"Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jede Sorge los. Daß wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß", dichtete Goethe. Ja, die Sonne. Sie zeigt an diesem Wochenende über der schönsten Stadt der Welt ihr schönstes Gesicht. "Die Regenwahrscheinlichkeit geht gegen null Prozent", sagt Dominik Smieskol vom Deutschen Wetterdienst. Am Sonntag könne die 30-Grad-Marke geknackt werden, am Montag sogar der 2005er Rekord von 30,7 Grad. Kurz: Sonne pur.
Toll, freut sich der Münchner, und packt die Badehose ein. Als Ziel zum Sonnenbaden und Zerstreuen kann er zwischen acht öffentlichen Freibädern der Stadt wählen. Schwimmen, Planschen und Sonnenbaden lässt sich an beiden Wochenendtagen von 8 bis 20 Uhr. Gerade einmal 38 000 Badegäste zählten die Betreiber der Freibäder bisher, die Zahl dürfte mit dem Thermometer nun nach oben schnellen.
Eine andere Art der Abkühlung ist in den vielen Eisdielen der Stadt zu finden, etwa mit einer der legendären Eissorten von Ballabeni oder beim verrückten Eismacher an der Amalienstraße. Der verrückte Eismacher, das ist Matthias Münz, er sagt: "Wir haben bereits über eine Viertel Million Kugeln verkauft." Auch hier dürfte es jetzt noch einmal nach oben gehen, werden die Zahlen nach oben schnellen - ein paar der Trendsorten sind gerade übrigens "Lillet Berry Eis" und "Lindt-Schoko-Brownie". Lorella Ballabeni vom gleichnamigen Eisladen an der Ecke Theresien- und Türkenstraße verabschiedet sich bereits am Freitagnachmittag nach ein paar Takten vom Gespräch, "entschuldigen Sie, ich hab hier eine Schlange". Soviel verrät sie noch: Campari-Orange und Lem-Olive, also Olive mit Zitrone sind die neuen Lieblingssorten der alternativen Münchner Eisgourmets.
Nicht kühl, sondern ziemlich heiß ging es am Freitagabend auf dem Königsplatz zu, wo sich das Publikum mit dem Rock der Bands Aerosmith und Foreigner in den Sonnenuntergang hineinbegab. Zuvor gab es aber intensive Kontrollen zum Auftakt zur Open-Air-Saison. Open-Air-Kino gibt es am Wochenende im Kino am Olympiasee mit der Komödie "Willkommen bei den Hartmanns" und dem Drama "Manchester by the Sea" am Sonntag.
Einer schaut dem Sommer-Stelldichein berufsbedingt skeptisch entgegen. "Gar nicht schön", sagt Meinrad Aumiller zum Wetter, er sitzt unfreiwillig auf dem Trockenen. Der Inhaber des Regenschirmladens im Rathaus will die Prognose mit Humor nehmen, "obwohl ich nichts zum Lachen habe". Lange Trockenphasen mit nur kurzen, nächtlichen Regengüssen bereiten ihm Kopfzerbrechen. "Ich brauche Wasser von oben", sagt er, "und bitte an einem Werktag." Am Dienstag könnte es wieder schütten, sagt der Wettermann - wenn Petrus denn Erbarmen mit den wenigen hat, für die Sonne satt nicht das Allergrößte ist.