Wettbewerb:Freising sucht den insektenfreundlichsten Garten

Wettbewerb: Die Jury um Manfred Drobny (Zweiter von links) ist im Garten von Werner Back (Zweiter von rechts) auf der Suche nach Insekten.

Die Jury um Manfred Drobny (Zweiter von links) ist im Garten von Werner Back (Zweiter von rechts) auf der Suche nach Insekten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bund Naturschutz und Stadt suchen in einem Wettbewerb Freisings insektenfreundlichste Gärten. Die Grundstücke der Teilnehmer sind unaufgeräumt, bieten aber eine große Pflanzenvielfalt und Lebensraum für viele Schmetterlinge.

Von Gudrun Regelein, Freising

Geschickt schwingt Manfred Drobny einen Kescher durch die Luft. Nachdem eine Biene wieder in die Freiheit entlassen wurde, wird der Fang begutachtet. Neben einem Grashüpfer finden sich eine Wanze und ein Schachbrett, ein seltener Schmetterling. "Das machen wir, um zu sehen, wie viele Insekten da sind", erklärt Drobny. Der Umweltreferent Freisings ist an diesem heißen Samstagvormittag gemeinsam mit drei anderen Experten - Michael Gebhardt vom Lehrstuhl für Zoologie an der TU München, Elisabeth Lex-Wagner vom Stadtplanungsamt und Inge Steidl vom Bund Naturschutz Freising - auf einer Gartenbesichtigungs-Tour quer durch Freising. Gemeinsam werden die Gärten und Balkone begutachtet und bewertet, die bei dem Wettbewerb "Insektenfreundliche Gärten Freising", der zum diesjährigen Freisinger Umwelttag ausgelobt wurde, in die Endrunde kamen. Erste Station ist der Garten der Familie Back in Vötting.

"Unser Ziel ist, Best-Practice-Gärten zu finden", sagt Drobny. Also solche, die insektenfreundlich sind, nicht die "Kiesgärten mit gepflanzten Antennen in Form von Zypressen". Tatsächlich erscheint der riesige Garten, der sich auf etwa 1000 Quadratmeter erstreckt, nicht aufgeräumt. Einen kurzgemähten Rasen und akkurat angelegte Blumenrabatte sucht man hier vergeblich. Was man dagegen findet, ist aufgeschichtetes Totholz, in dem sich Insekten wohlfühlen. Und blühende Wiesen mit der Bunten Kronwicke, Majoran und Skabiosen. "Das ist toll, diese Pflanzenvielfalt. Für Schmetterlinge ideal", sagt Inge Steidl begeistert und macht sich eine Notiz auf ihrem Bewertungsbogen.

Und tatsächlich flattern verblüffend viele Schmetterlinge durch die Lüfte. "Ich habe in meinem Garten schon 40 verschiedene Tagfalterarten gesehen", sagt Werner Back mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Darunter auch den Großen Schillerfalter und den Himmelblauen Bläuling. Als er dann noch erwähnt, alleine sieben verschiedene Bläulinge in seinem Garten zu haben, ist von den Jurymitgliedern ein anerkennendes Raunen zu hören. Wie er denn seinen Garten pflege, wird Back gefragt. Er mähe zweimal im Jahr, einmal im Juli und einmal im Herbst - aber immer nur halbseitig, antwortet er. Ansonsten bleibt der Garten mehr oder weniger der Natur, sich selber, überlassen. Nur manchmal sät Back etwas mit Natursamen an oder pflanzt etwas neu an.

Der Wettbewerb als Anregung für andere Gartenbesitzer

Er habe seinen Garten bewusst anders gestaltet, erzählt Werner Back. "Ich wollte ein Biotop schaffen, in dem sich beliebig viele Insekten und Tiere vermehren können." So hat er beispielsweise Zitterpappeln gepflanzt, die die Schmetterlinge mögen. Weshalb er an dem Wettbewerb teilnimmt? "Ich habe die Ausschreibung gelesen und fand die Idee gut", antwortet Back. Vielleicht könne sein Garten ja auch für andere Menschen eine Anregung sein.

Weiter geht es zur nächsten Station, dem Schrebergarten von Ilse Hoyer. Die kleine Parzelle, Grabeland der Stadt Freising, liegt auch in Vötting. "Ich habe hier ein gescheites Durcheinander", sagt Hoyer. Ursprünglich sollte es ein Gemüsegarten werden, im nahen Treibhaus zieht sie gerade auch Feuerbohnen. In dem kleinen, von einem selbst gebauten Weidenzaun umgebenen Feld findet sich dann aber tatsächlich Allerlei. Borretsch beispielsweise, eine "gute Insektenpflanze", daneben wuchernder Rucola und Salatpflanzen. "Ich lasse hier allem seinen Lauf", sagt Hoyer fröhlich.

32 Einsendungen gab es insgesamt

Noch sieben andere Gärten und Balkone werden die Jurymitglieder an diesem Tag besuchen. Insgesamt 32 Einsendungen habe es für den Wettbewerb gegeben, berichtet Anna Balling vom Stadtplanungs- und Umweltamt, die für die Organisation zuständig ist. Vier Kategorien gibt es bei dem Wettbewerb: Hausgärten, Schrebergärten, Balkone und Firmengärten. Bewertet werden unter anderem die Grünpflege, die diversen Biotope und die Insektenvielfalt. Die Idee zu dem Wettbewerb kam ihm schon vor mehr als einem Jahr, erzählt Manfred Drobny. Damals hörte er einen Vortrag vom Macher der Krefelder Studie zum Insektensterben, die ein enormes Echo hervorrief. "Das Thema ging mir nicht mehr aus dem Kopf", sagt Drobny. Bis ihm der Gedanke mit den insektenfreundlichen Gärten kam, denn auch jeder Gartenbesitzer könne einen eigenen, kleinen Beitrag leisten, das Insektensterben aufzuhalten und die Artenvielfalt zu erhalten. Der Bund Naturschutz Freising, dessen Geschäftsführer Drobny ist, habe sich dann entschlossen, das Ganze als Wettbewerb mit der Stadt Freising anlässlich des schon traditionellen Umwelttages umzusetzen. Aus diesem ist in diesem Jahr eine ganze Woche unter dem Leitthema "Insektenvielfalt - Freising blüht auf" geworden.

Auftakt war am Montag mit der Eröffnung der Ausstellung "Tatort Garten - Ödnis oder Oase" im Foyer des Verwaltungsgebäudes in der Amtsgerichtsgasse. Am Samstag, 13. Juli, werden dann die Gewinner des Wettbewerbs gegen 10.30 Uhr im Bereich des Roider-Jackl-Brunnens vorgestellt und prämiert.

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