Wo Dienstkleidung Sinn macht:"Ich muss in der Früh wenigstens nicht lange überlegen"

Ob Polizist oder Flugbegleiterin, in vielen Berufen bleibt einheitliche Arbeitskleidung. Und erleichtert den Alltag

Von Laura Dahmer

In vielen Büros wird sich von strengen Kleiderordnungen verabschiedet. Der Schlips bleibt im Schrank, der Rollkragenpulli ersetzt das Hemd und statt der Anzugshose kommt die Chino. Doch während in Freising sogar die Banken als letzte Bastion der Kleidervorschriften fallen, tragen Menschen anderswo weiter vorgeschriebene Kleidung. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Es wäre schließlich eine komische Vorstellung, wenn Polizist Michael Ertl einen Hausfriedensbruch aufnimmt und dabei Pullunder trägt, Pfarrer Peter Lederer in Jeansjacke predigt oder Stewardess Jana Zierdt sich die Schwimmweste bei der Sicherheitseinweisung vor Abflug über ihr Sommerkleid schmeißt. Polizisten, Pfarrer und Flugbegleiter - es gibt sie, diese Berufe, in denen Uniform und Dienstkleidung Pflicht sind. Wie finden das diejenigen, die sie tragen müssen?

Wenn Michael Ertl morgens vor seinem Kleiderschrank steht, hat er nicht viel Auswahl. Es ist die immer gleiche dunkelblaue Hose mit den hellblauen Streifen, schwarze Schuhe, der schwere, schwarze Waffengürtel und die Mütze mit dem Polizeiwappen des Freistaats. Einzig beim Hemd hat er die Wahl zwischen weiß und blau - aber auch da sollte die Entscheidung klar sein, noch am Vortag wurde das mit den Kollegen abgesprochen. Die Polizei in Freising soll schließlich einheitlich auftreten. Ertl ist stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion, die Uniform gehört zu seinem Berufsalltag. Und er ist froh darüber. "Ich muss in der Früh wenigstens nicht lang überlegen, was ich anziehen soll", sagt er lachend. Was er trägt, ist genauestens vorgeschrieben. "Und sieht nicht aus wie bei Hubert und Staller im Fernsehen", bemerkt er und fügt an, dass er natürlich manchmal gerne eine persönliche Note in seinem Kleidungsstil verpacken würde. "Aber die Uniform hat ja auch ihren Grund: Damit die Leute auf der Straße eben nicht Michael Ertl sehen, sondern einen Polizisten."

Dienstkleidung schützt auch vor Schmutz und Gerüchen

Auch Simone Zink mag ihre Dienstkleidung. Lieber trägt sie den Schlupfkasack, als dass Gerüche oder Schutz des Arbeitsalltags auf ihrer privaten Kleidung landen. Als Pflegekraft des Bayerischen Roten Kreuzes muss sie damit rechnen, dass ihre Klamotten dreckig werden. Auch dementen Patienten gäbe die vorgeschriebene Kleidung Sicherheit und mache die Arbeit einfacher. "Deswegen hat mich das noch nie genervt. Auch, wenn es im Sommer echt heiß werden kann", sagt sie schmunzelnd. Außerdem kennt sie noch schlimmere Zeiten: "Als ich früher in der Klinik gearbeitet habe, hatten wir Schürzen, die wir hinten binden mussten." Dann doch lieber die gemütlichen T-Shirts, Fleece- und Softshelljacken des Roten Kreuzes.

Pfarrer Peter Lederer trägt seine Amtskleidung, Talar oder Messgewand, oft nur eine halbe Stunde am Tag, im Gottesdienst. "Die anderen 23,5 Stunden laufe ich gut gepflegt und bürgerlich herum, aber ohne Vorschriften", sagt er. Gut gepflegt und bürgerlich, das heißt: Anzug und Krawatte. Im Büro ersetzt er das Sakko manchmal durch eine Strickjacke. Auf die Frage, ob er am Schreibtisch oder zu Hausbesuchen nie Amtskleidung trage, reagiert der Pfarrer des Pfarrverbands Sankt Korbinian irritiert. "Was soll ich denn da im Talar? Da bin ich ja nicht in kirchlicher, sondern auch in privater Funktion."

Persönliche Akzente setzt man mit Accessoires

Im Gegensatz zu Lederer trägt Jana Zierdt ihre Dienstuniform schon auf dem Weg zum Flughafen und legt sie erst im Hotel ab. Die Flugbegleiterin der Lufthansa schätzt ihre Uniform: "Morgens hat man ein Problem weniger, und auch für die Arbeit in der Crew ist es toll. Man fühlt sich sofort zusammengehörig." Streifen auf den Ärmeln signalisieren dem Team den Dienstgrad. Der Kapitän trägt vier Streifen, von da an wird mit der Zahl der Streifen auch der Dienstgrad niedriger. Zierdt ist Purser, also Kabinenchefin, und trägt zwei, einen dicken und einen dünnen. Trotz Dienstkleidung könne sie ihre Persönlichkeit ausdrücken. Von Hose und Rock über Tops und Blusen bis hin zu Sakkos und Winterjacken - wie sie sich ihr Outfit zusammenstellt, bleibt der 31-Jährigen überlassen. Sie setzt ihre persönliche Note gern mit dem Halstuch: "Manchmal trage ich das mit einer großen Schleife, mal ganz locker um den Hals gebunden", meint Zierdt.

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