Zimmer für 78 Asylbewerber:Freundlich und hell

Anfang März sollen die ersten Bewohner in die Langenbacher Flüchtlingsunterkunft einziehen. Für die Regierung von Oberbayern hat der Holzbau Vorzeigecharakter. Auch Bürgermeisterin Hoyer ist "hoch zufrieden"

Von Petra Schnirch, Langenbach

Das Projekt hat auch über den Landkreis hinaus Aufsehen erregt. Die neue Langenbacher Flüchtlingsunterkunft ist nach nur vier Monaten Bauzeit fast fertig, Anfang März sollen die ersten Asylbewerber in das lang gestreckte Gebäude einziehen, das in Holzbauweise errichtet wurde. Ausgelegt ist es für 78 Bewohner. Sie sei "hoch zufrieden", sagte Bürgermeisterin Susanne Hoyer am Donnerstag bei einem Rundgang. Eine Containersiedlung wie andernorts hätte sie sich nicht vorstellen können.

Noch gehen die Handwerker ein und aus, verlegen Bodenbeläge, bringen Leisten an. Auch die Außenanlagen sind Ende Januar naturgemäß noch kahl. Doch schon jetzt wirkt das in auffälligen Grün- und Blau-Tönen gehaltene Gebäude mit Terrassen und umlaufendem Balkon freundlich und hell. Architekt Reinhard Fiedler spricht von einer "würdigen Unterbringung". Es gibt 39 Zimmer, Waschräume, Küchen, Aufenthalts- und Gemeinschaftsräume. An diesem Samstag bekommen auch die Bürger Gelegenheit, sich bei einer Baustellenbesichtigung ein Bild von der zweigeschossigen Anlage zu machen.

Zimmer für 78 Asylbewerber: Bunt und wohnlich: Die Asylbewerberunterkunft in Langenbach ist fast fertig. Anfang März werden dort voraussichtlich die ersten Bewohner einziehen.

Bunt und wohnlich: Die Asylbewerberunterkunft in Langenbach ist fast fertig. Anfang März werden dort voraussichtlich die ersten Bewohner einziehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Obwohl die Preise für Container stark gestiegen sind, zählen Flüchtlingsunterkünfte in Holzbauweise bisher zu den Ausnahmen. Bei den 18. Münchner Tagen für nachhaltiges Landmanagement der TU München werden Bauunternehmer und Investor Andreas Adldinger sowie Bürgermeisterin Hoyer das innovative Gebäude mit seinem Prinzip einer flexiblen Nutzung am 8. März vorstellen. Ein Teil der Innenwände aus Gipskarton kann bei Bedarf entfernt werden. Die 15 Quadratmeter großen Zimmer für je zwei Bewohner können so später mit wenig Aufwand in größere Räume mit 30 bis 75 Quadratmeter verwandelt werden - beispielsweise für Studentenappartements, Kindertagesstätten oder Büros. Ausgelegt ist das 47 Meter lange Gebäude mit dem variablen Innenleben auf eine Lebenszeit von etwa 50 Jahren.

Durch die Holzbaumodule lasse sich der Rohbau in nur vier Tagen montieren, schilderte Adldinger. Der Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks empfahl die Langenbacher Unterkunft deshalb als Modellprojekt.

Susanne Hoyer rechnet damit, dass vor allem Familien nach Langenbach kommen werden, da das Haus auch nach Ansicht der Regierung von Oberbayern Vorzeigecharakter habe. Einige der Zimmer sind durch Türen miteinander verbunden, sodass dort jeweils vier Personen wohnen können.

Zimmer für 78 Asylbewerber: Handwerker erledigen noch letzte Arbeiten in den 15 Quadratmeter großen Zimmern.

Handwerker erledigen noch letzte Arbeiten in den 15 Quadratmeter großen Zimmern.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Helferkreis wartet bereits auf die Neuankömmlinge - und auch die Ehrenamtlichen finden in dem Haus das "perfekte Handwerkszeug für eine vernünftige Integrationsarbeit" vor, wie Hoyer sagte. Die Gemeinde habe bereits eine Tafel gespendet bekommen, sie wird in einem der beiden Gemeinschaftsräume für den Sprachunterricht aufgestellt. Die Kinder erhalten Refugeesbooks - spezielle, von Schülern des Josef-Hofmiller-Gymnasiums entworfene Malbücher, die sie mit der neuen Heimat vertraut machen sollen. Neben dem Gebäude ist eine Fahrradwerkstatt geplant. Außerdem werden ein kleiner Spiel- und ein Bolzplatz sowie ein Beachvolleyballfeld entstehen. Die werden auch der Dorfjugend offenstehen - so können spielerisch erste Kontakte geknüpft werden.

Die Baukosten bezifferte Fiedler auf etwa 2,5 Millionen Euro. Die Holzbauvariante bei Flüchtlingsunterkünften sei längst wirtschaftlich geworden, weil sich der Containerpreis nahezu verdoppelt habe. Darüber hinaus biete das Langenbacher Gebäude mehr Lebensqualität und schotte die Menschen nicht ab. Investor Adldinger hat das Gebäude für zehn Jahre an die Regierung von Oberbayern vermietet. Möglicherweise gibt es bald weitere Unterkünfte in Holzbauweise: Bürgermeister anderer Gemeinden haben sich am Dienstag bei einem Rundgang informiert und, wie Hoyer berichtete, viele Fragen gestellt.

Interessierte können die Unterkunft am Samstag, 30. Januar, von 12 bis 16 Uhr besichtigen. Sie befindet sich, von Freising kommend, am Ortseingang von Langenbach neben der B 11 (an der Ampel links abbiegen und dann gleich wieder links).

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