Fünf für München:Fürs Leben lernen

Fünf für München: Simon Bründl, Hanna Common und Ludwig Thiede möchten mit ihrem ehrenamtlichen Projekt "Life Teach Us" erreichen, dass ausgefallene Unterrichtsstunden sinnvoll genutzt werden.

Simon Bründl, Hanna Common und Ludwig Thiede möchten mit ihrem ehrenamtlichen Projekt "Life Teach Us" erreichen, dass ausgefallene Unterrichtsstunden sinnvoll genutzt werden.

(Foto: Ludwig Thiede/LifeTeachUs)

Simon Bründl, Hanna Common und Ludwig Thiede machen sich Sorgen um Schüler, Daniela Hartmann hat sich auf Hauttumore spezialisiert und Rüdiger Liedtke erforscht die Stadt - die Münchnerinnen und Münchner der Woche

Von Sabine Buchwald, Gerhard Fischer und Elisabeth Fleschutz

Inspiriert

Die nächste Stunde fällt aus - für Schülerinnen und Schüler mag das im ersten Moment Grund zur Freude sein. Ludwig Thiede (rechts), 24, sieht in jeder ungenutzten Stunde eine verpasste Chance. Zusammen mit Hanna Common, 27, und Simon Bründl, 34, hat er das ehrenamtliche Projekt "LifeTeachUs" gegründet. Die Idee: Bei Unterrichtsausfall kommen Menschen aus verschiedensten Bereichen ins Klassenzimmer - persönlich oder per Video. Sie sprechen über Themen, die sonst zu wenig vermittelt werden - sei es ihr persönlicher Lebensweg oder ihre berufliche Laufbahn, soziales Engagement oder auch die Steuererklärung. Über eine App sollen sich Schulen und "LifeTeachers", die vorher eine Schulung bekommen können, vernetzen. "Ich stand nach meinem Schulabschluss da, wo, glaube ich, ganz viele junge Menschen stehen: Ich wusste nicht, wohin, und die Schule hat es irgendwie nicht geschafft, mich richtig vorzubereiten. Gleichzeitig gab es unglaublich viele Ausfallstunden", sagt Thiele. Anstoß für die Idee war für ihn, dass er in einer ausgefallenen Unterrichtsstunde den Vortrag einer geflüchteten Frau hörte. Die Stunde prägte ihn so nachhaltig, dass er sich in der Flüchtlingshilfe engagierte. "Das hat mir gezeigt, was für einen enormen Einfluss es haben kann, auch nur eine Stunde lang Kontakt mit einem Menschen außerhalb der eigenen Lebenswelt zu haben", sagt er. Aktuell suchen die Gründer nach Menschen, die in München "LifeLessons" geben möchten, und vernetzen sich mit Schulen, um das Projekt weiterzuentwickeln. "Wir glauben fest daran, dass jeder Mensch irgendwas weiß, was für andere wichtig ist", sagt Ludwig Thiede.

Organisiert

Fünf für München: Ein Gast zeigt Florian Schönhofer im Café Kosmos seinen Impfnachweis am Smartphone. Er hat vergangenes Jahr eine Impfaktion gestartet.

Ein Gast zeigt Florian Schönhofer im Café Kosmos seinen Impfnachweis am Smartphone. Er hat vergangenes Jahr eine Impfaktion gestartet.

(Foto: Florian Peljak)

Der Verband der Münchner Kulturveranstalter (VDMK) spendet 10 200 Euro an die Unicef-Initiative Covax. Das Geld konnte über den Impf-Marathon im Dezember gesammelt werden, bei dem Ärzte und Helfer auf Honorare verzichteten. Florian Schönhofer, Inhaber des Café Kosmos, hatte mit dem Arzt Atal Rasoul die Aktion angestoßen und Mediziner sowie Impfstoff organisiert. Die Intention: durch Impfen einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, damit Kultureinrichtungen wieder arbeiten können. Andere Kulturschaffende hatten sich angeschlossen. 2300 Leute ließen sich piksen.

