Widerstand gegen dritte Startbahn:Pullinger fürchten den Lärm

Freisinger SPD fordert Moratorium für die dritte Startbahn - Ewald Schurer nennt Bedarfsprüfung der Regierung holprig

Kerstin Vogel

Die Freisinger SPD hat am Mittwoch mit dem Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer und einigen Pullingern den Ruf nach einem Moratorium für die dritte Startbahn erneuert. Angesichts der "holprigen Bedarfsprüfung" durch die Regierung und der ungesicherten Finanzierung müssten die Ausbaupläne auf Eis gelegt werden, sagte Schurer bei einem Besuch in Pulling. Gleichzeitig appellierte er an die Startbahngegner, im Widerstand weiter an einem Strang zu ziehen, quer durch alle Parteien, "als einige Flughafenregion".

Die Baugenehmigung für die dritte Startbahn bereitet auch den Bürgern in Pulling massive Sorgen - und das nicht nur, weil in dem Freisinger Ortsteil das Förderschulzentrum des Landkreises künftig direkt überflogen wird, wie SPD-Stadträtin Eva Bönig zu bedenken gab. "Unsere Kinder gehen hier auch zur Schule", ergänzte eine Mutter aus Pulling, auch sie würden von den laut Bönig "ganz sicher überschrittenen Grenzwerten" betroffen. Das werde die Stadt in ihrer Klage gegen den Flughafenausbau natürlich mit anführen, versicherte Bönig, die im März 2012 neue Freisinger Oberbürgermeisterin werden will. Getroffen hatten sich die SPD-Politiker mit den Pullingern an dem Trauerbaum, der mitten im Ort darauf aufmerksam macht, wie sehr die Bürger hier schon jetzt unter dem Fluglärm leiden. Künftig müsse man mit weit über 500 Flugbewegungen in nur 300 Metern Höhe rechnen, informiert ein Plakat neben der verdörrten Tanne mit den schwarzen Schleifen. "Ein paar Lobbyisten machen uns das Leben zur Hölle", formulierte es Martin Widhopf für die Pullinger Bürgerinitiative. Er erneuerte die Kritik an der Vereinbarung, die für den Bau des Terminalsatelliten zwischen Lufthansa und Flughafengesellschaft getroffen worden sei. Die Airline sei verpflichtet worden, für die Auslastung des Neubaus zu sorgen, so Widhopf: "Das ist ein Lumpenstück." Seine Forderung: Es gelte die Bahn zu fördern, denn diese sei schneller, billiger und umweltfreundlicher.

Endlich den Ringschluss fertigstellen und einen Fernbahnhof bauen, das will auch Schurer. Wer eine Energiewende wolle, müsse den Verkehr auf die Schiene bringen. Am Münchner Flughafen seien die Grenzen des Wachstums erreicht, sagte der Abgeordnete weiter. Es gebe niemanden in München und dem Umland, der als Tourist nicht die optimale Anbindung habe. Wenn behauptet werde, dass es mehr Flugbewegungen brauchen, "ist das eine glatte Lüge". Von der SPD im Landtag erwartet Schurer nun, dass sie sich an den Beschluss des Landesparteitags hält, der die Startbahn im Juli 2009 mit großer Mehrheit abgelehnt hat. Auch in der Münchner Stadtratsfraktion der Genossen seien nicht alle von dem Ausbau überzeugt, so Schurer. OB Ude halte allerdings an dem alten Kurs fest.

Eine Äußerung Udes vom Januar 2010 war es auch, die eine Bürgerin auf das Moratorium brachte. Tatsächlich hatte das Münchner Stadtoberhaupt im Februar 2010 ein mehrjähriges Moratorium angedeutet, falls die FMG die dritte Startbahn nicht aus eigener Kraft finanzieren könne. Der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard Roos hatte das im Herbst 2010 aufgegriffen - und nun wollen sich offenbar die Genossen im Landkreis diese Forderung zu eigen machen, wohl auch, um einen baldigen Baubeginn zu verhindern. Nach Schurers Einschätzung wird es vor den Landtagswahlen 2013 dazu aber ohnehin nicht kommen. Ministerpräsident Seehofer habe "die Hosen gestrichen voll, dass es sonst zu einer Rebellion in ganz Oberbayern kommt."

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