Abfallwirtschaft:Die Bürger und ihr Trennungsverhalten

Der Landkreis will per Befragung herausfinden, wie genau es die Bewohner mit dem Müllsortieren nehmen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Andreas Magg kennt das aus Gesprächen mit den Olchingern. Als Bürgermeister wisse er um die geringen Begeisterungsstürme der Bürger, wenn es wieder darum ginge, noch mehr Müll zu sammeln und dann "an nicht immer bestens gelaunte Mitarbeiter" an den Wertstoffhöfen zu geraten, die einem erklärten, "wo man einwerfen darf". Damit hatte er auf den Punkt gebracht, wie manche oder auch viele Bürger das Abfallsammelsystem im Landkreis empfinden, bisweilen nämlich als umständlich und lästig. Und deshalb stieß auch die Bemerkung von Maggs SPD-Kreistagskollegen Peter Falk bei CSU-Landrat Thomas Karmasin auf Interesse, als Falk die Gewohnheit anführte, als Gröbenzeller auch mal Plastikmüll zu Wertstoffinseln im zu München gehörenden nahen Lochhausen zu bringen. "Das wäre der Wunsch vieler", warf Karmasin in der jüngsten Sitzung des Fürstenfeldbrucker Kreisausschusses ein - "auch meiner".

Karmasin hatte das vor mehr als zwanzig Jahren im Landkreis eingeführte Abfallsystem, das dem Bürger viel Sammel- und Transportleistungen abverlangt, immer wieder mal kritisiert ("Trennst du noch oder lebst du schon?"). Allerdings weiß er auch, "dass wir davon leben, dass durch diese Hand- und Spanndienste unser Plastikmüll besonders sortenrein ist", sagte er jüngst im Kreisausschuss. Deshalb könne es nicht angehen, dass diese Plastikabfälle auf den Wertstoffhöfen "laienhaft in Container geworfen" werden, weil sich dann eine "hohe Fehlwurfquote" ergebe. Diese verschlechtere das Ergebnis der Sammlung, weshalb der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) dann weniger Geld von den Dualen Systemen einnehme.

Man müsse den Bürgern daher "erklären, warum das System in Fürstenfeldbruck so ist, wie es ist", empfahl Andreas Magg: "Dass die starke Mülltrennung der Bevölkerung als Gebührenzahler zugutekommt, das wissen viele Leute nicht." Viele würden aus Gelben-Sack-Gebieten in den Landkreis ziehen und seien es gewohnt, alle Kunststoffe zusammen zu entsorgen. Dagegen "arbeiten wir effizient und nachhaltig", befand ÖDP-Kreisrat Max Keil und vermutete, dass "die meisten unserer Bürger so denken".

Ob dem wirklich so ist, soll nun eine Bürgerbefragung herausfinden, die die bereits beschlossene Restmüllanalyse ergänzen soll. Der vorberatende Werkausschuss hatte die geplante telefonische Befragung einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe gestrichen, nun freut sich AWB-Chefin Sabine Schulz-Hammerl, dass das Bürgervotum doch erwünscht ist. Die Befragung soll sicherstellen helfen, dass ein neues Abfallkonzept hinsichtlich Bio- und Grünguterfassung auch wirklich die Bedürfnisse und Erwartungen der Bürger widerspiegelt. "Abfallwirtschaft kann nur funktionieren, wenn die Bürger mit im Boot sind", heißt es aus dem AWB. Auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Emanuel Staffler betonte, dass es gute Gründe gebe, die Bevölkerung mitreden zu lassen, "was wir ihr bieten oder auch zumuten".

Die Diskussion losgetreten hatte UBV-Kreisrat Alfred Streicher, der bei der Befassung der Kreisausschussmitglieder mit dem Wirtschaftsplan des Abfallwirtschaftsbetriebes für das Jahr 2019 die Gelegenheit ergriff, eine Biotonne zu fordern. Schulz-Hammerl zufolge ist die Restmüllanalyse schließlich "ein wichtiger Schritt" vor einer möglichen Einführung, weil sie Aufschluss darüber gebe, wie viel Biomüll etwa über den Restmüll entsorgt werde. Wie Schulz-Hammerl der SZ sagte, habe der Beschluss zur Restmüllanalyse "viel Echo" in der Bevölkerung ausgelöst. Aber "keiner muss Angst davor haben", die Analyse finde anonymisiert statt. Landrat Karmasin verwies auf die höheren Müllgebühren in jenen Landkreisen, die bereits eine Biotonne haben.

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