Kälteeinbruch:München im Minus

Minus zehn Grad soll es am Mittwoch in München werden, der Wetterdienst warnt vor einer empfindlichen Kälteperiode. Wie sich die Stadt auf den Frost vorbereitet, für wen es gefährlich werden könnte - und wer sich über die Minusgrade freut.

Christina Warta und Katja Riedel

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Winter im Norden

Quelle: dpa

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Von Tag zu Tag wird es kälter. Für viele Menschen dürfte das eher unangenehm werden, für Fahrradfahrer und Obdachlose sogar gefährlich. Im Tierpark freuen sich dagegen viele über die Minusgrade. Wie sich die Stadt München auf den Frost vorbereitet.

Wetterdienst

Volker Wünsche beschönigt nichts. Der Leiter der Münchner Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes sagt: "Uns steht eine empfindliche Kälteperiode bevor. Milderung ist derzeit nicht abzusehen." Es wird von Tag zu Tag kälter. Von Mittwoch an, wenn sich auch die schützende Wolkendecke verzogen hat, liegen die Temperaturen tagsüber bei minus zehn Grad, nachts sogar unter minus 15 Grad. "Der unangenehm frische Ostwind bringt zusätzlich einen Auskühlungseffekt." Der Winter sei bisher deutlich zu warm gewesen. "Jetzt geht es in die andere Richtung", sagt der Wetterexperte.

Pinguine unter Wasser, 2005

Quelle: Robert Haas

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Tierpark

Die Eisbären waren die Ersten: Mit Begeisterung sind Giovanna und Yoghi im Schnee herumgerutscht. "Aber auch der sibirische Tiger und die Pinguine fühlen sich bei diesem Wetter extrem wohl", sagt Christiane Reiss, Sprecherin des Tierparks. Heikel ist die Kälte aber für die Giraffen: "Sie könnten auf Eisflächen ausrutschen und sich die Beine brechen", so Reiss. Auch die Mitarbeiter haben bei Frosttemperaturen einiges zu tun: Die Wassergräben dürfen nicht zufrieren, viele von ihnen bilden eine Barriere zwischen Tieren und Menschen. Spaß hat derzeit auch der kleine Elefant Ludwig, obwohl sein natürlicher Lebensraum eigentlich ganz anders aussähe. "Er liebt dieses Wetter", sagt Reiss.

Eisstockschützen auf Nymphenburger Kanal

Quelle: dpa

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Eisflächen

Passionierte Eisstockschützen haben eine lange Leidenszeit hinter sich. Auf keinem einzigen See oder Kanal in München und dem Umland gibt es derzeit eine tragfähige Eisfläche. Ob sich demnächst endlich eine bildet? "Die Frage ist, wie lange die Kälte anhält", sagt Florian Brettner, technischer Leiter der Wasserwacht München. Eine Woche lang müsse es mindestens richtig kalt sein, außerdem dürfe nicht zu viel Wind wehen, der die Wassermengen durchmische und den Gefrierprozess verlangsame. "Möglicherweise wird es in diesem Winter gar nichts mehr mit dem Eis", sagt Brettner - trotz der Kälte.

Schneeball

Quelle: iStockphoto/Marketa Ebert

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Mützen und Handschuhe

Am Samstag hat es angefangen: Im Roeckl-Laden in der Sendlinger Straße haben die Kunden plötzlich nach Lammfell-Handschuhen gefragt. Aber nicht nur Handschuhe, auch Pelzmützen mit Ohrenklappen waren gefragt. Verfrorenen Menschen rät Ulla Schmidt zu Lammfell- oder gewalkten Wollhandschuhen. Oder zur Zwei-Lagen-Taktik. "Einen Seidenhandschuh drunter, einen zweiten drüber, das isoliert noch stärker." Ob Fäustlinge oder Fingerhandschuhe besser wärmen, kann die Expertin nicht sagen: "Das ist eine Frage des Kundengeschmacks."

Obdachlose in der Kälte

Quelle: dpa

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Obdachlose

Schon jetzt sind die Streetworker von der Teestube "komm" unterwegs und versuchen, die Obdachlosen dazu zu bewegen, für die kommenden Tage in Unterkünfte umzusiedeln. "Wir sind in großer Sorge", sagt Leiter Franz Herzog. "Denn es wird Leute geben, die trotzdem draußen schlafen wollen." Je mehr eisige Nächte aufeinander folgen, umso gefährlicher wird es, im Freien zu nächtigen. Psychische Krankheiten und Alkoholkonsum erschweren das Problem. "Wir werden alles tun, damit alle die Kälte überstehen", sagt Herzog, "aber garantieren kann man es nicht."

Enteisung eines Flugzeugs

Quelle: dpa

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Flughafen

Ein Triebwerk, sagt Flughafensprecher Robert Wilhelm, fühlt sich wohler, je kälter es ist. Schließlich ist es auch hoch oben in der Luft hohen Minusgraden ausgesetzt. "Wenn es am Boden minus 20 Grad hat, dann hebt das Flugzeug sogar etwas früher ab als bei 30 Grad Hitze." Kälte allein, ohne Schnee, sei für den Flughafenbetrieb also kein großes Problem. Damit sich die Flugeigenschaften nicht verändern, werden die Flugzeuge aber, wenn sie über Nacht gestanden haben, mit einer Mischung aus heißem Wasser und Glykol enteist. Damit die ersten Fluggäste nicht frieren müssen, können die Airlines außerdem den Innenraum der Flugzeuge aufheizen lassen. Die Wärme kommt aus einem eigenen Kraftwerk am Flughafen.

Eisfläche im Englischen Garten, 2009

Quelle: lok

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Fahrrad

Echte Kältereifen gibt es für Fahrräder nicht. Die Spikes, sagt der Verkäufer eines Sendlinger Radladens, helfen nur auf einer Schneedecke. In München, wo man meist geräumte Wege befährt, seien sie weniger geeignet. Im vergangenen Jahr hätten trotzdem viele Münchner die Winterräder aufgezogen, in diesem Jahr sei die Nachfrage bislang geringer. Radlfahren bei Minusgraden ist für die Technik nicht unproblematisch. Der Bremsweg verlängert sich, nicht nur weil die Räder auf dem glatten Untergrund schlechter greifen. Das Material arbeitet zäher, denn das Öl wird fester, Bremsen und Schalten dauert spürbar länger.

Münchner S-Bahn im Winter, 2010

Quelle: Alessandra Schellnegger

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S-Bahn

Die S-Bahn, so sagt es ein Sprecher, erwartet "keine überdurchschnittlichen Probleme" - denn trockene Kälte bereite den Schienen weniger Probleme als nasse. Am sensibelsten seien die Weichen. Und deren Heizungen springen bei Frost automatisch an. Probleme könnte es durch die hohen Temperaturschwankungen geben, denn wenn es nachts eisig kalt wird und tagsüber die Sonne auf die Gleise scheint, könnten Spannungen und Risse entstehen. "Wir haben uns vorbereitet, aber letztlich weiß man erst am Ende des Winters, ob man gut war", sagt der Sprecher.

© SZ vom 31.01.2012/afis
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