Süddeutsche Zeitung

Caffè Conte:Frühstück für den Großstadtmenschen

Im Caffè Conte gibt es Breakfast-Bowls und frisch gepresste Säfte. Ein Ort wie gemacht für Menschen, die viel reisen und sich trotzdem zuhause fühlen wollen.

Von Camilla Kohrs

Die Leopoldstraße ist nicht gerade der spannendste Teil Münchens. In den Erdgeschossen nahe der U-Bahnstation Giselastraße haben sich hauptsächlich Ketten eingemietet, die Straße ist breit, laut und unpersönlich. In den Seitenstraßen gibt es allerdings mehr zu entdecken als nur hübsche Wohnhäuser. Zum Beispiel das Caffè Conte in der Ainmillerstraße.

Was zunächst klingt und aussieht wie ein italienisches Café, ist eigentlich ein kleines, internationales Tagescafé mit minimalistischer Einrichtung in Schwarz-Weiß-Holz. Auf der rechten Seite stehen sieben kleine Tische nebeneinander, links kann man zu dritt auf Hochstühlen an einem Bartisch am Fenster sitzen und die Zeitschriften lesen, die dort ausliegen.

Die Inhaber Eva und Marco Galati betreiben auch das Modegeschäft Zentgraf nebenan und reisen deswegen oft zu Messen in Europa. Das Caffè Conte ist für Menschen wie sie gedacht, junge Berufstätige, häufig unterwegs, die einen Ort suchen, an dem sie sich wohlfühlen. "Der eine denkt an ein kleines Café in Brooklyn, der andere in Dänemark", sagt Marco Galati. "Wir wollen uns aber nicht festlegen." Sondern vor allem ein Frühstück anbieten, das dem Zeitgeist entspricht.

Was gibt es da und was kostet es?

Was angeboten wird, steht an der linken Wand, schräg über der Bar, auf einer großen schwarzen Tafel. Es gibt zum Beispiel Avocado-Toast (ab 4,00 Euro), das in der einfachen Variante aus getoastetem Körnerbrot, Guacamole und daraufgestreuten Kürbiskernen besteht, und Breakfast-Bowls (ab 3,50 Euro), also Frühstück, das in Schüsseln serviert wird. Dem klassischen Frühstücksmüsli am nächsten kommt das "Conte Granola" (5,50 Euro) mit Früchten wie Blaubeeren, Erdbeeren, Melone und Ananas, dazu ein samtener Joghurt, der zum Glück nicht sauer schmeckt, und Müsli, das mit Honig geröstet wird. Wer es superfoodiger mag, nimmt zum Beispiel die Bowl "Açai" (7,00 Euro), in der sich neben der Beere auch Chiasamen befinden, oder die Bowl "Quinoa" (4,00 Euro), die mit Sojamilch, Cranberries und Früchten serviert wird.

Der wahre Hit aber sind die frisch gespressten Säfte (0,3 Liter ab 4,00 Euro). Sehr zu empfehlen ist beispielsweise der "Vitalizer" mit Apfel, Grapefruit und Ingwer. Auch hier haben sich die Inhaber von ihren Reisen inspirieren lassen: Den "Contes Green" mit Ananas, Apfel und Spinat kennen sie beispielsweise von einer Fashion Week. Andere, wie den "All U Need" (Orange, Karotte, Apfel und Ingwer) trinkt Marco Galati schon sein Leben lang.

Wem Superfood eigentlich egal ist, der findet unter der Überschrift "Frische Eierspeisen" auch Deftigeres. Das Frühstück "Stockholm" (8,50 Euro) besteht aus zwei Rühreiern mit Tomate, Brot und Räucherlach, wobei die Eier nicht eine Sekunde zu lange in der Pfanne lagen. Bei "Roma" kommt das Rührei mit Kräutern und Parmesan (5,50 Euro). Frühstückspuristen halten sich am Besten an das "Französische", mit Marmelade und Butter, kombiniert wahlweise mit einem Toast oder einem Croissant (3,50 Euro).

Die Kaffeeauswahl ist traditioneller, neben dem Kaffee aus der Siebträgermaschine (Americano für 3,20 Euro) gibt es auch Filterkaffee. Sojamilch bekommt man ohne Aufschlag dazu. Die Gäste können ihr Frühstück auch mitnehmen, zum Beispiel Sandwiches oder Müsli. Marco und Eva Galati sind dabei, komplett auf kompostierbare Verpackungen umzusteigen. Der Kaffee hat sie bereits, das Müsli bekommt sie bald. Nur die Sandwiches sind in herkömmlicher Frischhaltefolie verpackt. Eine gute Alternative dazu gebe es noch nicht, sagt Galati. Sobald es aber so weit sei, werde auch sie umgestellt. Im Geschäft nutzen die Betreiber Edelstahlstrohhalme, der Honig ist in wiederverwendbare Gefäße abgefüllt. Den selbstgebackenen Keks zum Kaffee können sich die Gäste einfach mit einer Zange aus einer Box nehmen.

Wer kommt da hin?

Vor allem an einem Samstagmorgen - sonntags ist das Café geschlossen - sollte man reservieren. Nicht nur, weil das Café nur wenig Plätze hat, es kommen auch viele Besucher. Die Tische stehen eng aneinander, so dass man praktisch mit den Nachbarn an einem Tisch sitzt. Rechts ein händchenhaltendes Pärchen, links eine junge Frau mit Laptop. Viele kommen aber zu zweit oder auch alleine, um einen Tisch am Fenster haben sich aber ein paar Freunde gedrängt. Ein ruhiges Café zum konzentrierten Arbeiten ist das Caffè Conte nicht. Im Hintergrund läuft immer Musik, von Klassikern wie Crimson and Clover über Lieder der Libertines bis hin zu Musik von James Bay. Gerade zu den Stoßzeiten kann es lauter werden. Das ist aber gut so, denn wer sehnt sich nach einer langen Woche im Büro nicht nach ein bisschen Großstadttrubel.

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