Ziviler UngehorsamAufbegehren gegen Missstände

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Die Organisatoren der Eventreihe zum zivilen Ungehorsam machen in der Freisinger Innenstadt mit Pappschildern auf ihr Anliegen aufmerksam.
Die Organisatoren der Eventreihe zum zivilen Ungehorsam machen in der Freisinger Innenstadt mit Pappschildern auf ihr Anliegen aufmerksam. (Foto: privat)

Eine Initiative aus Freisinger Bürgerinnen und Bürgern veranstaltet im März zwei Abende zu zivilen Ungehorsam. Für die Podiumsdiskussion haben sie namhafte Gäste eingeladen.

Von Antonia Grabowski, Freising

Luis Böhling und Hartmut Binner - zwei Namen aus zwei Generationen, die in Freising und Erding für zivilen Ungehorsam stehen. Luis Böhling protestiert als Aktivist bei der Letzten Generation, jetzt Neue Generation, für Klimaschutz. Binner ist seit 2005 aktiv für die Vereinigung Aufgemuckt, die sich gegen den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos einsetzt. „Ziviler Ungehorsam betrifft uns in der Region, die schon immer versucht hat, sich zu positionieren, um sich Gehör zu verschaffen und deutschlandweit gesehen wurde“, sagt Martha Klingel vom Kreisjugendring (KJR) Freising.

Deshalb haben sich sechs Freisinger zusammengeschlossen und eine Eventreihe über zivilen Ungehorsam organisiert. Zum Auftakt am Montag, 17. März, läuft im Freisinger Kino von 19.30 Uhr an der Film „Vergiss Meyn nicht“. Er erzählt, wie der Filmemacher Steffen Meyn bei seinen Dreharbeiten im Hambacher Forst ums Leben kam, von Gewalt und physischem Druck der Aktivisten und Polizisten. Danach können Zuschauer mit der Regisseurin Fabiana Fragale ins Gespräch kommen. Eintrittskarten gibt es im Kino. Ein Ticket kostet sieben Euro. Wer unter 27 Jahre alt ist, kann sich beim KJR Freising melden und erhält vergünstigten Eintritt. Denn den Organisatoren ist es besonders wichtig, dass vor allem junge Leute einen einfachen Zugang haben.

„Wir haben den Film in München gesehen und danach gedacht: Das kann eigentlich nicht unter dem Radar der Öffentlichkeit bleiben“, erzählt Jürgen Maguhn, einer der sechs Initiatoren aus der Bürgerschaft. Deshalb haben sich dann das Kreisbildungswerk Freising, die Volkshochschule Freising, der KJR Freising und die Domberg-Akademie zusammen geschlossen und geplant. Daraus ist eine zweite Veranstaltung entstanden, eine Diskussionsrunde am Montag, 24. März, um 19 Uhr in der Realschule Gute Änger in Freising. Der Eintritt ist frei.

Die Podiumsdiskussion lässt viele verschiedene Perspektiven auf zivilen Ungehorsam zu. So gehören zu den Gästen nicht nur die Aktivisten Luis Böhling und Hartmut Binner, sondern auch Günther Beckstein, CSU-Politiker, ehemaliger Bayerischer Ministerpräsident und Innenminister. Ein weiterer Gast ist Claudia Paganini, die an der Universität Innsbruck zu Medienethik und zivilen Ungehorsam forscht.  „Wir wollen, dass möglichst viele Menschen einen Zugang zum Thema bekommen, ohne, dass das von vornherein polarisierend wirkt“, sagt Peter Helsper, ein weiterer Initiator der Veranstaltungsreihe. Die Diskussion solle einen Diskurs darüber bieten, ob wir zivilen Ungehorsam brauchen für unsere Gesellschaft und wie weit dieser gehen kann.

Es ist gewiss ein Abend, der dazu einlädt, Meinungen und Gegensätze auszuhalten. Ziviler Ungehorsam dürfte mit der Neuformierung der Letzten Generation zur Neuen Generation und mit der Kleinen Anfrage der CDU im Bundestag zur politischen Neutralität von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), aktueller sein denn je, wie Veronika Stegmann vom Kreisbildungswerk Freising festhält: „Erst sind die Leute, die zivilen Ungehorsam praktizieren, kriminalisiert worden. Jetzt hat man das Gefühl, es werden schon bald NGOs kriminalisiert, weil sie gegen rechts demonstrieren.“

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