Süddeutsche Zeitung

Zumindest die Straße wird schön:Kein Baum, keine Bank, keine Ampel

Die Sanierung der Kreisstraße lässt in Kranzberg viele Wünsche offen, trotzdem stimmen die Gemeinderäte der Planung zu

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die Gemeinde Kranzberg verzichtet darauf, an der Oberen Dorfstraße eine Drückampel aufzustellen. Ein viertägiger Probebetrieb hat ergeben, dass lediglich ein Drittel der Fußgänger die Straße dort bei Grün überquert und die Ampel somit tatsächlich genutzt hat, ein weiteres Drittel ist bei Rot über die Straße gegangen, die übrigen an einer anderen Stelle. Die Zählungen fanden in der Früh und in den Mittagsstunden statt. Im Zuge der Sanierung der Kreisstraße sollen aber Leerrohre verlegt werden, um später bei Bedarf nachrüsten zu können.

Wirklich zufrieden sind die Kranzberger Gemeinderäte mit der Planung nicht, das zeigte sich in der Sitzung am Dienstagabend. Eigentlich wollten sie in der Dorfmitte deutlich mehr für die Verkehrssicherheit erreichen. Andreas Adldinger (CSU) stimmte deshalb auch als Einziger gegen die gesamte Planung. Es wird jedoch, wie bisher, bei zwei Zebrastreifen bleiben. Künftig will die Gemeinde an der abschüssigen Straße aber zumindest zwei Geschwindigkeitsanzeigen aufstellen.

Mehrere andere Vorstöße sind gescheitert. Ein dritter Zebrastreifen auf Höhe der ehemaligen Tankstelle wird nicht genehmigt, ebenso wenig ein anderer Fahrbahnbelag in der Dorfmitte oder gar die Einführung von Tempo 30. Auf Kreis- und Staatsstraßen sei das in Bayern nicht zulässig, sagte Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG). Um das zu ändern, wollen sich die Kranzberger gemeinsam mit anderen Gemeinden, die sich zur Ile Ampertal zusammengeschlossen haben, an die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer wenden. Sie fordern, dass Kommunen künftig mehr Mitspracherecht in dieser Sache bekommen. Zumindest ein zeitliches Tempolimit in der Früh und mittags wäre in Kranzberg entlang des Schulwegs an der Kreisstraße wünschenswert, sagte Zweiter Bürgermeister Anton Hierhager (SPD).

Die Gemeinderäte stimmten den Planungen am Dienstag grundsätzlich zu, damit der Landkreis 2021 bauen kann. Dies dürfe man nicht weiter verzögern, sagte Monika Mühl (FWG). Im unteren Bereich sei die Straße in sehr schlechtem Zustand. Eine schnelle Sanierung habe deshalb "Priorität eins". Die meisten ihrer Kollegen sahen dies ebenso. Bei dem Ausbau wird der Gehweg Richtung Hohenbachern Straße breiter und somit auch etwas sicherer für die vielen Schulkinder, die dort unterwegs sind. Adldinger aber war dies nicht genug, sowohl was die Sicherheit angeht als auch eine zunächst angedachte Aufwertung des Ortskerns. Es werde kein Baum gepflanzt, keine Bank aufgestellt, es gebe kein Buswartehäuschen. Hammerl erwiderte, die Grundbesitzer hätten dafür keine Flächen hergeben wollen. Petra Horneber (CSU) schlug vor, die Zebrastreifen besser sichtbar zu machen. In der Ortsmitte müssten sich die Autofahrer oft auf den Gegenverkehr konzentrieren, gerade Kinder übersehe man deshalb schnell. Dank der Leerrohre könnten beispielsweise Blinkanlagen aufstellt werden.

Für Unverständnis sorgte, dass in Leonhardsbuch "seit Jahrzehnten" sehr wohl auf einer Kreisstraße Tempo 30 gilt. Das würde mittlerweile nicht mehr genehmigt, stellte der Bürgermeister klar. Die einzige Alternative wäre: "Wir könnten uns einspreizen, dass die Leonhardsbucher Tempo 50 kriegen", sagte er unter dem Gelächter des Gremiums.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5097374
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.10.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.