Umquartiert

Das Gebrauchtwarenhaus "Weißer Rabe" ist von der Bavariastraße in die Drygalski-Allee 33e in Obersendling umgezogen. Dort, im Gebäude der ehemaligen Polizeiinspektion München-Forstenried, gibt es auf drei Etagen Haushaltsartikel, zum Beispiel Schuhe, Bücher, Lampen und Sofas. "Zu uns kommen Menschen mit geringem Budget, etwa Familien mit niedrigem Einkommen, Studenten und Ältere - aber auch zunehmend Menschen, die nachhaltig einkaufen möchten", sagt die stellvertretende Betriebsleiterin Stephanie Hong-Fichtinger.

Der "Weiße Rabe", dessen Träger der Caritasverband ist, zählt zu den größten Integrations- und Beschäftigungsunternehmen in Bayern. Er betreibt unter anderem Cafés, einen Hausdienst-Service oder ein Nähwerk. In München gibt es zwei Gebrauchtwarenhäuser, jenes in der Drygalski-Allee und eines in der Landsberger Straße. Die Waren werden gespendet oder stammen aus Haushaltsauflösungen. Beim "Weißen Raben" werden auch Menschen beschäftigt, die zum Teil schon länger arbeitslos waren.

Fasziniert

Fünf für München: Mit dem Fahrrad und seiner Kamera erschließt sich Buchautor Rüdiger Liedtke die Stadt München.

Mit dem Fahrrad und seiner Kamera erschließt sich Buchautor Rüdiger Liedtke die Stadt München.

(Foto: privat)

Seine Liebe zu München ist überaus groß und sein Wissen über diese Stadt ebenfalls. Mit dem Fahrrad und seiner Kamera erschließt sich Rüdiger Liedtke immer wieder die bayerische Metropole. Sechs Bücher hat er über die Sehenswürdigkeiten und historischen Besonderheiten an der Isar geschrieben. Die beiden Bände "111 Orte in München, die man gesehen haben muss" (Emons Verlag) sind Bestseller. Die Bücher, in denen sich Liedtke auf die Spuren der Vergangenheit und vor allem der Nazis macht, sind prägnant zusammengefasste Erinnerungsstützen gegen das Vergessen. Denn München leuchtet bekanntlich nicht an allen Ecken. Doch in den vielen Museen der Stadt, da glitzert und glänzt es doch erheblich. So sehr, dass sich Liedtke nun "111 Münchner Meisterwerken" widmete, die man seiner Meinung nach entdecken sollte. Ganz besonders lieb sind ihm die wiedereröffnete Glyptothek und die goldene Sargmaske im Ägyptischen Museum. Unter freiem Himmel empfiehlt er ein genaueres Betrachten der Jugendstilfassaden in der Ainmiller- und Römerstraße oder der Doppelskulptur "Zwei Paar Stiefel" des Schweizer Bildhauers Roman Singer im Petuelpark. "Man muss nur die Augen aufhalten und den Stadtgenuss nicht zur Routine werden lassen", sagt Liedtke auf die Frage, wie er sich immer wieder neu für München begeistern könne. Liedtke ist Kölner, aber hat von 1972 bis 1998 in Schwabing gelebt. Sein Einstand als Student der LMU ging mit Olympia und der Fußball-WM einher. "Mich hat München von Anfang an fasziniert", sagt er. Mit dem Blick von außen habe er einen noch intensiveren Zugang zu der Stadt und ihren Stimmungen gewonnen.

Prämiert

Fünf für München: "Es ist schon ein Zeichen und auch eine Anerkennung", freut sich Ärztin Daniela Hartmann über den German Medical Award.

"Es ist schon ein Zeichen und auch eine Anerkennung", freut sich Ärztin Daniela Hartmann über den German Medical Award.

(Foto: LMU Klinikum)

Daniela Hartmann hat mit ihrem Team den German Medical Award 2021 gewonnen, der zukunftsweisende Leistungen in der Medizin würdigt. Die Leitende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des LMU Klinikums München und der München Klinik wurde für ihr Projekt SKIN-ID ausgezeichnet. Damit können Hauttumore analysiert und in nur einem Eingriff entfernt werden - das ist patientenfreundlicher und entlastet Ärzte. "Natürlich sind wir auch ohne Preise daran interessiert, aber es ist schon ein Zeichen und auch eine Anerkennung", sagt Hartmann.

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