Süddeutsche Zeitung

Zolling:Null Toleranz gegen Rassismus

Rund 400 Zollinger informieren sich am Donnerstagabend über die geplante Flüchtlingsunterkunft. Sie zeigen sich aufgeschlossen und hilfsbereit. Bürgermeister Riegler will Ausländerfeindlichkeit nicht dulden

Von Katharina Aurich, Zolling

Aufgeschlossen und hilfsbereit ist die Mehrheit der Zollinger Bürger, die am Donnerstagabend zur Informationsveranstaltung der Gemeinde über die Flüchtlingsunterkunft auf dem Perwanger-Gelände hinter dem Rewe-Supermarkt gekommen war. Bürgermeister Max Riegler hatte Irmgard Eichelmann vom Netzwerk Asyl des Landratsamtes, Gertrud Wackerpfennig und Gert Fiedler vom Helferkreis in Eching, Michael Büttner aus der Sozialverwaltung des Landratsamtes, Hauptkommissar Michael Ertl von der PI Freising und Esther Aderhold von der Regierung von Oberbayern aufs Podium geholt, die den rund 400 Zuhörern sehr anschaulich und kompetent über rechtliche Bestimmungen und ihre Erfahrungen berichteten. Auch einige AfD -Mitglieder hatten sich unter das Publikum gemischt und versuchten immer wieder, mit bekannten Parolen Stimmung gegen Flüchtlinge und den Bürgermeister zu machen. Allerdings zeigte die Stärke des Applauses nach den einzelnen Redebeiträgen, dass sie damit keinen Erfolg hatten.

Bürgermeister Riegler betonte, dass die Unterbringung von Flüchtlingen eine humanitäre Pflichtaufgabe sei, er werde keine ausländerfeindlichen oder rassistischen Meinungen tolerieren. Nachdem sich in Zolling keine privaten Anbieter von kleinen, dezentralen Häusern für Flüchtlinge gefunden hätten, sei die Gemeinde froh, dass ein privater Investor nun die Unterkunft für 150 Menschen, die von der Regierung von Oberbayern betreut werde, baue. Die zweistöckige Containeranlage in Vollholzbauweise, die im März bezugsfertig sein soll, steht auf einer kleinen Warft, damit Anlage und Bewohner besser vor Hochwasser geschützt sind. Die Nähe zum Amperkanal thematisierte ein Zuhörer und bat darum, die Flüchtlinge ausreichend aufzuklären und zu schützen, da sie in der Regel nicht schwimmen könnten. Besonders die Architektur der Anlage stieß auf Zustimmung, "die Gebäude sind ok, das ist kein Blechhaufen," sagte eine Zuhörerin. Nachdem ein weitere Gast monierte, warum man denn nicht eine Anlage mit bezahlbarem Wohnraum für Studenten baue, erhielt er zur Antwort, dass kein Student auf derart engem Raum leben wollte.

Bürgermeister Riegler ergänzte, dass die Anlage nur deshalb an dieser Stelle möglich sei, weil sie für Flüchtlinge gedacht ist. Die Gemeinde verfüge über kein Grundstück, um bezahlbaren Wohnraum für jedermann zu bauen. Immer wieder tauchte die Frage nach der Sicherheit und Konfliktmanagement auf. Ertl stellte zum wiederholten Mal klar, dass sich die Anzahl der Straftaten in Freising nicht signifikant erhöht habe, außerdem würde die Regierung von Oberbayern Personal stellen, die sich um die Menschen kümmerten und Konflikte innerhalb der Anlage entschärften, sagte Eichelmann. Sie bat darum, die Flüchtlinge nicht mit Kleiderspenden zu überschütten, sie erhielten Taschengeld, von dem sie sich gebrauchte Kleidung kaufen könnten. Es gehe darum, dass sich die Helfer Zeit nähmen, um sich Kennenzulernen und mit den Flüchtlingen zu leben. Aus dem Publikum kam die Anregung, auf jeden Fall einen Wlan-Hotspot einzurichten, damit die Flüchtlinge den Kontakt zu Familien und Freunden halten könnten, ohne dafür abgezockt zu werden. Außerdem wurde darum gebeten, sich beim MVV für weitere Busse Richtung Freising einzusetzen, da die Fahrzeuge schon jetzt oft überfüllt seien.

Am meisten waren die Zollinger von Gertrud Wackerpfennig und Gert Fiedler vom Helferkreis in Eching beeindruckt. Diese berichteten ungeschönt von ihren Erfahrungen, "natürlich war es ungewohnt, 20 Männer aus Afrika auf einmal mitten im Ort zu haben", so Wackerpfennig. Aber "glauben Sie mir, sie bekommen neue Freunde in Ihren Ort".

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Quelle:
SZ vom 28.11.2015
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