Ballett:Stilsicher durch die Ballett-Geschichte

Ballett: Makellose Eleganz: Chiara Bacci und Soren Sakadales in Hans van Manens Choreografie "Concertante".

Makellose Eleganz: Chiara Bacci und Soren Sakadales in Hans van Manens Choreografie "Concertante".

(Foto: Marie-Laure Briane)

Münchens Tanz-Nachwuchs glänzt bei der Frühlingsmatinee der Heinz-Bosl-Stiftung.

Von Jutta Czeguhn

Kann Hans van Manens Choreografie "Concertante" in etwas anderem getanzt werden als in diesen schillernden, längsgestreiften Ganzkörpertrikots? Der 90-jährige Großmeister des Balletts, Fotograf und Ästhet von Weltrang wäre wahrscheinlich entschieden dagegen, denn der changierende Stoff verleiht den Körpern der vier Frauen und vier Männer etwas reptilienhaft Unnahbares.

Zu Frank Martins "Petite Symphonie Concertante" vollführen die Paare das ernste Spiel von Anziehung und Abwehr in makelloser Eleganz, die aber beim Holländer van Manen nie zum calvinistischem Gefrierschrank wird. So ist es hocherotisch, wie Chiara Bacci und Soren Sakadales sich hier gegenseitig erkunden. Die beiden Mitglieder des Bayerischen Junior Balletts ragten heraus bei der Frühlingsmatinee der Heinz-Bosl-Stiftung am Sonntag in der Staatsoper: Was etwas heißt, denn es wurde hochanspruchsvoll getanzt - durch nicht weniger als 170 Jahre Choreografie-Geschichte.

"Wenn sie diese Geschichte in ihren Körpern haben, dann sind sie ein Geschenk für die nächsten Direktoren", prophezeite Bosl-Chef Ivan Liška dem Tanznachwuchs des Staatsballetts und der Hochschule für Musik und Theater. Wie sehr sie etwa den klassisch-russischen Stil schon verinnerlicht haben, bewiesen 21 Tänzerinnen der Akademie in Michel Fokines "Zauberschloss von Naina" (1842). Und wie das Divertissement aus "Ein Volksmärchen" nahelegte, sind sie auch mit der einzigartigen, von Naturalismus und Folklore inspirierten Tanzsprache des Dänen August Bournonville (1805 - 1879) schon bestens vertraut. Für beide Stücke kam die Musik wunderbar live aus dem Graben vom Volta Ensemble der Musikhochschule.

Ballett: Kleine Stilkunde: Tänzerinnen der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Tanz in "Das Zauberschloss von Naina", einer Choreografie von Michele Fokine von 1842.

Kleine Stilkunde: Tänzerinnen der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Tanz in "Das Zauberschloss von Naina", einer Choreografie von Michele Fokine von 1842.

(Foto: Marie-Laure Briane)

Vor dem letzten großen Programm-Part, Jiří Kyliáns Ballett zu Gustav Mahlers "Lieder eines fahrenden Gesellen", gab David Russo noch einen choreografierten, neurowissenschaftlichen Denkanstoß - für seine 44 Tänzer auf der Bühne und alle 2100 anderen im ausverkauften Saal. Was befähigt uns, Bewegungen zu erinnern, unsere Muskeln oder unser Gehirn?

Nächster Auftritt des Bayerischen Junior Balletts: Das Triadische Ballett von Oskar Schlemmer, 1. - 3. 7., Prinzregententheater, Karten über die Tageskasse der Bayerischen Staatsoper, Tel. 21851920, www.staatsoper.de

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