Abschied nach neun Klassen:Der letzte Jahrgang

Drei Gymnasien verabschieden ihre Abiturienten. Am Freitag folgen die Feiern in den vier weiteren Oberschulen im Landkreis.

Ariane Lindenbach, Moritz Hien und Anna Müller

Das neunjährige Gymnasium ist Geschichte: An drei Gymnasien im Landkreis ist am gestrigen Montag der letzte Jahrgang des G9 verabschiedet worden. Insgesamt 341 Abiturienten in Gröbenzell, Puchheim sowie dem Brucker Viscardi-Gymnasium erhielten ihre Abschlusszeugnisse. Die übrigen vier Landkreis-Gymnasien feiern am Freitagvormittag.

Gröbenzell: Abitur - Zeugnisausagabe im Viscardi-Gymnasium

Reihenweise strahlende Gesichter und schicke Klamotten prägten am Montagvormittag das Bild in den Gymnasien in Fürstenfeldbruck, Gröbenzell und Puchheim.

(Foto: Johannes Simon)

Die eleganten schwarzen Roben und Anzüge wirken auf dem in helles Mittagslicht getauchten Schulhof etwas fehl am Platz. Doch die große Zahl an Fotoapparaten belegt, dass dies kein normaler Schultag ist. Stolze Eltern sind ins Gymnasium nach Gröbenzell gekommen, um mit ihrem Nachwuchs das bestandene Abitur zu feiern. Alle 118 Abiturienten der letzten K13 haben die Prüfungen erfolgreich absolviert. Für Julia Schamanajew von der Schülermitverwaltung Grund genug für besondere Attribute: "Historisch und legendär" sei dieser letzte Abiturjahrgang, der 13 Jahre die Schulbank drücken musste. Die verhaltene Kritik an der beschlossenen Verkürzung der Schulzeit ist da kaum noch herauszuhören. Schulleiter Hermann Baumgartner dagegen nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht Klartext: Der doppelte Abiturjahrgang, der den Pädagogen noch eine zweite Prüfungsrunde in diesem Mai-dann mit den Absolventen des G8-beschert, sei "ein besonderer Marathon" für Lehrkräfte und anderes Personal. Doppelte Arbeit-und das, so Baumgartner, obwohl die Personaldecke seit Jahren immer dünner werde. Neben all seinen guten Wünschen ermutigt er die Abiturienten deshalb ausdrücklich, sich für ein besseres Bildungssystem einzusetzen.

Am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck spielt derweil die Big Band auf. 250 Gäste sind gekommen. Direktor Walter Zellmeier bestätigt seinen Absolventen, dass sie stolz sein können auf die erbrachten Leistungen. Schülervertreter Theresa Dunkel und Andreas Mall bringen es etwas flapsiger auf den Punkt: "Wir sind echt 'ne geile Stufe", rufen sie in den tosenden Beifall hinein. Elf der Abiturienten verlassen das Gymnasium mit einem Schnitt von 1,4 oder besser. Ein Jahrgangsnotendurchschnitt von 2,5 wie am Viscardi-Gymnasium zähle in jedem Fall zum gehobenen Mittelfeld, so die Schülervertreter. Applaus bekommen die Redner aber weniger fürs Verkünden von Zahlen, sondern vielmehr für die Seitenhiebe gegen das G8 mit seinen angeblichen Verbesserungen. Anekdoten aus dem "G8-G9-Kampf" in der schulischen Arena und rund um das Kollegstufenzimmer sorgen für allgemeine Heiterkeit im Viscardi. Die vielen Fehltage der Kollegiaten führt Zellmeier mit ironischem Unterton auf das "verstärkte Gesundheitsbewusstsein" zurück.

Bevor er seine Schüler in die weite Welt und damit aus seiner Oberhoheit entlässt, richtet er einen beinahe flammenden Appell an sie: Eben für jene Welt, oder besser für die Umwelt, gelte es sich zu engagieren. Fest steht jedenfalls, dass die Absolventen "eine ganz wichtige Etappe" ihres Lebens hinter sich gebracht haben und "dringend gebraucht" werden. Das bescheinigt ihnen Brucks Oberbürgermeister Sepp Kellerer. Die 113 Abgänger haben seiner Ansicht nach allen Grund, "optimistisch in die Zukunft zu blicken". Mit einem Glas Sekt klingt eine lange schulische Karriere beschwingt aus.

Ähnliches Bild in Puchheim: Feierlaune, lobende Worte, stolze Eltern. Verantwortungsvoll nutzen sollten seine Abiturienten ihre gute Ausbildung und auch die neu gewonnenen Freiheiten, darauf hofft Schulleiter Georg Baptist. Zweiter Bürgermeister Wolfgang Wuschig warnt aber auch davor, alles nun ganz verbissen zu sehen und sich dem Leistungsdruck an der Uni oder in der Berufswelt unterzuordnen: "Arbeite und strebe, aber lebe!" Baptist weist aber auch auf die zusätzlichen Belastungen hin, die das G8 mit sich bringt-vor allem für die Lehrkräfte. Die Abiturienten selbst sehen im G9 ebenfalls eher Vorteile. Entspannter sei das alles und man habe eine größere Wahlfreiheit bei den Fächern, so Jahrgangsprimus Konstantin Tsekos. Seiner Mitschülerin Ranyana Herzog ist aufgefallen, dass in diesem letzten G9-Jahrgang besonders viel dafür getan wurde, dass alle Schüler das Abitur bestehen. Vom G9 in das völlig anders strukturierte G8 wechseln zu müssen, das war für keinen der Kollegiaten eine angenehme Vorstellung. Einem Schüler freilich wird diese Erfahrung nun nicht erspart bleiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: