Zehn Jahre "Frisinga Fratzen":Tanz der Hexen und Bestien

Mit Glocken, Trommeln und rotem Rauch ziehen beim Perchtenlauf gruselige Gestalten durch die Stadt.

Kerstin Vogel und Birgit Goormann-Prugger

- So manch ein Kind war sich zwischendrin dann doch unsicher: Waren die gruselig maskierten, zotteligen Gestalten mit ihren beeindruckenden Hörnern, den Ruten und dem ohrenbetäubenden Glockengeschepper, die da durch die Freisinger Innenstadt zogen, wirklich harmlos? Oder sollte man sich nicht doch lieber in der zweiten Reihe hinter den anderen Zuschauern verstecken und sich in sicherer Entfernung ein wenig gruseln?

Der Verein "Frisinga Fratzen" hatte am Samstagabend anlässlich seines zehnjährigen Bestehens zum ersten Freisinger Perchtenlauf gebeten - und damit zahlreiche Zuschauer in die Innenstadt gelockt. In dichten Reihen standen sie vom Bayerischen Hof bis zum Schiedereck, sorgsam gesichert von der Freisinger Feuerwehr und gerne bereit, sich auf den vom Huber Weissen her näher kommenden Zug der Hexen und tierischen Bestien einzulassen. Los ging es mit dem Nikolaus, dessen Begleiter die Perchten ja sind, gefolgt von den "Luzi Hexen" aus Landshut, schaurigen Weibsbildern, die vor dem Rathaus zum Hexentanz baten, während die übrigen Gestalten, rund 160 zum Teil auch aus Österreich angereiste Perchten und Hexen, ebenfalls tanzend auf den Weitermarsch warteten - in roten Rauchwolken und mit enormem Geläute und Gerassel.

Dumpfe Trommeln kündigten am Ende des Zuges schließlich die Frisinga Fratzen selber an. Von anderen Perchtengruppen unterscheidet sich die Freisinger Gruppe vor allem durch ihre beeindruckenden Landsknechttrommler. Geschult wurden sie von den beiden Freisinger "Trommelfachkräften" Roman Seehon und Uschi Freudigmann. Die "Frisinga Fratzen" ziehen also nicht nur mit Schellen- und Glockengeläut umher, sondern auch mit mystischen Rhythmen. Mittlerweile gehören zu der Gruppe acht trommelnde und 17 laufende Hexen und Perchten.

Werner Kinner ist der "Oberperchte" der "Frisinga Fratzen". Er hatte 2002 die Idee für die Gründung des Vereins, die er schließlich zusammen mit neun anderen Gleichgesinnten umsetzte. Die ersten Auftritte wurden mit zum Teil selbst gefertigten Masken und Kostümen, die aus Schaf- und Ziegenfellen genäht wurden, gestaltet. Im Laufe der Zeit wurden die Perchtenmasken und Kostüme immer professioneller - auch die ersten Hexen kamen dazu.

Innerhalb kürzester Zeit haben die "Frisinga Fratzen" ihren Bekanntheitsgrad auch über die Landkreisgrenzen hinaus steigern können. Sie treten mittlerweile bei Christkindlmärkten und Perchtenläufen in ganz Bayern, aber auch in Österreich und in der Schweiz auf. Die aktive Perchtenzeit beginnt Ende November und endet traditionsgemäß spätestens am 6. Januar. Die "Frisinga Fratzen" machen übrigens nicht allein aus Spaß an der Freud so viel Lärm, sondern auch für eine guten Zweck. Einen Teil ihrer Einnahmen spenden sie stets Hilfsbedürftigen in der Region: Zur Erinnerung an ihr zehnjähriges Bestehen haben die "Frisinga Fratzen" auch einen Jahreskalender für 2013 herausgebracht, in dem ein Großteil ihrer Masken abgebildet sind. Die Kalender liegen in Freising in der Buchhandlung Rupprecht, bei Grimm, beim Brillenmacher Kleindienst, im Musikhaus Pfefferkorn und in der Boutique "Amazing" aus.

Lärmende Umzüge mit Masken dämonischer Weiber, heidnischer Göttinnen sowie wilder und zahmer Tiere werden, gemeinsam mit anderen Sitten und Gebräuchen, schon um 500 nach Christus beschrieben. Die Perchten haben ihren Ursprung im alpenländischen Raum. Sie verkörpern allgemein zwei Gruppen: die "guten" Schönperchten, und die "bösen" Schiechperchten Wichtiges Utensil der Perchten ist die Glocke, mit der nach populärer Deutung der Winter - beziehungsweise die bösen Geister des Winters - ausgetrieben werden sollen. Die unheimlichen Gestalten gelten zudem trotz ihres schaurigen Aussehens als Glücks- und Segensbringer - was einige Hundert Besucher des Freisinger Perchtenlaufs am Samstagabend sicher gerne gehört haben.

Zehn Jahre "Frisinga Fratzen": Eingehüllt in Rauch und begleitet von scheppernden Glocken und dumpfem Getrommel haben die Perchten am Samstagabend dem Freisinger Christkindlmarkt eine ganz besondere Note verliehen. Einige Hundert Bürger wollten den von den "Frisinga Fratzen" erstmals organisierten Umzug sehen - und waren am Ende begeistert von dem bunten und lauten Spektakel.

Eingehüllt in Rauch und begleitet von scheppernden Glocken und dumpfem Getrommel haben die Perchten am Samstagabend dem Freisinger Christkindlmarkt eine ganz besondere Note verliehen. Einige Hundert Bürger wollten den von den "Frisinga Fratzen" erstmals organisierten Umzug sehen - und waren am Ende begeistert von dem bunten und lauten Spektakel.

(Foto: Marco Einfeldt)
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