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Wissenschaftler suchen nach Lösungen:Strategien gegen Preisverfall und Überproduktion

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Der Weihenstephaner Professor Alois Heißenhuber leitet die neue Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt

Von Petra Schnirch, Freising

Der emeritierte Weihenstephaner Professor Alois Heißenhuber hat eine neue Aufgabe übernommen: Er leitet die neu berufene Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt (KLU). Das unabhängige Expertengremium hat sich ein großes Ziel gesteckt: In den kommenden zwei Jahren wollen die Fachleute Vorschläge erarbeiten, wie sich landwirtschaftliche Produktion und Umweltschutz besser in Einklang bringen lassen. Der 13-köpfigen Expertenrunde gehören mit Annette Freibauer von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Kurt-Jürgen Hülsbergen - er leitet den Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme an der TU München - zwei weitere Freisinger Wissenschaftler an.

Auf der einen Seite ist die Landwirtschaft Lebensmittellieferant und produziert nachwachsende Rohstoffe zur Energiegewinnung. Andererseits sei sie einer der größten Verursacher negativer Umweltfolgen, kritisiert Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts. Die Bauern selbst befänden sich in einer prekären Lage - "gefangen zwischen Preisverfall und Mehrproduktion". Die KLU will aufzeigen, welche Perspektiven für die Landwirtschaft langfristig bestehen und welche Rahmenbedingungen verändert werden müssen.

"Generell kann es auf Dauer nicht gut gehen, dass wir Lebensmittel zwar außerordentlich billig einkaufen können, deren Erzeugung aber auf Kosten der Umwelt, der Tiere und nicht zuletzt auch auf Kosten der in der Landwirtschaft tätigen Menschen geht", sagt Heißenhuber. Die Kommission will zunächst relevante Studien auswerten, die Ergebnisse sollen 2017 bei einem Workshop vorgestellt werden. Danach geht es an die eigentliche Arbeit, "um die Möglichkeiten auszuloten und Strategien zu entwickeln, die auch umsetzbar sind", erklärt Heißenhuber. Geplant sind Gespräche mit Personen aus verschiedenen Bereichen, auch Handel und Verbraucher sollen einbezogen werden, da von dieser Seite, etwa beim Tierschutz, immer wieder Impulse kommen, mehr zu tun, als der gesetzliche Rahmen vorgibt. Als Beispiel führt der Agrar-Experte Eier von Hühnern aus Käfighaltung an: Als Frischeier gebe es sie nirgendwo mehr zu kaufen, nicht einmal mehr beim Discounter. Sie seien ausgelistet worden, obwohl der Verkauf noch erlaubt wäre.

Heißenhuber, Jahrgang 1948, hatte an der TU München in Weihenstephan von 1996 bis 2013 den Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaus inne. Er war und ist Mitglied in verschiedenen Expertengremien. Seit seiner Emeritierung hält er Vorträge, organisiert Reisen für einen Kreis ehemaliger Studenten, bearbeitet Forschungsvorhaben, aktuell eines im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz. Er ist Mitglied im Deutschen Rat für Landespflege sowie im Wissenschaftlichen Kuratorium der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum.

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Quelle:
SZ vom 31.12.2016
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