Süddeutsche Zeitung

Zurück in den Beruf:Sie sind wieder da

Arbeitsamt organisiert einen Informationstag für Frauen, die zurück in den Beruf wollen - und stößt auf großes Interesse

Gudrun Regelein

Nach wie vor sind es vor allem Frauen, die sich für die Erziehung der Kinder oder die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger eine Auszeit nehmen. Aber was, wenn sie nach jahrelanger Pause zurück in den Beruf wollen? Das sei für diese Frauen, aber auch für Frauen nach längerer Arbeitslosigkeit, eine Herausforderung und nicht immer einfach, aber: "Es lohnt sich", sagte Karin Weber, die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Freising beim Berufsinformationstag mit dem Titel "Ich bin wieder da!".

Am Dienstag ging es im Asam-Foyer bei der Veranstaltung der Agentur für Arbeit Freising unter der Schirmherrschaft von OB Dieter Thalhammer um die Frauen - um Berufseinsteigerinnen und um Frauen, die nach einer Familienzeit oder Arbeitslosigkeit zurück in den Beruf wollen. Die Besucherinnen - schon am Morgen waren über 100 Frauen gekommen - konnten sich bei zahlreichen Vorträgen und verschiedenen Experten von Beratungsstellen, Verbänden sowie von regionalen Arbeitgebern informieren. So ging es unter anderem um die optimale Bewerbung, um Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, um die Selbständigkeit als berufliche Alternative, oder auch um das Thema Frauen und Rente. Die SZ sprach mit vier Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen zu dem Informationstag kamen.

Kaja Ziegler, 37 Jahre

Ich bin Estin und habe in Estland und in München Sprachwissenschaften studiert. Momentan arbeite ich, da meine beiden Töchter noch sehr klein sind, freiberuflich als Übersetzerin und Dolmetscherin für Estnisch. Das hat den großen Vorteil, dass ich mir sehr flexibel meine Zeit einteilen kann und beispielsweise auch kein Büro brauche oder keinen Arbeitsweg habe. Zum Infotag komme ich, da ich gerne wieder vormittags, wenn meine Kinder betreut werden, eine feste und sichere Teilzeitstelle hätte. Ich denke da an Öffentlichkeitsarbeit, da ich zwischen Studium und Geburt meiner ersten Tochter in einer PR-Agentur gearbeitet habe. Und ich hoffe, heute erste Kontakte knüpfen zu können oder zumindest Anregungen zu bekommen. Ich möchte aber auf alle Fälle auch weiterhin als Freiberuflerin für Estnisch übersetzen."

Sabine Wehmann, 46 Jahre

Ich bin gelernte Speditionskauffrau und suche aus familiären Gründen eine Teilzeitstelle. Bis auf das letzte Jahr habe ich immer gearbeitet. Dann hat die Firma, bei der ich angestellt war, ihre Filiale in Garching geschlossen und ich verlor meinen Job. Ich habe dann im vergangenen Jahr eine berufliche Weiterbildung im Bereich Buchhaltung gemacht und suche seitdem eine neue Anstellung. Das ist in meinem Alter wirklich nicht einfach. Mich interessiert heute vor allem der Vortrag "Be family", bei dem es um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geht. Und ich habe mit Ansprechpartnern vom Arbeitsamt schon ein sehr informatives Gespräch geführt. Für mich hat sich der Besuch auf alle Fälle gelohnt."

Andrea Bollwein, 32 Jahre

Als Ökotrophologin habe ich für eine Firma gearbeitet, die ihre Linie in Deutschland eingestellt hat. Meine dreijährige Tochter hat zwar einen Platz im Kindergarten, aber ich möchte trotzdem nicht als Pharmareferentin arbeiten, da ich bei der Firmen-Einschulung bis zu drei Monaten weg müsste. Ich orientiere mich momentan also ganz neu und würde eigentlich gerne als Erzieherin in der Frühpädagogik arbeiten - bin dafür auch bereit, finanziell zurückzustecken. Vom heutigen Tag erhoffe ich mir vor allem Informationen zu den verschiedenen Ausbildungswegen und Teilzeitmodellen."

Juliana Hallberg, 44 Jahre

Nach verschiedenen Ausbildungen habe ich neun Jahre für ein Auftragsforschungsinstitut im Bereich medizinisch-klinische Studie gearbeitet - bis die Firma verkauft wurde, die Abteilung aufgelöst und ich arbeitslos wurde. Seit Sommer 2010 suche ich nun schon nach etwas Neuem und bin mittlerweile doch sehr frustriert. Entweder ich bin für eine Stelle zu qualifiziert, oder irgendetwas anderes fehlt. Einmal bekam ich sogar ein Angebot, für 1600 Euro im Monat Vollzeit zu arbeiten. Mittlerweile wäre ich ehrlich gesagt auch bereit, eine Stelle als Telefonistin anzunehmen. Ich bin heute gekommen, da ich neugierig war und mich umschauen wollte. Obwohl ich nicht weiß, wo ich noch eine Lösung für mich finden könnte."

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Quelle:
SZ vom 30.11.2011
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