So ein Kulturfestival eröffnet einem doch immer wieder neue Perspektiven. Freisings Kulturreferent Hubert Hierl, CSU, beispielsweise weiß jetzt, dass "Nazareth" nicht nur eine Stadt in Judäa ist und mit "Midlife & Crisis" im Uferlos-Programm nicht der Zustand an sich beschrieben werden sollte, sondern eine Band. "Und bei den ,Maulhelden' habe ich gleich an mich gedacht und noch an ein paar andere Freisinger Stadträte", scherzte Hierl am Freitagnachmittag bei der inoffiziellen Eröffnung im brütendheißen Kaffeehauszelt. Michi Kasper, schon acht Kilo leichter und immer noch rauchfrei ("wenn ich die nächsten zehn Tage ohne Zigarette überstehe, dann habe ich es geschafft!"), gab den Eröffnungsgästen nach den Grußworten noch einen Ratschlag mit auf den Weg: "Ganz fertig sind wir noch nicht, also passt auf, dass ihr nicht von einem Gabelstapler umgefahren werdet".
Die Freisinger Gruppe "Sambabeat" hat das "Uferlos-Festival" am Freitagnachmittag mit ihren Trommelklängen eröffnet.
(Foto: Marco Einfeldt)Das war um 14.30 Uhr, Uferlos-Mitveranstalter Vipo Maat wischte sich mit einem leicht erschöpften Seufzer den Schweiß von der Stirn und überall wurde noch einiges umgeräumt und weggeschleppt, Kabel verlegt, Planen befestigt und Öfen angeheizt. Bis um 16 Uhr war dann aber alles bereit und da drängten sich auch schon die ersten neugierigen Besucher vor dem Eingang, mussten aber erst einmal der Freisinger Gruppe "Sambabeat" den Vortritt lassen, die trommelnd über Festivalgelände zog, um jetzt auch ganz offiziell und für alle hörbar klarzumachen, dass es wieder zehn wirklich uferlose Tage in der Freisinger Luitpoldanlage werden sollen. Bis zum 20. Mai heißt es dort wieder umsonst und draußen, denn bis auf die drei Headliner mit "Nazareth" und "Uriah Heep" am gestrigen Freitagabend, Gerhard Polt (ausverkauft) und den Wellküren (13. Mai, 19 Uhr, Sparkassenzelt, es gibt noch Karten), ist der Eintritt zu den drei Veranstaltungszelten stets frei. Freisings neuem Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat es übrigens keine Probleme bereitet, die zeitgleich stattfindenden "Freisinger Gartentage" und das "Freisinger Uferlos-Festival" mit einer Ansprache zu eröffnen.
Als er das erledigt hatte, entledigte er sich angesichts des schwülwarmen Wetters seines durchgeschwitzten Hemdes und der Krawatte und schlüpfte schnell in ein Uferlos-T-Shirt. Später sollte er noch bei der Vertreter-Versammlung der "Freisinger Bank" sprechen. Da wolle er dann aber wieder mit Hemd erscheinen, sagte er, mit einem frischen natürlich.
Mit dem Sommerfeeling beim Uferlos-Festival ist es heute aber erst mal wieder vorbei: Pankratius hat sich angesagt, einer der Eisheiligen und er bringt Regen und gefühlte 13 Grad. Aufwärmen kann man sich beim Uferlos beispielsweise an einem Stand, der heiße Schokolade anbietet. Dazu schmeckt mit Sicherheit auch ein Crêpe. Ansonsten bietet das kulinarische Angebot thailändische, indische, türkische, italienische, ungarische und bayerische Kost.
Weihenstephan liefert in diesem Jahr das Bier und Brauereidirektor Josef Schrädler hofft, dass es auch reichlich konsumiert wird. "Schließlich finanziert sich das Festival damit." Wer will, kann sich aber auch an Wein, Cocktails und alkoholfreien Fruchtsäften gütlich tun. Man kann sich übrigens auch komplett neu einkleiden bei diesem Freisinger Uferlos-Festival. Die Modepalette ist in den meisten Fällen orientalisch-exotisch orientiert, bietet aber auch Ausflüge ins Bayerische - und vor allem viele Hüte.
Und wie wäre es mit einem Blick in die Zukunft? Auf Dienstleistungen dieser Art festgelegt hat sich Madeva, alias Jyoti G. Grüner. Handlesen und Kartenlegen, das ist ihr Metier. Wer es lieber sportlich mag, kann sich an einem Surfsimulator üben, sollte dafür aber vielleicht das Ende der Eisheiligen abwarten. Die Wetteraussichten für Freising in den nächsten Tagen: Nun, die 30-Grad-Marke wird wohl nicht mehr geknackt, aber die Uferlos-Macher können nach ersten Prognosen wohl - bis auf ein paar Ausnahmen - recht zuversichtlich sein.