Für eine bessere Welt
Es sind unsichere Zeiten. Da sind Menschen mit Kenntnis und Engagement gefragt. Auf dem Münchner Stiftungsfrühling, der von Mittwoch, 6. Juli, bis Sonntag, 10. Juli, stattfindet, kann man solchen Menschen begegnen. Welche Herausforderungen der Krieg in der Ukraine, die Corona-Krise, der Klimaschutz für die Finanzpolitik bedeuten, darüber diskutieren am Mittwoch, 6. Juli, um 19 Uhr Philippa Sigl-Glöckner und Clemens Fuest im Lost Weekend in der Schellingstraße 3. Die beiden müssen es wissen. Sigl-Glöckner ist Direktorin des Dezernat Zukunft, eines überparteilichen Thinktanks mit dem Ziel, Finanz- und Wirtschaftspolitik verständlich zu erklären und einzuordnen. Fuest ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsident des ifo-Instituts. In Workshops, Führungen und Ausstellungen stellen sich an verschiedenen Plätzen der Stadt weitere Vereine und Stiftungen vor: vom Münchner Bündnis gegen Depression über Handicap International, dem Verein zur Hilfe von Kriegsopfern, bis zur Alexander-Tutsek-Stiftung, die zeitgenössische Kunst zeigt. Mit dabei sind die Castringius-Stiftung im Münchner Waisenhaus; Vertreter der Jutta-Speidel-Stiftung führen durch das Horizont-Haus im Domagkpark, wo ehemals wohnungslose Mütter mit Kindern ein dauerhaftes Zuhause gefunden haben; der Albert-Schweitzer-Verein lädt zu einem Konzert mit den "Gospelsternen". Vertreter von Stiftungen erklären, wie eine Stiftung funktioniert und was sie Gutes bewirken. Das Programm findet man unter www.muenchnerstiftungsfruehling.de oder als Heft bei der Stadtinformation.
Einer, der Haltung zeigt

Über Kunst hat sich Wolfgang Flatz, 69, schon oft geäußert: Gute Kunst müsse etwas Neues transportieren. Oder: Kunst gebe keine Antworten, stelle nur Fragen. Der in Linz geborene Aktionskünstler, der seit 1975 in München lebt, sagt auch, dass er als Künstler die Verantwort fühle, die Gesellschaft mitzugestalten. Sein soziales Engagement beweist Flatz etwa mit der Schirmherrschaft für das Projekt "Kunstwege - vom Leben gezeichnet" zum Jubiläum des Vereins Condrobs. Am 6. Juli spricht Flatz auf der Vernissage im Farbenladen (Hansastraße 31). Zu sehen sind die Arbeiten dann bis 27. Juli.
Mutige Reden

Im vergangenen Jahr war Çağla Şahin noch eine der Rednerinnen. Jetzt ist sie Mitglied in der Jury des Projekts "Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" der Stiftung Brückner-Kühner. Die 25-Jährige beeindruckte Anfang Dezember in Kassel mit einem selbst geschriebenen Statement über die Herausforderung, zwischen zwei Kulturen zu leben und die damit einhergehende Scham. Ein Gefühl, das die junge Frau mit türkisch-muslimischen Wurzeln schon ihr ganzes Leben begleitet. Seit März 2020 studiert Şahin in München Schauspiel an der Theaterakademie August Everding. Davor hat sie ein Germanistikstudium abgeschlossen. Bereits während der Zeit als Studentin spielte sie zwischen 2016 und 2018 im Rahmen des Jugendclubs des Kasseler Staatstheaters in verschiedenen Projekten mit und war in der Theatergruppe ihrer Universität. In München engagiert sich die Schauspielschülerin für feministische Themen, ist in der Initiative "Bühnen:Kampf" und im Jungen Ensemble Netzwerk aktiv. Über eine Freundin hatte sie von dem Projekt "Ungehaltene Reden" gehört und sich kurz darauf beworben. Ihr Beitrag wurde mit weiteren fünf aus 119 Einsendungen ausgewählt. Nun läuft die Ausschreibung für die nächste Runde. Bis zum 31.Juli können sich ausschließlich Frauen mit einer zehnminütigen Rede - aufgenommen auf Video - bewerben. Das Thema ist frei, sollte aber gesellschaftliche oder persönliche Bedeutung haben. Als Jurymitglied sagt Şahin, dass es ihr darauf ankomme, wie nah ein Thema an der Rednerin dran sei und fordert auf, mutig zu sein: "Traut euch, das zu sagen, was ihr der Welt zu sagen habt." www.ungehalten.net.
Queerer Lesestoff
In Berlin, Stuttgart, Düsseldorf findet man sie: queere Buchläden. In München gibt es bisher keinen. Das wollen Nicole Rauch, 31, und Steff Brosz, 32, ändern - zumindest während der Zeit des Christopher Street Day, vom 2. bis 17. Juli. "Queer Things" heißt der Raum für queere Literatur, den die zwei vom Institut für Medienpädagogik gemeinsam mit der Münchner Stadtbibliothek gestalten. Das Ziel: Sichtbarkeit schaffen. "Queere Geschichten sind in der Literatur immer noch unterrepräsentiert", sagt Brosz. Etwa 100 ausgewählte Kinderbücher, Comics, Romane und Fachbücher können im Pixel2 (Rosental 16), angesehen werden. Jene Exemplare, die Rauch und Brosz selbst lesen konnten, haben andere für sie rezensiert. Darüber hinaus wird es Veranstaltungen von queeren Organisationen geben: einen sexualpädagogischen Workshop, eine interaktive Ausstellung zur Repräsentation in Videospielen und Lesungen. "Wir wollen einen Raum schaffen, in dem sich queere Gruppen miteinander vernetzen können", sagt Rauch. Nach der Aktion werden alle Bücher in den Bestand der Münchner Stadtbibliothek übergehen. Mehr dazu: www.pixel-muc.de.
Unbequeme Kunst

Wolfram Kastner, 75, und die Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco bekommen den Krenkl-Preis. Die Auszeichnung wird von der SPD im Münchner Süden für soziales Engagement und Zivilcourage vergeben. In der Begründung heißt es: Kastner rege seit Jahren mit seinen Aktionen zum Nachdenken über Widersprüche und zum Gedenken an Nazi-Verbrechen an. Er sei unbequem und nehme Strafanzeigen in Kauf. Bellevue di Monaco setze sich erfolgreich für ein gesellschaftliches Miteinander ein und gebe Geflüchteten eine Perspektive. Der Preis erinnert an den sozial engagierten Pferdehändler Franz-Xaver Krenkl (1780-1860).