Zurück in der Freiheit:Viel Nachholbedarf

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Nach der Aufhebung der Stallpflicht genießen Freilandhennen wieder ihren Auslauf

Von Katharina Aurich, Landkreis

Für die 600 Hühner von Lydia Lochinger war es höchste Zeit, nach vier Monaten wieder ins Freie zu kommen. Das Gefieder der Tiere wurde stumpf und zerzaust und die Eier waren häufig brüchig, wie die Bioland-Landwirtin aus Bergen (Gemeinde Wang) schildert. Ende vergangener Woche hob das Landratsamt die Stallpflicht für Geflügel auf. Die war im November für Betriebe mit Freilandhaltung - auch für die kleinen Geflügelhalter - verhängt worden, weil man das hoch ansteckende Vogelgrippevirus bei einigen toten Wildvögeln festgestellt hatte. Jetzt gab es offiziell Entwarnung.

Die Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) von Wildvögeln belegten, dass die Influenza-Fälle stark zurückgegangen seien, in den vergangenen Wochen seien beim Hausgeflügel keine weiteren Fälle nachgewiesen worden, informierte die Landesanstalt für Landwirtschaft. Deshalb habe das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz die Kreisverwaltungsbehörden angewiesen, die Auflagen aufzuheben - das gilt auch für das Verbot von Märkten, Ausstellungen und Veranstaltungen. "Lange hätten meine Hühner das nicht mehr ausgehalten, ich habe noch nie so greißlige Hennen gehabt", sagt Lochinger. Jetzt gehe es den Tieren in den beiden mobilen Ställen mit dem großen Auslauf unter Apfelbäumen wieder gut. Die Hennen blieben tagsüber viel länger draußen als sonst üblich, als ob sie die Luft und das Licht besonders intensiv aufsaugen wollten, "die haben Nachholbedarf". Besonders beliebt seien zurzeit die jungen Blätter des Spitzwegerichs, aber natürlich auch die jungen Gräser, Käfer und Würmer, sagt Lochinger zum vielfältigen Speiseplan der Hennen. In das Getreidefutter mischt die Landwirtin außerdem verschiedene Kräuter zur Unterstützung der Vitalität der Tiere. Sie wünscht sich, dass in Zukunft viel mehr über das Vogelgrippevirus geforscht werde - wie die Infektionswege verliefen und warum infiziertes Geflügel nur in Betrieben mit Bodenhaltung, in denen die Tiere von der Außenwelt abgeschlossen sind, vorgekommen sei. Vier Monate Stallpflicht möchte sie mit ihren 600 Hühnern nicht noch einmal erleben.

Dem kann Michaela Kronauer vom Geflügelzuchtverein Freising nur zustimmen. Auch ihre elf New-Hampshire-Hennen samt Hahn hätten gelitten. Das Wichtigste sei gewesen, "die Viecher zu beschäftigen". Unter Blättern habe sie Maiskolben versteckt und Strohballen in den Stall gelegt, damit es den Hühnern nicht langweilig wurde, schildert Kronauer. Auch Hubert Schranner aus Hörgertshausen hat mit seinen 30 000 Hühnern, die eigentlich im Freilauf gehalten werden und jetzt vier Monate nur in den Wintergarten konnten, die Stallpflicht mit finanziellen Einbußen relativ gut überstanden. Allerdings habe er am Donnerstag noch einmal 10 000 Etiketten zur Umkennzeichnung seiner Kartons als Bodenhaltungseier gekauft, sagt er. Da einen Tag später die Stallpflicht aufgehoben wurde, werden die Eier wieder als Freilandeier vermarktet. Er hoffe, dass er die Etiketten nie wieder benötige, sagt Schranner.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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