Zwischenbilanz:Der Fluch des milden Winters

Pilzbefall und tierische Schädlinge schmälern die Getreideernte

Von Katharina Aurich, Landkreis

Die Getreidefelder sehen üppig aus, alles wächst und gedeiht, so ist zumindest der optische Eindruck. Entscheidend sei jedoch, was bei der Ernte im Mähdrescher ankomme, wie viele Körner die Ähren ausgebildet haben und wie groß diese seien. Da warte manch böse Überraschung auf die Landwirte, vermutet Anton Mitterer, Fachberater Pflanzenbau beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die Behörde hatte Vertreter des Bauernverbands und der Presse auf den Hof von Georg Radlmaier in Wolfersdorf eingeladen, um über die aktuelle Erntesituation zu informieren.

Nicht nur die Pflanzen freuen sich über das feuchtwarme Wetter, sondern auch Getreidepilze, die sich bei diesen optimalen Bedingungen massenhaft in den dichten Beständen, wo kein Luftzug weht, vermehrt haben. Daher brachte er heuer drei Mal Fungizide auf seine Getreidefelder aus, schildert Kreisobmann Georg Schmid. Der nahezu frostfreie Winter nützte allen Schädlingen, der Infektionsdruck sei enorm, erläuterte Mitterer. Der Pilzbefall könne dann dazu führen, dass die Getreidepflanze nur kleine und kümmerliche Ähren und Körner ausbilde.

Weniger schlimm sehe es auf den Feldern des Ökobauern und Zweitem Kreisobmann Ralf Huber aus. Bei ihm sind Spritzmittel verboten und da die Getreidehalme auf seinen Feldern nicht so dicht stehen wie im konventionellen Anbau, trocknen sie viel besser ab. Pilze verbreiten sich deshalb, wenn überhaupt, nur langsam.

Getreide ist die wichtigste Anbaufrucht auf den landwirtschaftlichen Flächen, die im Landkreis 47 800 Hektar umfassen. Auf etwa 11 000 Hektar wächst Winterweizen als Brot und Futtergetreide, Sommer- und Wintergerste machen 5800 Hektar aus und Winterraps 3000 Hektar. Der Dinkel, eine ursprüngliche Weizenform, hat sein Nischendasein verlassen. Die Anbaufläche ist auf das doppelte gewachsen. Er sei aber mit 200 Hektar immer noch etwas Besonderes, so Mitterer. Der oft geschmähte Mais werde nur auf 9660 Hektar angebaut, die Fläche sei leicht rückläufig. Von einer "Vermaisung" der Landschaft könne also keine Rede sein, der Landkreis Freising sei ein Getreidelandkreis, betonte der Fachberater. Er legte Wert darauf, dass 80 Prozent der Maisäcker mit einer Untersaat angebaut würden, die den Boden besser vor der gefürchteten Erosion schützt.

Auf langsamem Vormarsch sind die Körnerleguminosen wie die Sojabohne (300 Hektar), Erbsen (289) und Ackerbohne (320). Ihr Anbau wird vom Freistaat gefördert, da sie Eiweiß für die Tierfütterung lieferten, das bisher fast ausschließlich als gentechnisch verändertes Soja importiert wird. Aber Mitterer und Schmid bremsten vor allzu großer Euphorie, diese Kulturen sind sehr anfällig für Wetterschwankungen. Ökobauer Huber berichtete, seine Erbsenbestände sähen super aus, hätten aber keine Schoten ausgebildet, denn die Pflanzen stünden zu dicht und es fehlte das Licht.

Die Bauern hoffen nun auf die Züchtung von verlässlicheren Sorten. In Sachen Erträge rechnen sie heuer mit durchschnittlichen Mengen, die Erlöse würden kaum die Produktionskosten wieder einspielen. Einzig der Biobauer fügte an, dass die Preise für Biogetreide sehr gut seien. Gastgeber Georg Sellmaier schilderte, dass die Zukunft seines 55 Hektar großen Betriebs mit 40 Milchkühen, den er in vierter Generation bewirtschafte, ungewiss sei. Obwohl auf seinen Feldern Mais, Weizen, Gerste, Erbsen und Hafer gut gedeihten und sein Sohn, ein studierter Agraringenieur, den Betrieb gerne übernehmen würde, sei die Zukunft aufgrund der niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte unsicher.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: