Adelshofen:Metzger denken ans Aufhören

Adelshofen: Bernhard Huber ist in schwierigen Zeiten Obermeister der Metzgerinnung.

Bernhard Huber ist in schwierigen Zeiten Obermeister der Metzgerinnung.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der Herbstversammlung der Innung wird deutlich, wie Nachwuchsmangel und hohe Energiekosten die Betriebe bedrohen.

Von Karl-Wilhelm Götte, Adelshofen

Ob Bäcker, Bauunternehmen oder auch Friseurinnen: Etliche Handwerke haben seit Jahren Probleme, auf die Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer immer wieder hinweist. Auch die Metzger sind in einer schwierigen Lage, das ist bekannt. Besonders fehlen Mitarbeiter und der Nachwuchs in dieser Branche. Doch jetzt zeichnet sich - beobachtet bei der Herbstversammlung der Metzgerinnung Fürstenfeldbruck - so etwas wie Endzeitstimmung ab. Bezeichnend ist der Satz von Engelbert Jais: "Seit 35 Jahren habe ich jetzt meinen Betrieb", sagte der ehemalige Obermeister der Metzgerinnung aus Luttenwang, "aber so schwierig wie momentan war die Lage noch nie."

Immer weniger Metzgerbetriebe gibt es in einem Landkreis mit mehr als 200 000 Einwohnern. Gab es 2009 noch 27 Metzgereien, die der Innung angehörten, sind es momentan nur noch 14 plus Brucker Schlachthof. In den östlichen Großgemeinden und Städten, wie Gröbenzell, Olching und Eichenau, gibt es keinen einzigen selbständigen örtlichen Metzger mehr. Auch in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck sucht man vergeblich eine Metzgerei mit eigener Produktion. Auf etwa 100 000 Einwohner gibt es somit keinen einzigen ortsansässigen Metzger mehr.

Betriebe im Landkreiswesten

Wären nicht die Metzgerbetriebe im westlichen Landkreis - sozusagen auf dem Land - könnte die Innung aufgeben. Aber auch dort haben Metzger in Moorenweis, Schöngeising oder Grafrath zugemacht. Alle Betriebe haben mit steigenden Preisen für Strom und Gas zu kämpfen. Dazu gesellen sich Probleme, wie steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe. "Die enormen Preissteigerungen stellen die Kalkulation auf den Kopf", beschreibt Innungs-Obermeister Bernhard Huber die Lage. "An der Theke lassen sich die Aufschläge nicht einfach durchreichen, da der Verbraucher in Zeiten der rasanten Inflation mehr auf den Preis als auf den Geschmack schielt."

Bernhard Huber, 55, betreibt seine Metzgerei in Jesenwang, die 1935 gegründet wurde, in der dritten Generation. Sein Sohn Bernhard, 28, und die Schwiegertochter stehen bereit, den Betrieb zu übernehmen. Woanders sieht es dagegen düster aus. Huber berichtete von 60-jährigen Metzgern, die wegen der hohen Strompreise lieber fünf Jahre früher aufhören wollen, um einer Pleite zuvorzukommen. "Wir haben große Maschinen und sind extrem stromabhängig", so der Innungs-Obermeister. "Aufhören", sagt Huber im Gespräch mit der SZ, "das hat auch damit zu tun, dass sie keinen Nachfolger finden." Das hängt auch mit dem fehlenden Nachwuchs zusammen. "Wir haben im gesamten Landkreis momentan nur zwei Auszubildende, einer lernt bei mir", berichtet Huber. Deprimierend ist auch die Lage bei den Fachverkäuferinnen im Laden. Bei der vergangenen Freisprechungsfeier im Handwerk war keine einzige Metzgerei-Verkäuferin dabei.

Unmut über Habeck

Auch der Augsburger Geschäftsführer des bayerischen Fleischerverbandes, Lars Bubnick, konnte nichts Gutes berichten. Die verbreitete Meinung in der Branche sei: "Bei diesen Strom- und Gaspreisen stelle ich mich lieber noch mal ein halbes Jahr mit der Maske in den Laden." Bubnick sicher: "Die hohen Energiepreise sind existenzbedrohend." Groß ist der Unmut über Robert Habeck. "Schließen Sie ihr Geschäft für ein paar Monate, und wenn sich die Lage wieder beruhigt hat, starten Sie ihren Betrieb neu", zitierte Bernhard Huber den Bundeswirtschaftsminister, als dieser in einer Talkshow einem Bäcker antwortete, als dieser fragte, was er machen solle bei den hohen Energiepreisen, die ihn in die Insolvenz treiben. "Das hat mich maßlos geärgert", sagte Huber. "Das verdeutlicht, wie weit sich die Politik von uns mittelständischen und kleineren Betrieben entfernt hat."

Doch dann verkündete er doch noch einen Hoffnungsschimmer. In Emmering gibt es nach acht Jahren Pause seit Oktober wieder einen Kollegen. Metzgermeister Adrian Klobeck, 28, stammt aus einem Familienbetrieb in Weilheim, produziert und verkauft in den ehemaligen Räumen der Metzgerei Fuchsbichler in der Emmeringer Hauptstraße jetzt Fleisch und Wurst.

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