Zu wenig Kitaplätze:Auf der Warteliste

Zu wenig Kitaplätze: Die Kita "Buntes Haus" in Hallbergmoos musste wegen fehlendem Personal schon ihre Öffnungszeiten ändern.

Die Kita "Buntes Haus" in Hallbergmoos musste wegen fehlendem Personal schon ihre Öffnungszeiten ändern.

(Foto: Marco Einfeldt)

In Neufahrn haben derzeit 55 Kinder keinen Platz fürs neue Kindergartenjahr. Auch andere Landkreiskommunen können den Bedarf nicht decken. Problem sind oft nicht die Räumlichkeiten, sondern das fehlende Personal

Von Gudrun Regelein und Marlene Krusemark, Landkreis

Eigentlich wollte Melanie Blum (Name geändert), die mit ihrer Familie in Neufahrn lebt, wieder als Altenpflegerin arbeiten. Ihr zweites Kind sollte dann gemeinsam mit dem älteren Geschwisterkind in den Kindergarten gehen. Vor Kurzem bekam sie nun aber einen Brief: Sie habe für das neue Kindergartenjahr keinen Platz bekommen, hieß es. Damit habe sie nicht gerechnet, auch wenn das Kind noch keine drei Jahre alt sei, sagt die junge Mutter. Jetzt sei sie ratlos, wisse nicht, was sie machen solle.

So wie der Familie Blum geht es vielen in Neufahrn: Etwa 55 Kinder stehen dort derzeit auf der Warteliste, bekommen im Herbst also keinen Kindergartenplatz. Viele der Eltern sind ratlos, manche verzweifelt - etwa 20 Mütter und Väter kamen sogar in die jüngste Gemeinderatssitzung, um ihren Unmut zu äußern. Am Mittwochabend gab es nun ein Treffen mit Vertretern der Gemeinde Neufahrn, der Kindergärten und mit Elternbeiräten. "Es gibt Ideen", sagt Wilfried Gast, Abteilungsleiter Zentrale Dienste und Generation in der Gemeinde Neufahrn. So sei eine zusätzliche Gruppe im Kindergarten am Keltenweg oder auch eine Notgruppe, die in der Grundschule II eingerichtet werden könnte, diskutiert worden. "Wir wollen für möglichst jedes Kind einen Platz schaffen", betont Gast. Räume gebe es zwar ausreichend, aber das notwendige Betreuungspersonal sei nur sehr schwer zu finden.

Neufahrn ist nicht die einzige Kommune im Landkreis, die für das kommende Kindergartenjahr nicht genügend Plätze hat: Auch in Freising gibt es eine lange Warteliste mit derzeit 105 Namen, sagt Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt. "Allerdings sind davon 58 Kinder Jahrgang 2015, im Grunde also noch nicht im Kindergartenalter." In städtischer Trägerschaft gibt es derzeit 15 Einrichtungen mit sieben Krippengruppen (91 Plätze) und 34 Kindergartengruppen (834 Plätze) - aber nicht alle Plätze können belegt werden, da es auch in Freising an pädagogischem Fachpersonal mangelt. "Es können nicht immer alle Stellen zeitnah besetzt werden - vor allem kurzfristige Personalausfälle sind schwer zu kompensieren", berichtet Steinhart.

Um die notwendige Zahl an Kita-Plätzen zu schaffen, baut man in Freising: Der Neubau der Kindertagesstätte Wetterstein soll im September 2018 fertig sein. Vorgesehen sind auch weitere Kitas in den künftigen Baugebieten Seilerbrückl und Angerstraße. Auch in Hallbergmoos ist gerade eine weitere Kita im Bau: Sie soll von 2018/2019 an 50 weitere Kindergartenplätze und 24 Krippenplätze bieten, sagt Herbert Kestler, Geschäftsführer der Gemeinde Hallbergmoos. Dort gibt es zwar eine Warteliste, allerdings stehen darauf nur Familien mit Kindern, die noch keine drei Jahre alt sind - beziehungsweise für die ein Wunschkindergarten angegeben wurde. In Moosburg ist die Lage angespannter: Im Februar konnten noch alle Kita-Anmeldungen angenommen werden, danach aber waren die Plätze belegt, so Moosburgs Geschäftsleiter Josef Mühlberger. Inzwischen gibt es aber hier auch Wartelisten: Es kamen viele neue Anfragen, da eine große Zahl an Familien nach Moosburg zogen.

Gerade auch für junge Familien sei Marzling ein attraktiver Wohnort, sagt Bürgermeister Dieter Werner. "Trotz der vielen Kinder haben aber alle Familien den gewünschten Platz bekommen." Für den Hort aber hätten sich mehr Kinder angemeldet als es Plätze gibt - hier sei die Warteliste sogar relativ lang. Inzwischen sei die Betreuung der Kinder und Jugendlichen zu der größten Aufgabe der Kommune geworden, berichtet Werner. Knapp über die Hälfte aller Angestellter in der Gemeinde seien im Jugendbereich tätig. Noch gebe es dort zwar keine Engpässe, aber: "Wenn wir jemanden suchen, wird es auch für uns immer schwieriger, neue Betreuungskräfte zu finden", sagt er. Als großes Problem sieht auch Geschäftsführer Herbert Kestler den Fachkräftemangel: So musste die Kita "Buntes Haus" in Hallbergmoos wegen fehlendem Personal schon ihre Öffnungszeiten ändern.

Die derzeit in München diskutierte Gebührenfreiheit für Kitas ist dagegen im Landkreis kein Thema. Kostenlose Bildungseinrichtungen würden zwar laut Kestler "allgemein als wünschenswert betrachtet", der Fokus liege aber auf dem Personalmangel. Freisings Sprecherin Steinhart betont: "Selbstverständlich würden wir es aber ausdrücklich begrüßen, wenn seitens des Gesetzgebers belastbare, verbindliche Finanzierungsaussagen getroffen würden, die den Kommunen entsprechenden Handlungsspielraum überhaupt erst ermöglichen."

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