Fünf für München:Auf den Spuren von Prinz Charles

Fünf für München: Musikerin Alev Lenz ist wegen Corona nach München zurückgekehrt. Gerade hat sie den Soundtrack für einen Thriller geschrieben.

Musikerin Alev Lenz ist wegen Corona nach München zurückgekehrt. Gerade hat sie den Soundtrack für einen Thriller geschrieben.

(Foto: Lee Kirby)

Pfarrvikar Wolfgang Rothe ist in Schottland ausgezeichnet worden, Alev Lenz hat den Soundtrack für den Mysterythriller "Im Nachtlicht" geschrieben und Schauspielerin Bernadette Heerwagen hat einen Schal für die Ukraine gestrickt - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Michael Bremmer, Maximilian Cohrs und Andrea Schlaier, München

Musik mit Mystik

Es ist nicht die erste Filmmusik, die Alev Lenz geschrieben hat, und doch hat die Münchner Komponistin, Singer-Songwriterin und Produzentin gerade Neuland betreten. Vergangenen Donnerstag hatte der Mysterythriller "Im Nachtlicht" von Misha L. Kreuz Premiere, der gesamte Soundtrack stammt von der deutsch-türkischen Musikerin.

Alev Lenz, 40, wuchs in München auf, war Sängerin der nach ihr benannten Rockband Alev. Später zog sie nach London, arbeitete mit namhaften Musikerinnen und Musikern wie Martin Phipps und Anoushka Shankar zusammen. Gemeinsam mit der Sitar-Spielerin schrieb Alev Lenz 2017 den Titelsong für das Grammy-nominierte Album "Land of Gold". Auch deren Album "Love Letters", an dem Lenz als Autorin und Produzentin beteiligt war, brachte eine Grammy-Nominierung. Parallel dazu häuften sich ihre Aufträge für Filme. Nach Beiträgen zu Filmen von Caroline Link, David Dietl, Marc Rothemund und Vivian Naefe schrieb sie etwa einen Song ("Fall Into Me") für Charlie Brokers Netflix-Serie "Black Mirror" oder für die zweite Staffel der Netflix-Serie "Dark".

Coronabedingt ist Alev Lenz vor zwei Jahren wieder zurück nach München gezogen. Hier ist auch der aktuelle Soundtrack entstanden. Das Spannendste an dieser Arbeit sei gewesen, sagt Alev Lenz, sich komplett auf ein vorgegebenes Thema einzulassen - nicht für einen Song, sondern für 90 Minuten. "Man begibt sich auf eine Reise, für die ein anderer das Ticket gelöst hat." Passend zum Film ist die Musik sehr mystisch geworden. Der Animationsfilmer Moritz Mayerhofer hat den Soundtrack zusätzlich visuell umgesetzt.

Schal für Ukraine

Fünf für München: Bernadette Heerwagen hat die Wartezeiten am Set sinnvoll genutzt. Für eine Benefizaktion.

Bernadette Heerwagen hat die Wartezeiten am Set sinnvoll genutzt. Für eine Benefizaktion.

(Foto: Robert Haas)

Der Schal ist lang geworden. Und kuschelig, so wie es aussieht. Schauspielerin Bernadette Heerwagen ("München Mord") hat den Schal in den ukrainischen Farben gestrickt und versteigerte ihn auf ihrer Instagram-Seite zugunsten der Ukraine-Hilfe. "Dieser Krieg ist noch nicht vorbei! Bitte helft auch weiterhin den Opfern", schreibt sie. Da Schauspieler am Set mitunter Wartezeiten haben, hat Bernadette Heerwagen diese Pausen zum Stricken genutzt. Am Ende kamen 500 Euro zusammen. Der Erlös geht an eine Organisation, die Geflüchtete aus der Ukraine unterstützt, und zwar an "Voices of Children".

Geist aus der Flasche

Fünf für München: Hohe Auszeichnung für Münchner Priester: Der auch als "Whisky-Vikar" bekannte Münchner Priester Wolfgang F. Rothe wurde zum "Keeper of the Quaich" ernannt.

