Zwangsversteigerung in Haag:Anton Geier bekommt Zuschlag für "Alten Wirt"

Spannendes Bieterduell bei der Zwangsversteigerung des Alten Wirt in Haag: Der Bürgermeister der Gemeinde setzt sich gegen einen Interessenten aus Freising durch. Jetzt wird darüber diskutiert, wie das Grundstück genutzt werden kann.

Katharina Aurich

In einem spannenden Bieterduell mit 92 Gebotsschritten hat Bürgermeister Anton Geier gestern während der Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Landshut für 1.000.052 Euro leicht unter dem Schätzwert von 1,1 Millionen den "Alten Wirt" am Haager Dorfplatz für seine Gemeinde ersteigert. Schon im Vorfeld war das Interesse der Gemeinde vermutet worden. Offiziell wollte der Bürgermeister dieses aber nicht bestätigen, um den Preis nicht in die Höhe zu treiben.

In Landshut erhöhten gestern die beiden Interessenten, die Gemeinde Haag und Josef Bernlochner aus Freising, teilweise in Ein-Euro-Schritten das Gebot. Im Saal, in dem sich die Zuschauer drängten und teilweise stehend das Geschehen verfolgten, herrschte Totenstille. Nur die Stimmen der beiden Bieter und von Rechtspflegerin Sylvia Maschlak, die die Summen wiederholte, waren zu hören.

Bis 1.000.050 ging Josef Bernlochner mit. Er wollte ursprünglich mit der Gemeinde eine Bietergemeinschaft bilden, die aber lehnte dies ab und er bot dann bis zu dieser Schmerzgrenze mit. Der Preis, den die Gemeinde Haag für das traditionsreiche Gebäude nun bezahlt, liege im Bereich dessen, was zu erwarten gewesen sei, sagte anschließend Bürgermeister Geier. Damit habe sich die Kommune jetzt ein insgesamt 2500 Quadratmeter großes Grundstück in der Ortsmitte gesichert und könne beginnen, dort für die Zukunft planen.

Da dringend Räume für eine Krippe und weitere Kinderbetreuungseinrichtungen gebraucht würden, sei der "Alte Wirt" in der Dorfmitte eine Option, zumal es für den notwendigen Umbau staatliche Zuschüsse gebe, so Geier. Aber auch Geschäfte und andere öffentliche Einrichtungen könnten am Dorfplatz entstehen, so dass die Ortsmitte lebendig bleibe.

Nach der Freude über die ersteigerte Immobilie werden sich die Gemeinderäte, von denen einige in Landshut mit dabei waren, nun überlegen und darüber diskutieren, wie es mit dem "Alten Wirt" weiter geht. Auch die Gläubigerbank, die Kreditanstalt Bank Austria, dürfte mit dem Ergebnis der Versteigerung recht zufrieden sein, da das Minimum von 816.000 Euro, das die Bank erzielen wollte, deutlich überschritten wurde.

Die Zwangsversteigerung setzt nun einen Schlusspunkt unter eine fast zehnjährige unerfreuliche Geschichte des Hauses. 2002 hatte Anton Hack, der das traditionsreiche Anwesen von seinem Vater, dem Metzgermeister Johann Hack übernommen hatte, an die Jopa GmbH verkauft. Siegfried Lochner versuchte anfangs, die Gaststätte zu verpachten, nachdem aber diverse Pächter wieder aufgegeben hatten, führte er die Wirtschaft schließlich selbst, musste aber auch bald wieder schließen und letztendlich sollte das Anwesen bereits 2008 zwangsversteigert werden. Aufgrund von diversen Unklarheiten wurde der Termin damals wenige Wochen vor der angesetzten Versteigerung abgesagt. Seitdem steht das Erdgeschoss des Gebäudes leer, die Wohnungen im ersten Stock sind weiterhin vermietet. Die Gemeinde wird nun einiges zu tun haben, das markante, die Gemeinde Haag mit prägende Gebäude wieder in Schuss zu bringen.

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