„Ich bin kein gewalttätiger Mensch, ein bisschen vielleicht, kürzlich habe ich einen umgebracht“, sagte Anwalt Diemel fast etwas beiläufig zur Einstimmung auf das opulente, schwarzhumorige Bühnenstück „Achtsam morden“, das der Kultur- und Theaterverein Alling (KTV) sechsmal im Bürgerhaus mit großem Erfolg aufführte. Etwas ironisch fügte er noch an: „infolge einer achtsamen Lebenseinstellung“, woraufhin die facettenreiche Geschichte um das verkorkste, in Mafia-Machenschaften verstrickte Leben des Anwalts ihren Lauf nahm. Der Saal war am Sonntag, wie bei allen Aufführungen, voll. „Schon bald nach der Ankündigung waren alle Termine ausverkauft, das hatten wir noch nie“, sagte die zweite Vizevorsitzende des KTV, Hermine Weyl, bei der Begrüßung, während Vereinschef Christof Schachtl am Ende bedauerte, dass die Saalbelegung leider keine weitere Aufführung mehr möglich mache.
Danke sagte Schachtl neben den Laienschauspielern den vielen Helfern, die sich um Technik, Maske, Kostüme, Werbung und Ticketverkauf gekümmert haben und ohne die Theatermachen gar nicht möglich wäre. „Vermutlich ist der Andrang deshalb so stark gewesen, weil der Bestsellerroman ‚Achtsam morden‘ von Karsten Dusse vielen bekannt ist und man gespannt ist, wie der KTV die Bühnenfassung von Bernd Schmidt umsetzt“, vermutete ein KTV-Mitglied. Ein Besucher glaubt, die starke Nachfrage nach Tickets könnte darin begründet sein, dass der KTV in den gut 30 Jahren seit seiner Gründung stets mit Bravour anspruchsvolles Theater auf die Bühne gebracht habe. Im Kern dreht sich in dem Stück alles um Mafia-Anwalt Diemel, den Matthias Handel (Gast der „Guichinga Dorfbühne“) in allen noch so kniffligen Lebenslagen brillant verkörperte.

90 Minuten lang nahezu ohne Unterbrechung im Mittelpunkt zu stehen und situationsgerecht und pointensicher die Hauptrolle zu meistern, sei eine Leistung, die höchste Anerkennung verdiene, befand eine Zuschauerin. „Das soll aber nicht heißen, dass die anderen Darsteller nicht auch ihre Rollen gut verkörpert hätten“, ergänzte ein anderer Gast in der Pause, in der das Bistro-Team um Kulturreferentin Simone Stenzer wieder kulinarische Köstlichkeiten anbot. Gut gelungen seien auch die Auftritte derer gewesen, die gleich mehrere Charaktere dargestellt hätten, war nach der Vorstellung zu hören. Zum Beispiel Tanja Richter, die neben Frau Diemel auch Tochter Emely, Karla und sogar den Mafiosi Murat spielte, oder Hans-Peter Contro, der den Mafia-Boss Dragan und, nachdem ihn der Anwalt ermordet hatte, auch noch als Kanzlei-Chef, KiTa-Geschäftsführer und Mafioso überzeugte. Und da waren noch Helmut Bauer, Magdalena Schachtl und Melina Contro, die sich in mehreren Rollen eindrucksvoll präsentierten.
Keine leichte Aufgabe für das bewährte Regie-Team, Helene Wutz-Weiler und Christof Schachtl, die sieben Akteure in 19 Rollen ausdrucksstark, mal kindlich, mal brutal oder lustig in Szene zu setzen. „Minimalistisch, aber zechmäßig“ nannte ein Besucher das häufig wechselnde Bühnenbild, „weil man dadurch nicht von der Handlung abgelenkt wurde“. Zum Stück: Anwalt Diemel kann ob seiner gut honorierten Rechtshilfe für die organisierte Kriminalität Frau und Tochter Emily ein sorgenfreies Leben bieten. Er hat sich aber auch derart in Mafiosi-Abhängigkeit gebracht, dass er kaum noch Zeit findet für die Familie. Als ihn seine Frau Katharina (überzeugend dargestellt von Tanja Richter) mit Trennungsandrohungen erpresst, sich mehr Freiraum für die Familie zu verschaffen und zur Unterstützung einen Achtsamkeits-Coach aufzusuchen, beginnt für den gestressten Anwalt ein noch turbulenteres Leben als vorher, maßgeblich beeinflusst vom Achtsamkeits-Therapeuten Joschka Breitner, den Christof Schachtl so manipulativ ausführte, als wollte er den Anwalt nicht nur „heilen“, sondern auch steuern. Durchaus denkbar, denn Familie Diemel erlebt trotz Toter und Mafia-Kungeleien ein Happy End, Tochter Emely bekommt einen KiTa-Platz und so mancher Gangster einen verantwortungsvollen Job.