Hohe Auszeichnung für Münchner Priester: Der auch als "Whisky-Vikar" bekannte Münchner Priester Wolfgang F. Rothe wurde zum "Keeper of the Quaich" ernannt.

(Foto: privat)

Er ist der Münchner Kleriker, der laut Klage gegen sexuellen Missbrauch und Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen in seiner Kirche erhebt, auch als Autor. Der Perlacher Pfarrvikar Wolfgang Rothe versteht sich aber ebenso auf die "Spiritualität von Whisky". Als erster katholischer Priester ist er jetzt auf Blair Castle in den schottischen Highlands zum "Keeper of the Quaich" ("Hüter der Schale") ernannt worden wie zuvor etwa Prinz Charles und Ronald Reagan. Begründung: Rothe habe sich um die Wiederentdeckung der Spiritualität des iro-schottischen Christentums verdient gemacht.

Die Welt im Westend

Im Westend spricht man ausschließlich vom "Griechischen Haus", weil es erstens viele Jahre lang Treffpunkt der großen griechischen Gemeinde in München war und zweitens bis Ende vergangenen Jahres vom Migrations- und Kulturpolitiker Constantinos Gianacacos geleitet wurde, der vielen an der Isar als griechischer Bürgermeister der Stadt galt. Offiziell nennt sich die Einrichtung längst Evangelisches Migrationszentrum und ist Beratungs- und Begegnungsort für Menschen aus der ganzen Welt. Seit April ist Pfarrer Gottfried Rösch neuer Leiter des Hauses. Er freue sich schon darauf, sagt der 56-Jährige, "viele Münchner Geschichten zu hören, aus verschiedenen Gegenden des Planeten". Der evangelische Theologe ist selbst auch rumgekommen, hat in Aberdeen, London, Tansania und Schottland gelebt. Zuletzt leitete Rösch das Referat Mission Interkulturell der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Neuendettelsau. Am Freitag, 29. April, wird er um 14 Uhr in der Auferstehungskirche feierlich in sein Amt eingeführt.

Begeisterung für Europa

Fünf für München: Helena Arndt ist "EU Careers Student Ambassadorin" der Ludwig-Maximilians-Universität.

Helena Arndt ist "EU Careers Student Ambassadorin" der Ludwig-Maximilians-Universität.

(Foto: Ludwig-Maximilians-Universität)

Sie beschreibt sich als überzeugte Europäerin, und die vielen Begegnungen mit jungen Menschen aus EU-Ländern während eines Erasmus-Semesters im Winter 2019/2020 in Prag haben sie in ihrer Haltung noch einmal bestärkt. Helena Arndt hat dort ihre mittlerweile beste Freundin, Gosia aus Polen, kennengelernt und auch ihren Freund David, einen Münchner. Als "EU Careers Student Ambassador" an der Ludwig-Maximilians-Universität will die Jura-Studentin diese Begeisterung weitergeben und Studierende dazu ermutigen, sich für einen Job oder ein Praktikum in Institutionen der Europäischen Union zu bewerben. Deutschlandweit gibt es zwölf solcher "Botschafter", Helena betreut auch die TU und die Hochschule München mit.

"Für die meisten ist die EU nur ein abstraktes politisches Konstrukt", sagt die 23-Jährige, "nur die wenigsten haben auf dem Schirm, dass sie auch ein realer Arbeitgeber sein kann." Und zwar nicht nur für Juristen oder Politikwissenschaftler. Ein eigenes Büro an der Uni für ihre ehrenamtliche Aufgabe hat Helena Arndt nicht; mit den Studenten in Kontakt kommt sie auf Jobmessen, zu denen sie reist, oder bei Vorträgen von Gastrednern mit EU-Erfahrung, die sie organisiert. Natürlich seien solche Praktikumsplätze begehrt, gibt sie zu, aber wer es erst gar nicht mit einer Bewerbung probiert, habe von vorneherein keine Chance. Auch sie selbst träumt von einer Karriere bei der Europäischen Union, hat ihren Schwerpunkt deshalb auf Völker- und Europarecht gelegt. Wer Interesse hat, kann Helena Arndt mailen unter eucareers.lmumuenchen@gmail.com.

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