten. Schleicher etwa vermittelt dort zum Start der Sonnenäcker-Saison gärtnerische Grundkenntnisse. Die Teilnehmer müssen ebenso wenig in einem Gartenbauverein organisiert sein wie Hobbygärtner, die im Landratsamt anrufen, um sich von den Kreisfachberatern einen Rat zu holen.

Im Kreislehrgarten werden vor allem Praxiskurse abgehalten, wie Knoll erläutert. So werden auf dem weitläufigen Gelände regelmäßig Kurse beispielsweise zur Gartenpflege abgehalten, zum Obstbaumschnitt oder -veredelung, aber auch für Imker oder - 2005 - das erste Seminar zur Jugendarbeit im Lehrgarten.

Möglicherweise gibt es bald ein weiteres Angebot. Laut Stegmann gibt es Überlegungen, das Konzept etwas zu verändern und auch reine Hobbygärtner ohne Verankerung in einem Verein für Schulungen zu gewinnen. Eine weitere Idee ist das sogenannte Urban Gardening, das es ja in Puchheim schon gibt und dort von der Stadt initiiert wird.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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