Abschiedsgottesdienst:Seelsorge zwischen Supermarktregalen

Kaplan Alois Emslander und Vikar Piotr Wandachowicz verlassen Germeringer Kirche

Von Ingrid Hügenell, Germering

Abschiedsgottesdienst: Kaplan Alois Emslander.

Kaplan Alois Emslander.

(Foto: privat)

Alois Emslander ist ein nahbarer Priester. Wenn er beim Einkaufen jemanden aus seiner Gemeinde trifft, kann es schon sein, dass sich zwischen den Supermarktregalen ein kurzes seelsorgerisches Gespräch entwickelt. "Diese Kontakte finde ich ganz, ganz wertvoll", sagt der 34 Jahre alte Kaplan. Und sie seien gar nicht selten. Denn Emslander besorgt seinen Haushalt selbst. Er kocht, putzt, wäscht seine Wäsche und kauft ein.

Ihren Kaplan werden die Germeringer nur noch kurze Zeit im Supermarkt treffen können, und bald auch nicht mehr im Gottesdienst. Denn er wird zusammen mit dem Pfarrvikar Piotr Wandachowicz am Samstag, 21. Juli, verabschiedet. Emslander wird mit einer halben Stelle Pfarrer bei der katholischen Landjugendbewegung in der Diözese München und Freising. Eine weitere halbe Stelle erhält er als Pfarrvikar in Christkönig in München-Nymphenburg. Dann können ihn die dortigen Katholiken im Supermarkt treffen. Oder in der Kirche.

Abschiedsgottesdienst: Piotr Wandachowicz wird am Sonntag verabschiedet.

Piotr Wandachowicz wird am Sonntag verabschiedet.

(Foto: privat)

Der 51-jährige Wandachowicz, der ein Jahr als Vikar in Germering tätig war, geht nach den Planungen der Diözese vermutlich nach Mühldorf am Inn. Der polnische Priester war vor seiner Zeit in Germering 13 Jahre Pfarrer im Pfarrverband Aufkirchen am Starnberger See. In Germering kümmerte er sich um die fünf katholischen Kindertagesstätten in der Stadt.

Emslander kam nach seiner Priesterweihe durch Kardinal Reinhard Marx im Jahr 2015 nach Germering. Es war sein erster Einsatzort als Priester, die "Dienstbezeichnung" dafür sei eben Kaplan, erklärt er. Priester ist aber nicht der erste Beruf des gebürtigen Mittenwalders. Nach dem Realschulabschluss mit 16 erlernte er zunächst einen anderen Beruf: Bankkaufmann. "Ich weiß, was es heißt, das eigene Geld verdienen zu müssen", sagt er.

Mit 24 habe er aber den Eindruck gehabt, das könne nicht alles sein. Langsam sei in ihm der Gedanke gereift, das Priesteramt könnte seine Bestimmung sein. Ein Berufungserlebnis habe es nicht gegeben. "Das war ein Prozess", sagt er. Die katholische Kirche erkennt eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufserfahrung als Hochschulreife an. So konnte Emslander nach einem Vorbereitungsjahr in Passau, in dem er unter anderem Latein und Hebräisch von Grund auf nachlernen musste, 2009 sein Theologiestudium aufnehmen. Bis 2013 studierte er im Studienhaus Sankt Lambert bei Bonn. Es folgte ein zweijähriger Pastoralkurs und nach dem ersten Jahr die Diakonenweihe.

Dabei versprach Emslander schon die Ehelosigkeit. Die Entscheidung für den Zölibat habe er sich gut überlegt, sagt Emslander. Er habe vor der Entscheidung, Priester zu werden, Beziehungen gehabt und Erfahrungen gesammelt. "Das war ganz wichtig, ich möchte das nicht missen", sagt er. Die Entscheidung zur Ehelosigkeit müsse man immer wieder treffen. "Das ist nicht immer leicht, eine Herausforderung, die bleibt. Im Moment aber passt es." Um der Einsamkeit des Priester entgehen zu können, seien "gute und tiefe Freundschaften" sehr wichtig - innerhalb wie außerhalb der Kirche. Er brauche sowohl Freunde, die das gleiche erlebten wie er, aber auch solche, die eine Sichtweise von außen hätten. "Damit sich nicht alles um die Kirche dreht und um die Frage, was der Bischof diesmal getragen hat." Derartige Gespräche habe es im Priesterstudium durchaus gegeben. "Freundschaften, die über das Amt hinausgehen, in denen man Dampf ablassen und auch mal über seine Sehnsüchte sprechen kann", die seien wichtig für einen Priester. Glücklicherweise habe er solche Freunde.

Nun geht seine "Karriere" in der Kirche weiter. Nach dem Ende der Kaplanstätigkeit folgt eine weitere Prüfung. Dann wird man entweder Pfarrer, also Leiter einer Pfarrei oder, wie Emslander selbst, Pfarrvikar. Die Stelle als Landjugendpfarrer der Diözese München und Freising sei ein Jahr vakant gewesen, sagt Emslander. Nun werde sie mit ihm nur halb besetzt - eine Folge des Priestermangels. Im Bistum München und Freising gehören etwa 4000 junge Leute der katholischen Landjugendbewegung an. Sein Vorgänger im Amt habe ihn gefragt, ob er sich die Tätigkeit vorstellen könne - Emslander konnte und sagte zu. Denn auch in Germering war er als Jugendseelsorger tätig. Seine letzte Tätigkeit in Germering wird in der ersten Woche der Sommerferien die Begleitung der Ministrantenwallfahrt nach Rom sein.

Von 1. September an wird er der geistliche Leiter des Diözesanverbands der katholischen Landjugend sein. Er will daran arbeiten, das "Handeln zu gestalten aus dem Geist des Evangeliums". Dazu werde er die einzelnen Ort- und Kreisrunden besuchen, mit ihnen Gottesdienste feiern und spirituelle Angebote machen, etwa während der Fastenzeit. "Das wird spannend, man muss schauen was passiert in diesem Amt."

Verabschiedung von Kaplan Alois Emslander und Pfarrvikar Piotr Wandachowicz, Samstag, 21. Juli, 18 Uhr, Pfarrkirche Sankt Johannes Bosco, Otto-Wagner-Straße, Germering

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