Zolling:Mit Hilfestellung über die Sprachbarriere

Die Nachbarschaftshilfe organisiert Deutschstunden für ausländische Schüler, deren Zahl stetig steigt. Das Angebot kommt gut an: im vergangenen Jahr haben die Ehrenamtlichen etwa 800 Stunden geleistet

Von Katharina Aurich, Zolling

Der Landkreis Freising zieht Arbeitskräfte aus ganz Europa an. Diese kommen oftmals nicht alleine, sondern bringen ihre Frauen und Kinder mit. Der Nachwuchs geht in den Kindergarten oder zur Schule, versteht dort aber kein Wort. Die Anzahl der Kinder, die sich aus diesem Grund im Unterricht langweilen, wegen der Sprachbarriere nichts lernen können und häufig stören, nimmt zu. In Zolling bekommen sie nun Hilfe.

Der Leiter der Zollinger Grund- und Mittelschule, Richard Bauer, hatte sich vor eineinhalb Jahren an die Nachbarschaftshilfe gewandt. Lehrerin Manuela Flohr nahm die Sache in die Hand und organisierte 18 ehrenamtliche "Deutschlehrer", die Kinder aus Rumänien, Polen, Italien oder Bulgarien parallel während der regulären Schulstunden unterrichten. Am Dienstag trafen sich alle ehrenamtlichen Helfer zu einer ersten Bilanz und planten neue Aktionen, damit sich die jungen Neubürger gut integrieren und eine Chance auf Bildung und auf eine Zukunft haben.

"In unserem Unterricht betreuen wir nur die Härtefälle", berichtet Flohr, die gerade in Elternzeit ist und sich für dieses Projekt engagiert. Das seien Kinder, deren Eltern kein Deutsch sprechen und die es daher zu Hause auch nicht lernen können. Die Nachfrage nach den Deutschstunden steige kontinuierlich, da über das ganze Schuljahr hinweg immer wieder Kinder ohne Deutschkenntnisse in die Klassen kommen. Als ehrenamtliche Lehrer konnte Flohr pensionierte Pädagogen, Erzieher, Mütter mit Erziehungserfahrung oder auch Studenten gewinnen. Jeder entscheide selbst, wie viele Stunden er unterrichten möchte und auch, welches Niveau. Denn für Jugendliche kurz vor dem Quali benötige man ein solides pädagogisches Handwerkszeug und Fachwissen, während es bei Kindern der ersten Klasse noch spielerisch zugehe. Flohr, die mittlerweile ein Honorar erhält, unterrichtet Kleingruppen mit etwa fünf Schülern, die Ehrenamtlichen übernehmen ein bis zwei Kinder.

Inzwischen erhält das Projekt auch finanzielle Unterstützung aus dem Bürgerfonds des GDF-Suez-Kraftwerks und Spenden. Im vergangenen Jahr seien 800 Stunden ehrenamtlich geleistet worden, sagte Flohr - eine beachtliche Bilanz. Die Gruppen können einen Raum in der Bücherei nutzen und es wurde auch Lernmaterial angeschafft. Das Projekt hat jetzt auch noch ein zweites Standbein und bietet ganz normalen Nachhilfeunterricht für alle Schüler an, für den die Eltern allerdings bezahlen müssen. Die Prognosen, wie viel ausländische Kinder in Zukunft in die Schulen kommen werden, seien gigantisch, sagt Flohr. Und es gehe ja nicht nur um die Schulkinder - bereits im Kindergarten sei es wichtig, dass die Mädchen und Buben Deutsch lernen. Das nächste Vorhaben der engagierten Gruppe ist eine bessere Integration der Kinder in die Dorfgemeinschaft, denn bisher stehen diejenigen, die kein Deutsch sprechen, laut Flohr bei allen Aktivitäten am Rand. Die Idee sei, dass sich Vereine, Familien oder auch Jugendliche dieser Kinder als Paten annehmen, sie unterstützen, vor allem ermutigen, zu sprechen und aktiv zu sein, sich Dinge zuzutrauen. "Es gibt nichts Schöneres, als die Dankbarkeit dieser Kinder", mit diesem Fazit motiviert Manuela Flohr alle diejenigen, die ebenfalls etwas tun wollen.

Die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe Zolling freuen sich über weitere Unterstützer. Kontakt: Rosemarie Obermeier: Telefon 0 81 67/89 09, Manuela Flohr: manuela.flohr@mail.de.

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