Freitagsproteste für Klimaschutz:Der rebellische Schüler-Weckruf tut not

SZ-Leser zollen Demonstrationen Respekt, regen aber auch Besinnung auf das an, was die Teilnehmer selbst fürs Klima tun können

Freitagsproteste für Klimaschutz: Wir haben leider keinen "Plan(et) B", schreiben die Schüler bei ihren Freitags-Protesten auf ihre Plakate. Und liefern viel Diskussionsstoff.

Wir haben leider keinen "Plan(et) B", schreiben die Schüler bei ihren Freitags-Protesten auf ihre Plakate. Und liefern viel Diskussionsstoff.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Der Staat blamiert sich" vom 22. März und "Mitten in Bayern: Proteste ja, Verweise aber auch" vom 21. März:

Diesmal geht's um mehr

Danke für das Interview mit Herrn Meidinger. Das ist ja symptomatisch für unsere Verantwortungsträger im öffentlichen Bereich. Überspitzt könnte man sagen, Hauptsache wir gehen geordnet, die Vorschriften beachtend und gut versichert in die Klimakatastrophe. Wenn man die eigene "kleine Rebellion" in Studententagen gegen die Studiengebühren von 600 Euro in die gleiche Kategorie steckt mit der nun real sichtbar werdenden Klimakatastrophe, macht Herr Meidinger einen eigentlich unverzeihlichen Kategorienfehler.

Ich selbst bin vom Hintergrund Naturwissenschaftler und war viele Jahre im Vorstand der Bayerischen Chemieverbände. Seit über zehn Jahren habe ich einen Lehrauftrag für Risikomanagement am Management Center Innsbruck. Ich befasse mich daher intensiv mit den Auswirkungen der Klimaveränderungen. Schaut man sich die Daten und Fakten an, kann man das Risikomanagement in der Politik nur als völlig inadäquat und unzureichend bezeichnen - eine Verantwortungslosigkeit gegenüber der Schöpfung.

Deshalb gilt eben meine ganze Unterstützung und Hoffnung der Rebellion der jungen Generation. Dr. Peter Bekk, Pullach

Vorbilder sein

So wie "meine Generation" (ich bin 58) auf die Straße ging, weil wir Angst davor hatten, dass die USA und Russland die Erde in einem wahnsinnigen Atomkrieg zerstören, haben die jungen Menschen heute Angst davor, dass die Umwelt den Bach hinunter geht. Was ich ein wenig vermisse, ist aber Eigeninitiative. Es gibt so vieles, was sich tun lässt. Dass sich die jungen Leute medienwirksam zusammentun, um ihren Beitrag zum Schutz der Umwelt zu erbringen, war bislang nicht zu sehen. Dabei könnten die Schüler so viel tun, auch medienwirksam: Nicht mit den Eltern in den Urlaub fliegen, das SUV der Mutter für den Schulweg ignorieren, Kleidung tragen, bis sie wirklich kaputt ist und nicht bloß unmodisch, keine Billigmarken kaufen, bei denen die Produktion der Waren nicht kontrollierbar ist, kein Handy, denn die Produktion der seltenen Erden, die hier benötigt werden, schädigt die Umwelt in nie gekannter Weise, kein Plastik, Nahrung nur von regionalen Produzenten. Also, Schüler, es gibt viel zu tun, außer am Freitag die Schule zu schwänzen! Thomas Strauss, München

Blamabler Ruf nach Machtwort

Obwohl sich die Schulen und ihre Leitungen offensichtlich selbst zu helfen wissen - "an meiner Schule war 'Fridays for future' kein Problem" - fordert der Lehrerverbands-Präsident eine "klare Ansage des Kultusministers". Wohl, damit alle nicht so "schulordungssicheren" Kolleginnen und Kollegen endlich auf die "sichere Seite" gebracht werden. Früher hieß das: "Machtwort".

Dass der Ermessensspielraum der Schulleitungen damit beschnitten würde - das wäre eine Blamage. Das geht ja nicht, dass so eine freche schwedische Göre an den Grundfesten unseres Staates ("Schulpflicht") rüttelt!

Schulleitungen hätten überall genügend Instrumente, diesen "Konflikt" pädagogisch zu nutzen: Lehrerkollegien, Schülermitverantwortung-Gremien, Elternbeiräte, Schulforen, Schülerzeitungen. Auch über unterrichtliche und außerunterrichtliche Themenschwerpunkte und Aktionen ließe sich gut streiten. Und schon möglich, das von Schule zu Schule unterschiedliche Lösungen erarbeitet würden. Es muss ja nicht alles durch eine "klare Ansage" oder ein Machtwort von oben auf eine einheitliche Linie gebracht werden.

Mit dieser Forderung hat sich Herr Meidinger meines Erachtens nur selbst blamiert. Dr. Willibald Karl, Weßling

Miteinander reden

Der nächste Schritt heißt miteinander reden: Bevor jetzt über Verweise diskutiert wird respektive welche ausgesprochen werden, muss erst etwas ganz anderes passieren. Beide Seiten müssen miteinander reden! Vielleicht sollten für freitags mal alle in der Turnhalle der jeweiligen Schule zusammenkommen, Lehrer, Schüler und zumindest ein Politiker. Den Schülern muss die Möglichkeit gegeben werden, direkt Verantwortliche anzusprechen. Mit den Politikern und wohl auch manchen Lehrkräften müssen Zielvereinbarungen formuliert werden. Sonst gibt's wieder einen Klimagipfel nach dem anderen, und es ändert sich nichts. Rüdiger C. Bergmann, Augsburg

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