Zum 150. Geburtstag:Festumzug und Freibier

Die Landsmannschaft Bavaria Weihenstephan feiert am 20. Mai ihr Jubiläum - Frauen werden nach wie vor nicht aufgenommen

Regina Bluhme

Manuel Kersting und Christian Grefe studieren Brauwesen in Weihenstephan. Wenn sie mal ein wenig mit Hopfen und Malz experimentieren wollen, dann gehen sie den Keller des Bavaren-Hauses. Ihre Studentenverbindung betreibt dort eine eigene kleine Brauanlage. 150 Jahre besteht die Landsmannschaft Bavaria Weihenstephan mittlerweile. Gefeiert wird vom 17. bis 20. Mai mit einem Ball, Vorträgen sowie einem Festumzug samt Konzert und Freibier am Marienplatz.

In den Regalen der Bibliothek des Bavaren-Hauses stehen ledergebundene Wälzer mit goldener Aufschrift neben moderner Fachliteratur und einer Sammlung von Prüfungsunterlagen. Das sei eben einer der großen Vorteile eines Bavaren, erklärt Student Manuel Kersting: "Wir können auf das Wissen von älteren Mitgliedern zurückgreifen." Die Ehemaligen stehen mit Rat und Tat und, wenn es sein muss, mit Nachhilfe zur Seite, fügt einer der so genannten "Altherren" der Bavaria, Walter Flad, hinzu. Ganz nach dem Wahlspruch der Verbindung: "Freundschaftsband schafft festen Stand".

Entstanden ist die Landsmannschaft aus dem 1862 gegründeten "Brauerbund Weihenstephan". Davon zeugen heute noch die Farben im Wappen der Verbindung: Grün (für Hopfen), Gold (für Malz) und Braun (für dunkles Bier). Derzeit gibt es 350 Mitglieder, darunter 300 Ehemalige. Unter den Aktiven sind die Brauer in der Mehrheit, sagt Walter Flad, aber mittlerweile seien auch Landwirte, Förster oder Gartenbauer vertreten. Frauen nimmt die Landsmannschaft nach wie vor nicht auf, aus Tradition. Eine solche hat auch der Stammtisch. Der existiert ohne Unterbrechung seit 1892. Jeden Freitagabend treffen sich die "Weißbierbrüder" im Huber-Wirt. Dann wird geratscht und gesungen. Alte Studentenlieder, zum Beispiel "Wenn die Veilchen blühen", verrät Walter Flad. "Gemeinschaft und Freundschaft sind ganz wichtig", betont Kersting. Zum Stammtisch gehört die runde Eichenholz-Tischplatte, in der alle Namen der "Weißbierbrüder" eingraviert werden. Alle sieben Jahre wird sie durch eine neue ersetzt.

1958 haben die Bavaren das Haus an der Vöttinger Straße bezogen. Neben der Mini-Brauanlage stehen den Mitgliedern dort Waschmaschinen und Trockner zur Verfügung, sie können in modernen Studierzimmern lernen und sich im sogenannten Foyer samt Küche, Theke und zwei ausgestopften Füchsen treffen. Es gibt auch einen Festsaal. Dort organisiert die Landsmannschaft schon mal Seminare zur Prüfungsvorbereitung. Außerdem dient der große Raum für den Fechtunterricht. Viermal in der Woche ist Training, berichtet Christian Grefe. "Wir möchten nichts glorifizieren, das Fechten gehört einfach dazu", fügt er hinzu. Die Studentenverbindung müsse immer noch gegen so manches Vorurteil kämpfen, sagt Walter Flad. Und er betont: "Die Landsmannschaft Bavaria ist überkonfessionell und unpolitisch."

Beim 150. Stiftungsfest der Landsmannschaft im Coburger Convent Bavaria zu Weihenstephan, so lautet der offizielle Name, können die Freisinger am Sonntag, 20. Mai, mitfeiern. Nach einem Jazz-Frühschoppen beim Huber-Wirt marschiert der Festzug gegen 14 Uhr mit zwei Musikkapellen in Richtung Bavarenhaus. Am Marienplatz wird Station gemacht. Es gibt ein Platzkonzert, die Studenten geben ein paar ihrer Lieder zum Besten, vielleicht sogar das mit den Veilchen. Ganz sicher aber wird bei dem Zwischenaufenthalt Freibier ausgeschenkt.

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