Süddeutsche Zeitung

Zolling:Wasserstoff statt Kohle

Durch eine neue Kooperation mit Bayernets will das Kraftwerk in Anglberg mittelfristig den Umstieg schaffen

Von Katharina Aurich, Zolling

Der Energieerzeuger Onyx Power, der in der Gemeinde Zolling das Kraftwerk Anglberg betreibt, und die Bayernets GmbH, die Fernleitungsnetze unterhält, haben eine Absichtserklärung zur Ein- und Ausspeisung von Wasserstoff in den Kraftwerksstandort unterzeichnet. Im Osten des Kraftwerks verläuft bereits eine Gashochdruckleitung von Bayernets, eine Anschlussleitung soll den Standort versorgen, der dann in einem neuen Wärmekraftwerk zunächst aus Gas Strom und Wärme erzeugen würde.

In einem Pressegespräch präsentierten die Projektpartner das Vorhaben, das bereits den Zollinger und Haager Gemeinderäten vorgestellt wurde. Anfang kommenden Jahres will der Konzern Onyx entscheiden, ob die Pläne realisiert werden und in den Standort investiert wird.

Der international tätige Konzern plant bis 2035, am Standort Zolling klimaneutral Strom und Wärme zu erzeugen. Um die Versorgung in der Region Freising auch über den Kohleausstieg hinaus zu gewährleisten, solle ein Wärmekraftwerk mit 50 MW Leistung errichtet, 2024 fertiggestellt und zunächst mit konventionellem Gas betrieben werden. Von 2026 ist die sukzessive Umstellung auf die Nutzung von Wasserstoff und "grünen Gasen" geplant, teilt das Unternehmen in einer Presseerklärung mit. Die Wärmeleitungen laufen derzeit von Zolling bis zum Flughafen.

Derzeit werden Strom und Wärme in Anglberg aus Kohleverbrennung und im Biomassekraftwerk erzeugt, das muss sich jedoch in Zukunft ändern, da die Kohleverstromung ausläuft. "Spätestens 2035 möchten wir an unserem Standort klimaneutral Wärme und Strom produzieren", sagte Kraftwerksleiter Lothar Schreiber. Die gemeinsame Absichtserklärung mit Bayernets sei ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung des "Energieparks" in Anglberg über den Kohleausstieg hinaus.

Das Leitungsnetz der Bayernets transportiert derzeit ausschließlich Erdgas, Stück für Stück solle es jedoch auf Wasserstoff umgestellt werden. In der Übergangszeit werde es zwei Leitungen geben, erläuterte Richard Unterseer (Bereichsleiter bei Bayernets). Das Unternehmen plane den Aufbau eines umfassenden Wasserstofftransportnetzes, denn die Pläne in Zolling und viele weitere Wasserstoffprojekte in Bayern zeigten, dass jetzt die Weichen für den Aufbau eines nationalen und europäischen Netzes gestellt werden müssten, sagte Unterseer.

Projektleiter Kristian Enste hob die Vorzüge der Energiegewinnung aus Gas hervor, der Wirkungsgrad sei mit 92 Prozent fast doppelt so groß wie bei der Stromerzeugung aus der Steinkohle. Auch benötige man für den Gastransport keine Lastwagen oder Züge, die bisher die Kohle und die Biomasse anliefern. Für die Mitarbeiter werde der neue Anlagenschwerpunkt am Standort natürlich auch Veränderungen mit sich bringen.

Ein großer Teil der derzeit 125 Beschäftigten werde bald in Rente gehen, sozusagen gemeinsam mit dem Kohleblock, sagte Schreiber. Andere würden umgeschult und neue Mitarbeiter eingestellt. Außerdem werden junge Menschen im Kraftwerk ausgebildet, "die Zukunft an diesem Standort beginnt heute," da zeigte sich Kraftwerksleiter Schreiber anlässlich der Unterzeichnung der Absichtserklärung optimistisch.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5450648
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.10.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.