Süddeutsche Zeitung

Szenen aus dem Luther-Leben:Vereine machen großes Spektakel um den Reformator

Herr und Frau Luther lebten schon die Emanzipation: Szenen aus dem Leben damals gibt es beim großen Luther-Spektakel zu sehen - ab dem 14. Juli im Camerloher-Gymnasium und auf dem Domberg.

Von Tobias Weiskopf, Freising

500 Jahre ist es nun her, dass Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte und so die wohl größte Reformbewegung der Geschichte begründete. Doch was ging in dem jungen Kirchenkritiker vor? Wie hat er gelebt, sich gefühlt? Welche Rolle hat sein Umfeld gespielt? Wie ging es damals zu? Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe verschiedener Freisinger Ensembles und Vereine hat sich mit diesen Fragen beschäftigt und bringt gemeinsam am Wochenende mit ihrem "Luther-Spektakel" die Antwort auf die Bühne.

"Es ist ein wunderbares Zeitgemälde", schwärmt die Hauptorganisatorin und Pfarrerin Barbara Hofmann, "wir zeigen einen Ausschnitt aus dem Luther-Leben, so wie es sich zugetragen haben könnte". Ausgangspunkt ist ein abendliches Sommerfest, zu dem die üblichen Verdächtigen zusammenkommen. Mit von der Partie ist natürlich Luthers Freund Philipp Melanchthon, der die Szene mit einigen Kindern eröffnet. "Einfach gleich zu Beginn, das ist die schönste Szene", kündigt die Organisatorin an. Dann kommt natürlich der Reformator selbst mit seiner Frau Katharina von Bora vorbei. "Das Tolle hier: Das Leben des Paares ist Vorläufer dessen, was wir heute als Emanzipation verstehen", erzählt die Projektleiterin: "Sie wird vollwertig als Partnerin anerkannt. Katharina von Bora war nicht nur Ehefrau, sondern auch Managerin und gilt als Vorbild der modernen Pfarrfrau", so Hofmann.

Die Renaissance-Musik-Gruppe "Compagnia Cinquecento" sorgt mit Laute und Fiedel für den passenden Klang

Auch mit dabei ist der berühmte Renaissance-Maler Lucas Cranach mit seiner Ehefrau Barbara, der durch zahlreiche Porträts von Luther und seinen Freunden bekannt wurde. Ein wahres Zeitgemälde eben. Verkörpert werden die Rollen von den erfahrenen Schauspielern des Pallotti-Theater-Ensemble Opodeldok.

Christoph Eglhuber, Musik-Lehrer des Camerloher-Gymnasiums, ist gleich in doppelter Rolle zu sehen, denn er spielt den Kantor Johann Walter, Komponist aus dem 16. Jahrhundert und Herausgeber des ersten evangelischen Chorgesangbuchs, und sorgt mit seiner Renaissance-Musik-Gruppe "Compagnia Cinquecento" mit typischen historischen Instrumenten wie Laute oder Fiedel auch für den passenden Klang. Bei der Musik versteht sich von selbst, dass - wie zu der Zeit üblich - auch viel getanzt wird. Die Tänzer von "Sir John's Delight" und einer Camerloher-Projektgruppe zeigen ihre einstudierten originalen Renaissance-Schritte in tollen Choreografien. Sebastian Mayer von der Zirkusgruppe Freising sorgt mit seinen Gauklern auf der Bühne für die Unterhaltung der Sommerfest-Gäste. Und alle Darsteller tragen echte Renaissance-Gewänder, die extra für das Luther-Spektakel von fleißigen Schneiderinnen gefertigt wurden. Auch die Kulisse lässt sich sehen, denn lauter echte Bäumchen zieren den Schauplatz für das abendliche Sommerfest im Garten.

Bei etwa 50 Mitwirkenden vor, auf, neben und hinter der Bühne erfordere es eine logistische Meisterleistung und viel Geduld, erklärt die Gesamtorganisatorin Hofmann. "Letztendlich haben wir viele eigenständige Akteure und führen sie erst in Haupt- und Generalprobe zusammen", sagt sie. Doch der Aufwand lohne sich. "Das Stück ist wirklich traumhaft, es plätschert so dahin", schwärmt Hofmann, "ein historisches Spiel für die ganze Familie mit Klang, Duft, ästhetischem Ansehen".

Das "Luther-Spektakel" spricht also wirklich alle Sinne an. Man reist quasi mit den Darstellern in die Vergangenheit und kann sich beim Betrachten des Schauspiels mit seiner Musik und den Dialogen, die zu einem großen Teil auf überlieferten Zitaten beruhen, so wunderbar in die Akteure der Reformation hineinversetzen, dass die Fragen vom Anfang sicherlich alle beantwortet werden.

Das "Luther-Spektakel" findet am Freitag, 14., und Samstag, 15. Juli, in der Aula des Camerloher-Gymnasiums und am Donnerstag, 20. Juli, im Renaissance-Hof des Kardinal-Döpfner-Hauses jeweils um 20.30 Uhr statt. Karten sind im Vorverkauf bei der Touristeninformation Freising für beide Veranstaltungen erhältlich (0 81 61/5 44 43 33 oder tickets@freising.de). Je nach Sitzplatz-Kategorie kosten die Tickets zwischen 14,10 und 19,10 Euro. Schüler, Studenten, Rentner und Schwerbehinderte erhalten eine Ermäßigung. Für Kurzentschlossene liegen Karten an der Abendkasse bereit.

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SZ vom 13.07.2017/zim
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